Eine Klasse kaum größer als Einmaleins

Wie früher: Weil sie ein kleiner Jahrgang waren, lernten die heutigen Viertklässler der Grundschule Farschweiler zusammen in einer Klasse mit dem Jahrgang über ihnen. In ihrem letzten Grundschuljahr wurden sie in einer "Mini-Klasse" unterrichtet. Die Schüler und Klassenlehrerin Judith von Cleff sprachen mit dem TV über ihre Erfahrungen.

 Überschaubare Klassenstärke: Bei acht Schülern lässt sichs gut lernen – und unterrichten. TV-Foto: Katja Bernardy

Überschaubare Klassenstärke: Bei acht Schülern lässt sichs gut lernen – und unterrichten. TV-Foto: Katja Bernardy

Farschweiler. In neun Tagen endet für die Viertklässler aus Farschweiler eine ganz besondere Grundschulzeit: Weil anfangs nur sechs Kinder im Jahrgang waren, wurde die Klasse mit den damaligen Zweitklässlern zusammengelegt (der TV berichtete).

Klassenlehrerin Judith von Cleff stand vor einer Herausforderung, die ihn an die Volksschule der Vergangenheit erinnert: Sie musste jahrgangsübergreifenden Unterricht machen.

Ruhige Klasse, höhere Konzentration



"Es war ein Sprung ins kalte Wasser", erinnert sich die Lehrerin. Sie habe weder Lehrmaterial vorgefunden, noch habe es Fortbildungen gegeben. "Ich habe mir alles selbst zurechtgetüftelt", sagt die Pädagogin, die auch Schulleiterin ist. Die Vorbereitungszeit etwa habe viel mehr Zeit als üblich in Anspruch genommen. Selten habe sie frontal unterrichtet, sondern Gruppen- und Stationenarbeit auf zwei Jahrgänge zurechtgeschnitten. Profitiert hätten die Kinder von der Doppelklasse vor allem im Sozialverhalten und die Kinder hätten gelernt, sehr selbstständig zu arbeiten. "Dennis hat mir immer beim Plus rechnen geholfen", berichtet Leon von einem weiteren positiven Aspekt des Kombi-Unterrichts.

Im vergangenen Jahr haben die "Großen" die Grundschule verlassen, seitdem werden die Viertklässler in einer Miniklasse von acht Schülern unterrichtet. Eine Umstellung. "Dass Blöde ist, dass man jetzt so oft drankommt", sagt Pia. "Und unsere Freunde sind weg", plaudert Sedrik.

Aber es sei viel ruhiger in der kleinen Klasse, meint Leon, und er könne sich jetzt viel besser konzentrieren. "In der kleinen Gruppe sehe ich jetzt viele Dinge, die mir vorher bei 24 Schülern nicht aufgefallen wären", sagt die Klassenlehrerin, "Einfach, weil mehr Zeit da ist." Ein Schüler etwa hätte plötzlich Stärken in Geometrie an den Tag gelegt, die in der Doppelklasse sicherlich verborgen geblieben wären.

Die Kehrseite der kleinen Lerngruppe ist laut von Cleff, dass man als Klasse nicht ernst genommen wird und dass der Fokus teilweise wirklich zu sehr auf jedem einzelnen liegt. Mit der jetzigen Erfahrung findet sie eine Klassengröße von 14 Schülern optimal. In den nächsten Jahren wird es wohl zu keiner weiteren Zusammenlegung von Jahrgängen in Farschweiler kommen. Die Jahrgänge seien stark genug für einzelne Klassen, weiß die Schulleiterin. "Wenn in zwei aufeinanderfolgenden Jahrgängen die Schülerzahl von 28 nicht erreicht wird, dann müssen diese zwei Jahrgänge zusammengelegt und eine Kombi-Klasse gebildet werden", sagt Eveline Dziendziol, Pressesprecherin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier. Und dies könne nur an kleinen Grundschulen vorkommen, mit jeweils nur einer Klasse pro Jahrgang.

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