Trier. Gastfreundschaft schenken - so kann man den Hauptnutzen von Couchsurfing auf den Punkt bringen. Ein einfacher, aber doch genialer Gedanke steckt hinter dem Konzept der weltweiten Couchsurfer-Gemeinschaft: Menschen aus allen Kontinenten vernetzen sich über das Portal, bieten Reisenden kostenlose Übernachtungen auf der Couch oder im Gästebett an und werden selbst bei ihren Reisen von anderen Mitgliedern willkommen geheißen.

"Das Schöne an Couchsurfing ist, dass es dabei nicht um Geld geht wie bei einer Mitfahrgelegenheit", erklärt Karsten Przybilla. Der in Berlin aufgewachsene 27-Jährige studiert im fünften Semester Psychologie an der Universität Trier. Seit Mai 2008 ist er ein Couchsurfer - einer von derzeit rund 450 aus Trier und Umgebung, die meisten davon Studenten. Mit ein paar Klicks kann man sich bei dem englischsprachigen Portal gratis anmelden, einige Fotos hochladen und den anderen Mitgliedern Informationen über sich selbst, die eigene Gegend und die Art des Schlafplatzes, den man anbietet, geben. "Ich hatte bisher sieben Couchsurfer bei mir zu Gast, darunter zwei Pärchen", sagt der Student, der für die Übernachtung, so wie es üblich ist, kein Geld verlangt hat. "Was sich eingebürgert hat, ist, dass man ein kleines Gastgeschenk, etwa deutsche Schokolade oder deutschen Wein, für besonders sympathische Gastgeber da lässt". Doch Couchsurfen bedeutet nicht einfach nur das Nutzen eines kostenlosen Schlafplatzes: Meistens kochen Gäste und Gastgeber miteinander, tauschen sich über die jeweiligen Kulturen aus und erhalten Tipps der Einheimischen, die über das übliche Reiseführer-Wissen hinausgehen. Seinen ersten Aufenthalt in Trier hat Karsten Przybilla durch Couchsurfing absolviert: "Ich war fünf Tage hier zur Wohnungssuche".

Die Mitgliedschaft bei Couchsurfing ist kostenlos; zur Finanzierung der Seite werden jedoch Spenden erbeten. Eine Verpflichtung zur Aufnahme von Gästen geht man mit der Anmeldung nicht ein. "Wichtig ist auf jeden Fall gegenseitiges Vertrauen", sagt Przybilla (siehe Extra: Wie sicher ist Couchsurfing?).

Manche Couchsurfer bieten keinen Schlafplatz an, dafür jedoch die Möglichkeit, sich auf einen Kaffee zu treffen und dem Gast die eigene Stadt zu zeigen. Die Suche nach einem geeigneten Schlafplatz kann mitunter etwas dauern, besonders in beliebten Reisezielen.

Karsten Przybilla freut sich derweil auf seinen nächsten Besuch: In den nächsten Tagen kommt ein Couchsurfer aus Brasilien, den er beherbergen und dem er Trier zeigen wird. Seine Bilanz als Couchsurfer ist sehr positiv: "Dadurch habe ich günstig das richtige Italien und Brasilien kennengelernt".

Extra Wie sicher ist Couchsurfing? Datenschutz: Mit der Anmeldung stimmt der Nutzer zu, dass der Betreiber alle Angaben und Fotos frei verwenden, verändern und weitergeben darf. Deutsche Datenschutzrichtlinien gelten bei dem US-Portal nicht. Missbrauch als Singlebörse: Es gibt nach Angaben einiger Nutzer in Internetforen einzelne Nutzer, die das couchsurfing.org etwa als Singlebörse missbrauchen. Die Internetexpertin der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz Barbara Steinhöfel sagt hingegen: "Beschwerden über irgendwelche missbräuchliche Nutzungen sind uns nicht bekannt". Auch bei der Polizeidirektion Trier sind keine Fälle von Diebstahl oder Belästigungen im Zusammenhang mit dem Portal bekannt. Im März 2009 wurde in England ein Fall öffentlich: Eine Couchsurferin aus Hongkong war bei ihrem Aufenthalt von einem Gastgeber vergewaltigt worden. Tipps zur Gastgeberwahl: Nach der ersten Anfrage über das Portal sollte mal per E-Mail oder Telefon Kontakt zu dem anderen Mitglied aufnehmen, sich dessen Profil und vor allem die Bewertungen früherer Gäste des Nutzers anschauen. couchsurfing.org bietet einige Sicherheitschecks wie etwa Verifizierungen der Identität (kostenpflichtig) oder persönliche Referenzen und Bürgschaften an. Frauen können zudem angeben, dass sie nur Frauen bei sich aufnehmen wollen.