Eine neue Brücke über die Mosel?

Man könnte meinen, das Planungsamt der Stadt hätte eine Überdosis Science-Fiction-Literatur gelesen. Ja richtig - eine so genannte Nordbrücke gehört zu einem Zukunftsszenario, das die Stadtplaner für den Stadtteil Trier-Nord geplant haben.

Freilich ist das Teil eines Zukunftsplans. Diese und noch viele weitere, weitaus leichter zu realisierende Ideen wurden am Wochenende im Bürgerhaus Trier-Nord mit Anwohnern diskutiert, um den so genannten Stadtteilrahmenplan zu entwickeln. Der ist eine Grundlage für die Entwicklung des Stadtteils. Im Intrinet-Blog "tiefenschaerfe" ( http://tiefenschaerfe.blog.intrinet.de/) von TV-Redakteur Hans-Peter Linz diskutieren die Bürger.Kommentaretetrapanax Die Nordbrücke ist von der Planung her ein alter Hut. Diese Idee liegt schon seit Ewigkeiten in den Schubladen. Ob so eine Brücke verkehrstechnisch sinnvoll ist, wage ich zu bezweifeln. Der Verkehr wird dadurch nicht reduziert, sondern einfach nur verlagert. Neue Leidtragende werden die Biewerer und die Pfalzeler sein, die dann am Verkehrslärm der neuen Brücke teilhaben dürfen. Ich habe jahrelang in Pfalzel gewohnt. Der Lärm der Autobahn auf der anderen Moselseite war teilweise unerträglich. Seit Castelforte umgebaut wurde, ist die Nacht in Süd-Pfalzel keine Nacht mehr. Dank der Beleuchtung des Castelforte-Geländes ist es nachts noch so hell, dass man die Zeitung auf dem Balkon lesen kann, ohne selber das Licht anzumachen. Ich würde mir eine Verkehrspolitik wünschen, die den Autoverkehr aus der Stadt draußen hält. Wir sollten uns endlich vom Traum der autogerechten Stadt verabschieden!Joseph Ich habe mich etwas näher mit dem Nells Ländchen befasst, der frühere Park ist überhaupt nicht mit dem heutigen vergleichbar. So gab es Siedlungen mit Gastarbeitern aus Polen; es gab eine Knochenhütte (die einen erbärmlichen Gestank verbreitete, kann man sich vorstellen) und eine Firma nahm sich des Mülls an (er wurde am Anfang der Thyrsusstraße verbrannt). Früher ging das "Ländchen" über die halbe Thyrsusstraße - die es erst nach dem Krieg etwa in ihrer heutigen Form gab. Gewisse Fehlentwicklungen dort lagen sicher nicht zuletzt an den zahlreichen Kasernen. Hier im Maarviertel und in Kürenz war ja alles Gärtner- und Bauernland. Früher gingen die Leute da nicht hin, nach "Trier-Nord", grad bis zum Stadtfriedhof. So kam es im Laufe der Zeit zu dem schlechten Image. "Wie, Sie wohnen in Trier-Nord?" (...) Die einzige Hoffnung ist eine Bürgerinitiative im eigentlichen Sinne - wie etwa in Pfalzel - die nicht von Sozialarbeitern und Pädagogen ausgeht, sondern von den Einwohnern des Stadtviertels (modern als "Quartier" bezeichnet - wieso eigentlich nicht auf neudeutsch als "Quarter"?) Marc Bu: Ich hatte mal einen Flächennutzungsplan der Stadt Trier aus den 70er Jahren. Schon darin war neben der "Nordbrücke" auch die "Meulenwaldautobahn" der "Moselaufstieg", die damals noch nicht aktuelle "Stadtwaldautobahn", die A 64 und diverse andere Projekte und Neubaugebiete (Tarforst, Trimmelter) eingetragen. Kommt Zeit kommt Rat, und ich frage mal provokativ: Wo wären wir heute, wenn die Verkehrsplaner nicht schon früh die Weichen gestellt hätten durch den vierspurigen Ausbau der Uferstraßen in Trier? Wir würden im Verkehrschaos ersticken. tetrapanax Übrigens wollte man in den 60ern den Allenring zu einer regelrechten Stadtautobahn ausbauen. Also den Grünstreifen opfern. Gottseidank - sie haben es nicht gemacht. Ich frage mich immer, was vorher da war: Das Auto oder die Straße? Bewirken breitere und mehr Straßen auch mehr Autoverkehr oder bedingt der steigende Autoverkehr mehr und breitere Straßen? Es sind endlich wirklich mutige Visionen in der Verkehrsplanung gefragt! Das 60er-Jahre Fortschrittsdenken mit Schwerpunkt auf eine autogerechte Infrastruktur ist ein Dinosaurier, der endlich zu Grabe getragen werden muss!

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort