Eine echte Chance

Warten fällt manchmal schwer. Im Wartezimmer, beim Anstehen an der Ladenkasse, vor der roten Ampel oder im Verkehrsstau kann das Warten zu einer lästigen Angelegenheit oder nervenaufreibenden Geduldsprobe werden. Bei genauerem Hinsehen kann man dem Warten aber auch Positives abgewinnen. Wer wartet, der rechnet damit, dass noch etwas kommt, etwas Neues, Überraschendes, Unvorhergesehenes. Warten kann Spannung und Neugier auslösen und trägt damit zur Lebendigkeit bei. Der Advent ist die Zeit des Wartens. Diese Zeit will daran erinnern, dass es noch etwas gibt jenseits unserer Anstrengungen und unseres Alltags, etwas das wir noch nicht kennen, das neu ist, überraschend und spannend. Christen warten im Advent auf die Ankunft des Herrn. Diese Ankunft ereignet sich jeden Tag neu, in Begegnungen mit Menschen, in Gesprächen und Erfahrungen, die uns nachdenklich machen und neue Möglichkeiten aufscheinen lassen. Dadurch kann das Leben aus dem Alt-Eingefahrenen herausgerissen und zu "neuen Ufern" geführt werden. Es kommt aber darauf an, eine "Antenne" für die tieferen Signale des Lebens zu besitzen. Das bewusste Warten als Einübung in die Stille, als Abstand-Gewinnen und Zur-Ruhe-Kommen kann eine solche "Antenne" sein, die die spannenden Seiten des Lebens neu erfahrbar werden lässt Der Advent als Zeit des Wartens - eine echte Chance! Michael Bollig Hochschulpfarrer in Trier

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