Eine Energieleistung der Region

Als erste Gebietskörperschaft hat der Kreis Trier-Saarburg am Montag der Gründung einer Energieagentur für die Region Trier zugestimmt. Die Entscheidung fiel im Kreistag mehrheitlich bei acht Nein-Stimmen und drei Enthaltungen.

 Strom vom Dach: Auch dies soll die Agentur künftig fördern. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Strom vom Dach: Auch dies soll die Agentur künftig fördern. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Trier. Im Vorfeld der Kreistagssitzung hatten die Kreisausschüsse der Kreise Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich, Eifelkreis und Vulkaneifelkreis sowie der Steuerungsausschuss der Stadt Trier die Grundlagen für die Energieagentur in punkto Aufgabenkatalog, Personal, Finanzen und Organisation abgesteckt.

Stadt Trier hat die Federführung



Die Agentur soll unter Federführung der Stadt Trier im Umweltzentrum der Handwerkskammer in Trier zunächst für den Zeitraum von dreieinhalb Jahren als GmbH mit angegliedertem Förderverein betrieben werden. Es wird ein Zuschuss von 250 000 Euro von der Europäischen Union (EU) erwartet; Kreise und Stadt beteiligen sich mit einer Umlagenzahlung, die sich an der Einwohnerzahl orientiert. Die Beiträge laufen über drei Jahre; der Kreis Trier-Saarburg wird sich mit 35 300 Euro jährlich, also insgesamt 105 900 Euro, beteiligen. Die zunächst mit vier Mitarbeitern ausgestattete Energieagentur soll nicht nur für Kommunen, private Bauherren und Hausbesitzer da sein, auch Fachleute wie Architekten und Ingenieure sollen von dem Service rund ums Energiesparen profitieren. Neben den Gebietskörperschaften gehören die Handwerkskammer sowie RWE und Stadtwerke Trier zu den Gesellschaftern. Die Stelle soll für konzeptionelle und operationelle Energiefragen genutzt werden, unter anderem in den Bereichen Projektinitiierung und -begleitung, Qualitätssicherung, Beratung, Weiterbildung, Netzwerkaufbau und Öffentlichkeitsarbeit.

Die Agentur könne nun in den nächsten 42 Monaten ihre Produktivität beweisen, sagte CDU-Fraktionschef Bernd Henter. Die Personalreduzierung (zunächst waren neun Mitarbeiter vorgesehen) findet der Christdemokrat richtig; so werde auch kein neuer Verwaltungsapparat mit mehr Bürokratie aufgebaut. Das operative Geschäft müsse im Vordergrund stehen, betonte SPD-Fraktionsvorsitzender Alfons Maximini. Wie Henter und auch FDP-Sprecher Claus Piedmont hält es Maximini für wichtig, dass mit der Agentur keine Konkurrenz zu privaten Energieberatern oder Verbraucherzentralen aufgebaut wird.

Hugo Kohl von der Freien Wählergemeinschaft (FWG) ist froh, dass "in der Region an einem Strang gezogen wird" und die EU-Zuschüsse trotz geänderter Rahmenbedingungen in unveränderter Höhe fließen sollen. Kurz und bündig erläuterte Paul Port die Zustimmung der Grünen: "Die Energieagentur ist eine urgrüne Forderung."

In einer persönlichen Erklärung begründete Helmut Schneiders (SPD) sein Nein zur Beratungsstelle. Die Agentur mache freien Beratern Konkurrenz und verzerre als staatliche Einrichtung den Wettbewerb. Schneiders: "Mit diesem Budget müssen Ingenieurbüros auskommen, die acht Beschäftigte haben."

Meinung

Einmalige Chance

Mit der Energieagentur bietet sich der Region Trier die einmalige Chance, auf einem der wichtigsten Zukunftsfelder vorne mitzumischen. Der breite konzeptionelle Ansatz und die Tatsache, dass hier eine ganze Region partnerschaftlich mitrudert, dürfte letztlich die EU zu dem Förderzuschlag bewogen haben. Immerhin wurden aus europaweit 400 Anträgen nur sechs Agenturen ausgewählt. Sicherlich mussten einige Gebietskörperschaften von den eigenen Vorstellungen abweichen und Kompromisse eingehen, aber sie haben sich zusammengerauft und das Bekenntnis zu neuen Energieprodukten aus der "Zukunftsstrategie Region Trier 2025" in die Tat umgesetzt. Wichtig ist jetzt, dass die Energieagentur in Ruhe zu einer kompetenten Servicestelle heranreifen kann und ihren Platz im Anbieterspektrum findet. Vier Beschäftigte werden nicht von heute auf morgen die (Energie-)Welt in der Region auf den Kopf stellen können. Auch wenn die Erwartungshaltung bei so vielen Beteiligten groß ist, sollte die Devise "Klasse vor Masse" lauten. a.follmann@volksfreund.de

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