Eine bunt gemischte Gesellschaft

Trier-Süd · Trier-Süd hat alles, außer Platz. Ortsvorsteherin Jutta Föhr erzählt im TV-Gespräch zur Stadtteiltour, warum sie gerne eine Quartiersgarage bauen würde.

 Klagt nicht über den Verkehr und will eine Quartiersgarage bauen: die Trier-Süder Ortsvorsteherin Jutta Föhr. Tv-Foto: Fridemann Vetter

Klagt nicht über den Verkehr und will eine Quartiersgarage bauen: die Trier-Süder Ortsvorsteherin Jutta Föhr. Tv-Foto: Fridemann Vetter

Trier-Süd. Auf ihren Stadtteil lässt sie nichts kommen: Jutta Föhr, Ortsvorsteherin, schwärmt im Interview mit TV-Redakteur Michael Schmitz von Trier-Süd.
Welches ist der schönste Trierer Stadtteil und warum?
Jutta Föhr: Natürlich Trier-Süd. Der Stadtteil ist so vielseitig, hat schöne alte Häusersubstanz. Es gibt eine bunt gemischte Gesellschaft, die hier lebt. Die Infrastruktur ist gut, man hat alles, was man zum Leben braucht, in der Nähe. Es ist nicht weit in die Innenstadt. Wir sind nah an der Mosel - was will man mehr.
Zur Mosel kommen wir später noch. Bei den statistischen Daten, die uns die Stadt zur Verfügung gestellt hat (TV vom Montag, 1. September), wurde unterschieden zwischen den Stadtbezirken Barbara und Sankt Matthias. Spielen die Bezirke noch irgendeine Rolle im Alltag?
Föhr: Früher war das kirchlich getrennt. Die Bewohner des Barbara-Viertels gingen nach Herz Jesu, Matthias in die Abtei. Heute ist das aber zusammengewachsen. Die Hohenzollernstraße ist nicht mehr so eine Grenze wie früher, so empfinde ich das jedenfalls. Vielleicht gibt es andere, die das noch anders sehen - aber ich glaube, Trier-Süd ist mittlerweile ein Stadtteil.
Bei der Fahrt durch Trier-Süd stellt man in Saar- und Matthiasstraße eine ungewöhnlich hohe Kneipendichte. Woher kommt das? Haben Sie da irgendeine Erklärung?
Föhr: Nein. (lacht) Mein Vater hat früher schon gewitzelt und immer gesagt: Du kannst vier Wochen jeden Abend woanders ein Bier in Trier-Süd trinken. Ganz so viele sind das heute nicht mehr, aber zwei Wochen lang ginge das sicher noch. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass es früher hier ja eine Zigarettenfabrik gab mit vielen Arbeitern. Und wir hatten die Casparybrauerei, die hier auch viele Kneipen hatte. Sonst fällt mir keine Erklärung ein.
Hängt es vielleicht mit dem hohen Studentenanteil zusammen?
Föhr: Ich glaube, die wandern abends eher Richtung City ab. Wenn ich abends im Viertel unterwegs bin, treffe ich da altersmäßig doch so eher meine Preisklasse, bisschen älter und bisschen jünger vielleicht. Es gibt ja auch eine ganze Reihe von guten Speiselokalen, darunter auch einige internationale.
Kommen wir zur weniger schönen Seite: In allen Interviews zu den Stadtteiltouren haben die Ortsvorsteher über den Verkehr geklagt. Ist das bei Ihnen auch so?
Föhr: Bei uns ist es nicht so sehr der Durchgangsverkehr - denn wo soll der denn hin? Wir können natürlich die Saarstraße verkehrsberuhigen, dann haben wir den Verkehr zusätzlich am Pacelliufer. Das bringt uns nicht nennenswert weiter. Außerdem: Wenn die Saarstraße und die Matthiasstraße als Verkehrsader nicht funktionieren, machen die Einzelhändler oder die Supermärkte auch irgendwann dicht, dann haben wir nichts gewonnen. Das größte Problem bei uns sind die Parkplätze. Es gibt so viele alte Häuser, in denen heute ganz viele Parteien wohnen, die alle mobil sind, aber es gibt viel zu wenige Parkplätze. Es gibt keinen Platz für Parkplätze. Wir sind einwohnermäßig der viertgrößte Stadtteil, flächenmäßig der zweitkleinste. Wir können uns auch nirgendwohin ausdehnen.
Die vierspurige Uferstraße trennt die Stadt ja wie ein Wall von der Mosel. Nun gibt es ja zumindest einige Projekte, die im Rahmen von Stadt am Fluss laufen - aber fast alles spielt sich in Trier-Nord ab. Wie kommt auch Trier-Süd mal näher an die Mosel?
Föhr: Das ist sehr schwierig. Das ist ja ein Hochwasserschutzdamm, der ist ja nicht umsonst gebaut worden. Man kann ihn nicht einfach wegnehmen, sonst steht das Hochwasser in der Stadt. Natürlich könnte man mehr Verbindungen schaffen, etwa mit Tunnellösungen - aber das wäre natürlich sehr teuer. Mehr Ampelübergänge für Fußgänger zu machen, lässt den Verkehrsfluss am Ufer wieder stocken.Tv-Stadteiltour Trier-Süd


Noch mal zum Thema Verkehr: In Saar- und Matthiasstraße gibt es ja seit kurzem testweise Tempo 30 nachts zwischen 22 Uhr und 6 Uhr morgens. Kennen Sie denn jemanden, der sich daran hält?
Föhr: Ich fürchte, es gibt ziemlich viele, die sich nicht dran halten. Es gibt ja heute schon so viele Schwachmaten, die mit ihren getunten Autos extra Gasgeben, weil sich das so schön anhört in der Saarstraße. Ich bin skeptisch, ob das was bringt. Würde mich aber natürlich freuen, wenn es doch so wäre.
Kam die Initiative dazu denn von Anwohnern? Hatten Sie vorher viele Beschwerden?
Föhr: Bei mir eigentlich weniger. Viele alteingesessene Bewohner sind an die Belastung gewöhnt, haben Lärmschutzfenster, haben die Schlafzimmer nach hinten gelegt. Beschwerden kommen eher von Zugezogenen.
Gedankenspiel: Der Oberbürgermeister gewinnt im Großstadtlotto, verteilt das Geld großzügig in den Stadtteilen. Trier-Süd bekommt eine Million Euro. Was würden Sie damit machen?
Föhr: Nur eine Million? Bei der Stadtteiltour Pfalzel gab es vier Millionen (lacht)!
Na gut, sagen wir zwei Millionen.
Föhr: Was ich auf jeden Fall gerne hätte, wäre eine geeignete Räumlichkeit für ein Jugendzentrum, in dem offene Jugendarbeit möglich ist. In dem die Jugendlichen auch mal ungestört eine Fete feiern und sich treffen können. Da ist Bedarf für die älteren - der Jugendtreff Südpol geht ja nur bis zwölf. Und wenn es zwei Milliönchen sind, dann könnten wir vielleicht noch irgendwo eine Quartiersgarage bauen.
Am Wochenende wird in Trier-Süd gleich doppelt gefeiert: einmal in Saar- und Matthiasstraße von den Händlern und einmal im Schammatdorf. Wo trifft man denn die Ortsvorsteherin?
Föhr: Um 14 Uhr bin ich natürlich bei der Interessengemeinschaft für die Südstadt, weil ich das Fest eröffnen darf. Und ich werde mich natürlich auch später mal aufs Fahrrad schwingen und ins Schammatdorf fahren. mic

volksfreund.de/stadtteiltour
Extra

Jutta Föhr ist eine waschechte, eingeborene Trier-Süd-Bewohnerin. Seit 2004 ist sie im Stadtrat, seit 2008 ist sie Ortsvorsteherin. Bei der jüngsten Kommunalwahl setzte sich die SPD-Politikerin in der Stichwahl gegen die CDU-Bewerberin Daniela Poss durch. Föhr ist 55 Jahre alt und ledig. Sie arbeitet beim Landesuntersuchungsamt. mic

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