Eine Stadt von Kinderhänden nach Kinderwünschen

Trier · "Eine Stadt für Stadtkinder in ihrer Stadt." Das ist das Fazit von Desiree Mieszaniee. Sie und viele andere Eltern sind begeistert von Tufatopolis. Kinder und Jugendliche zwischen neun und 14 Jahren errichten hier aus Holz, Lehm und Stein ihre eigene Stadt.

Trier. Auf dem Gelände hinter der Tuchfabrik in Trier kann man sie finden, die Stadt der Kinder. Es gibt eine Bank mit einem Geldautomaten und einem Telefon aus Holz, eine Polizeistation, eine Bäckerei, ein Eiscafé und alles, was es in einer Stadt so gibt.
Der Unterschied: Kinder sind hier in Tufatopolis die Architekten und Handwerker. In den letzten beiden Ferienwochen bauen und werkeln hier 21 Kinder unter der Leitung der Bildenden Künstler Laas Koehler, Sebastian Böhm und Britta Deutsch. Schwerpunkte sind das Bauen mit Holz und die künstlerische Gestaltung mit Naturmaterialien und Naturfarben. Laas Koehler beschreibt das Projekt so: "Hier gibt es keine Erwartungshaltung. Am Ende soll nicht das Projekt vorgestellt werden. Es geht um den Prozess."
Er kritisiert, dass es vielfach zu viel Druck gebe. Im Vordergrund stünde zu oft das Produkt und nicht der Prozess an sich. "Wir geben den Kindern hier sehr viel Freiraum, so schaffen sie mehr, als wenn sie unter Druck stünden." Koehler arbeitet seit vielen Jahren mit Kindern. Er sieht in Tufatopolis keinen pädagogischen Auftrag, sondern die künstlerische Grundidee.
Projektleiterin ist Christina Biundu. Im Sommer 2010 hat sie die Kunstbaustelle ins Leben gerufen. Kinder zwischen neun und 14 Jahren bauen hier ihre eigene Stadt. "Die Lebenswelt der Kinder hat keine Grenzen. Bei der Stadt gibt es keinen Anfang und kein Ende", erklärt Anja Koenen, Angestellte der Tufa. Ziel sei es, das Vertrauen zu stärken. Sie sammeln eigene Erfahrungen und lernen, in der Gruppe zu arbeiten.
Die Kinder dürfen auf der Kunstbaustelle selbst mit Werkzeug arbeiten, auch in großen Höhen. Denn die Polizeistation der Stadt erreicht man nur über eine hohe Leiter. Es wird gehämmert, geschraubt und gebohrt. "Die Kinder sind sehr kreativ. Kinder und Künstler sehen die Welt anders", sagt Koehler. Diese Fantasie soll genutzt und kreativ umgesetzt werden.
Betreut werden die Teilnehmer nicht nur von den Künstlern, sondern auch von Studenten und Schülern. Anja Koenen hat viel positives Feedback der Eltern bekommen: "Sie sagen, dass sie ihre Kinder freier und ungehemmter erleben." Auf der Kunstbaustelle könne man sich austoben und werde trotzdem gefördert.
"Wenn eine Tür eingebaut werden soll, aber kein Scharnier da ist, finden die Kinder eine andere Lösung", sagt Koehler. Als Erwachsener stoße man viel schneller an seine Grenzen. Kinder sehen die Welt mit anderen Augen. "Sie haben die Gabe, frei zu interpretieren. Das wollen wir fördern."
Für die nächste Woche gibt es noch freie Plätze in der Tufatopolis. Für einen Teilnahmebeitrag von 70 Euro können Kinder und Jugendliche zwischen neun und 14 Jahren ihre eigene Stadt errichten.
Weitere Informationen und Anmeldung bei Anja Koenen: 0651/718-2519 oder E-Mail an anja.koenen@trier.de.
Ein Video finden Sie unter volksfreund.de/video

"Alles ist wie eine kleine Stadt. Aber wir bestimmen, was gebaut wird. Wenn wir fünf Eiscafés wollen, ist das eben so.""Es macht Spaß, mit mehreren Leuten zusammenzuarbeiten. Wir erschaffen etwas Neues und verschönern Altes.""Ich bin zum ersten Mal hier. Ich finde es schön, dass man hier kreativ sein kann. Außerdem darf man sich richtig austoben und auch mal dreckig machen."Die Tufatopolis öffnet wegen des großen Interesses auch nach den Sommerferien ihre Tore. Jeden Freitag von 15 bis 18 Uhr können Kinder ab neun Jahren hier kreativ werden. Der Eintritt kostet fünf Euro. ass

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