Eine Verwaltung auf Wanderschaft

Trier · Das Gebäude der Kreisverwaltung ist bis Sommer kommenden Jahres eine Baustelle. Der Umbau der Verwaltung kostet die Bürger im Landkreis rund 460 000 Euro. Bis zum Ende der Arbeiten spielen die Kreisgremien Reise nach Jerusalem.

Trier. Dichter Staub liegt auf den Abdeckfolien. Im Gang schneiden Mitarbeiter einer Elektrofirma Kabel zurecht. Leitungen hängen aus der Wand. So etwas nennt man wohl Baustelle. Während des laufenden Betriebs wird die technische Infrastruktur im Gebäude der Kreisverwaltung Trier-Saarburg auf Vordermann gebracht.
Die noch bis zum Sommer dauernden Arbeiten bleiben natürlich nicht ohne Folgen. So müssen Sitzungen mehrerer Kreisgremien in anderen Orten stattfinden (siehe Extra). Denn der große Sitzungssaal ist belegt. Dort arbeiten diejenigen, deren eigentliche Arbeitsplätze mit Planen vor dem Staub geschützt werden.Sitzungssaal als Großraumbüro


Anita Berg ist eine derjenigen, deren eigentliches Büro eine Baustelle ist. Normalerweise teilt sie sich mit einer Kollegin ein kleines Büro in der zweiten Etage des Altbaus. Nun sitzt die Sozialarbeiterin mit ihren Kollegen in dem Raum, in dem sonst Kreispolitik gemacht wird. "Es ist interessant, mit den Kollegen zusammen in einem Raum zu arbeiten", sagt sie. Es herrscht eine kommunikative Atmosphäre. Was nichts anderes heißt, als dass jedes Telefonat oder jedes Gespräch im gesamten Saal zu hören ist. Denn die einzelnen Arbeitsplätze sind nur durch Stellwände voneinander abgetrennt.
Diese Nähe hat auch ihre Vorteile. Berg: "Normalerweise ist mein Kollege, mit dem ich eng zusammenarbeite, in einem Büro auf der anderen Seite des Gangs." Nun sitzt er auf Sprechdistanz hinter der Trennwand.
Die EDV-Abteilung hat nach Auskunft der Sozialarbeiterin alles hervorragend vorbereitet. Auch wenn alles gut funktioniert hat, ist Anita Berg froh, wenn sie wieder in ihr angestammtes Büro zurückdarf.
Insgesamt 250 Mitarbeiter werden zeitweise in den großen Sitzungssaal ziehen. Die Installation von 160 Büros sowie 50 weiteren Räumen wird verändert. Hintergrund für diese Aktion ist die Erneuerung der Elektro- und die EDV-Verkabelung des Kreishauses.
Diese stammen teilweise aus der Bauzeit des Gebäudes, das 1957 bezogen worden war. Insgesamt werden rund 400 000 Euro investiert.
Die Arbeiten sollen bis zum Sommer kommenden Jahres abgeschlossen werden. Die frühestens 2016 beginnenden weiteren Baumaßnahmen im Behördenhaus werden ohne Umzug von Mitarbeitern über die Bühne gehen können. Der Eingangsbereich des Kreishauses soll barrierefrei umgebaut werden.
Dazu werden unter anderem die Türen ausgetauscht. Zudem werden die Zugangsrampe saniert, ein barrierefreies WC eingerichtet und ein Aufzug eingebaut, der auch für Rollstuhlfahrer nutzbar ist.Extra

Da der große Sitzungssaal im Kreishaus zum Großraumbüro umfunktioniert worden ist, müssen einige Gremien an anderen Orten tagen. Kreisausschuss und Kreistag treffen sich zu ihren Sitzungen am 16. März ab 16 Uhr im Festsaal des Klosters Karthaus in Konz. Der Kreisausschuss tagt am Montag, 23. März, 17 Uhr, im Sitzungssaal der VG Ruwer. Um den Planer für die Trevererschule in Schweich geht es in der Kreisausschuss-Sitzung am Montag, 13. April, 15 Uhr, im Sitzungssaal des Zweckverbands IRT in Föhren. Der Kreistag Trier-Saarburg tagt am Montag, 20. April, im Sitzungssaal der Verbandsgemeinde Saarburg um 17 Uhr. Wegen der Umbauarbeiten ist das Amt für Migration und Integration vom 9. bis einschließlich 13. März geschlossen. harExtra

Das alte Kreishaus lag nicht immer in der Stadt Trier. Die erste Kreisverwaltung befand sich von 1816 bis 1874 im Gartenfeld am Mustor knapp außerhalb der Stadtmauern und anschließend im Vorort "Straß Paulin" an der heutigen Ecke Paulin-/Maximinstraße. 1956/57 entstand das Kreishaus am Willy-Brandt-Platz 1, ursprünglich als freistehendes fünfgeschossiges Gebäude in der für die damalige Zeit üblichen Rasterarchitektur. Für die Planung des 1,5-Millionen-Mark-Projekts und die Bauleitung zeichneten die Frankfurter Architekten Ernst und Günther Balser verantwortlich. Mit der Fusion der Landkreise Trier und Saarburg im Zuge der Gebietsreform 1969 wuchs der Platzbedarf. Das Kreishaus wurde in mehreren Etappen erweitert und bezog auch das Nachbargebäude an der Mustorstraße mit ein, das die Verbandsgemeindeverwaltung Trier-Land nach dem Umzug in ihren Neubau in der Gartenfeldstraße frei gemacht hatte. red

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