Eine kleine Ostprobe

TRIER/MOSKAU. Schnuppern in einer anderen Kultur: 17 Schüler von drei Trierer Gymnasien haben im Rahmen eines Austausches zwei Wochen in Russland verbracht.

Welch vielfältige Eindrücke. Diese Prachtbauten. Diese geschichtsträchtigen Plätze. Diese Menschenmassen. Diese Armut. Dieser unmenschliche Verkehr, die Autos, die Staus, kilometerlang. Das sind so die ersten Gedanken, die Katharina (15), Ronja (15) und Sergej (17) in den Sinn kommen, wenn sie über ihre Zeit in Russland nachdenken. Ja, widerspruchslos lässt sich das so formulieren. Interessant nur: Diese Eindrücke hatten auch die Schüler des vergangenen Austauschs im Jahr 2004. Oder die Austausch-Teilnehmer des Jahres 2002. Oder die des Jahres 2000. Und doch ist zweifelsohne das Moskau des Jahres 2006 ein anderes Moskau als das des Jahres 2000. Während ihre Schüler meistens nur einmal ein Austauschprogramm absolvieren, hat die organisierende Lehrerin Liane Ney-Link vom Max-Planck-Gymnasium seit 1989 immer teilgenommen - und deswegen auch Vergleichsmöglichkeiten: "Die Verwestlichung nimmt immer mehr zu, die Bürokratie wird immer schlimmer, die Straßen platzen aus allen Nähten, mehr als noch vor einigen Jahren, das muss in einigen Jahren zum Kollaps führen." Andererseits aber sagt sie: "Man empfindet Moskau als eine würdige Hauptstadt." Traditionellerweise spielt sich ein Großteil des Austausches in Moskaus ab. Ebenso traditionellerweise sind die Schüler aber etwas außerhalb untergebracht, im Städtchen Troizk. Dort wohnen sie in Gastfamilien, erleben den Unterricht des "Lyzeum Nummer drei" und lernen dort die russische Kultur und die Lebensweise der "einfachen" russischen Menschen näher kennen. "Sie sind im Vergleich mit uns so anders und doch so gleich", sagt Katharina. Vor zwei Jahren reiste nur eine kleine Gruppe nach Russland, in diesem Jahr sind 17 Schüler dabei. Immerhin fünf davon haben einen russischsprachigen Familienhintergrund, sind teilweise - wie Roman (16) - sogar in Moskau geboren. Da ist es verständlich, dass er dem Bolschoj-Theater, der Lomonosov Universität, dem Abstecher nach St. Petersburg und anderen touristischen Attraktionen zum Trotz sagt: "Das Schönste ist es, mit den Menschen hier darüber reden zu können, was sie bewegt." Das ist ganz im Sinne von Ney-Link, die diesen Austausch in erster Linie als kleinen Einblick in eine andere Kultur ansieht. Sie hat sich fest vorgenommen, in zwei Jahren noch einmal einen Austausch zu organisieren. Und dann dürften die Eindrücke der teilnehmenden Schüler wieder lauten: Diese Prachtbauten. Diese geschichtsträchtigen Plätze. Diese Kontraste. Und doch dürfte sich Moskau wieder enorm verändert haben.

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