Einfach nur herumzureisen ist ihm viel zu wenig

Trier · Er verlässt Trier, um ein Jahr in einem kriegsgeplagten Land mit Benachteiligten zu arbeiten: David Hopper geht in die Ukraine. Was ihn antreibt, ist mehr als Abenteuerlust.

Trier David Hopper zieht es in die Ukraine. In einem Land, das in den vergangenen Jahren vor allem wegen des Krieges im Osten des Landes in die Schlagzeilen geraten ist, wird der junge Trierer einen Friedensdienst leisten.
Eine Herausforderung, der sich der Abiturient des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums bewusst ist: "Auch wenn in den Nachrichten immer weniger über den Krieg in der Ukraine berichtet wird, weiß ich, dass er noch nicht vorbei ist."
In der Kleinstadt Ivano-Frankivsk wird sich der 19-Jährige dreizehn Monate in sozialen Projekten des Malteser Hilfsdienstes engagieren. Begleitet wird er von den Sozialen Friedensdiensten (Sofia e.V.) im Bistum Trier. Sofia organisiert und vermittelt freiwillige Dienste für Frieden und Versöhnung im Ausland. 31 junge Erwachsene entsendet der Verein in diesem Sommer nach Südamerika, Afrika, Indien und Osteuropa. Sie werden überwiegend mit Jugendlichen, behinderten Menschen sowie im sozialen und zivilgesellschaftlichen Bereich arbeiten.
Seit im November 2013 in der ukrainischen Hauptstadt Kiew der Euromajdan begann, ist das Land nicht mehr zur Ruhe gekommen: Es folgten der völkerrechtlich umstrittene Anschluss der Krim an die Russische Föderation sowie die bis heute andauernde militärische Eskalation im Osten der Ukraine. "In der Schule haben wir das natürlich behandelt", erzählt der politikinteressierte 19-Jährige. Im Juni plant er einen Vorbesuch in seiner Projektstelle: "Dann kann ich alles schon ein bisschen kennenlernen."
Angst, in die Ukraine zu reisen, hat David Hopper nicht. "Ich habe Vertrauen in Sofia und die gute Vorbereitung", erklärt er und fügt hinzu, dass seine Einsatzstelle, der Malteser Hilfsdienst in Ivano-Frankivsk, vom Kriegsgebiet geografisch etwa so weit entfernt sei wie von Trier. "Die Arbeit in der Projektstelle wird, glaube ich, aufregend und abwechslungsreich", erzählt der Trierer voller Vorfreude darauf, das Land und die Menschen nicht nur oberflächlich kennenzulernen: "Das ist für mich viel sinnvoller, als einfach nur zu reisen, und ein wichtiger Beitrag zur internationalen Verständigung."
Der Malteser Hilfsdienst Ivano-Frankivsk, der zu den Maltesern im Bistum Trier in enger Partnerschaft steht, engagiert sich in der Ukraine für soziale Randgruppen. "Vor allem behinderte Menschen oder Waisenkinder sind in der Ukraine in einer schwierigen Situation", weiß der 19-Jährige von seiner Vorgängerin im Projekt. "Aber die Malteser machen auch sehr viel Jugendarbeit, so dass ich schnell Anschluss finden kann", erzählt er und fügt lachend hinzu: "Wenn das mit der Sprache klappt."
Erste Versuche, das kyrillische Alphabet zu lernen, hat David Hopper schon unternommen. Ausbauen wird er sie in einem Sprachkurs zu Beginn seines Friedensdienstes. "Und natürlich in Gesprächen im Alltag, von Mensch zu Mensch."
Ein interessantes Gespräch hat David Hopper mit Dmytro Chobotar geführt. Der 24-Jährige Ukrainer aus Ivano-Frankivsk engagiert sich derzeit im Friedensdienst im Familienzentrum Fidibus in Trier. Chobotar erzählte Hopper von Freunden im Kriegsgebiet, von Ängsten und Sorgen des Lebens in der Ukraine. "Da habe ich gemerkt, dass der Krieg geografisch zwar weit weg, emotional aber trotzdem nah sein wird."
Zum Friedensdienst bei Sofia gehört, darüber zu berichten. In regelmäßigen Rundbriefen informieren die Freiwilligen über ihre Begegnungen und Erfahrungen im Einsatzland. Damit hofft David Hopper, den Vorurteilen etwas entgegenzusetzen, mit denen er immer wieder konfrontiert wird: "Oft ist es einfach nur Unwissenheit, weil man die Ukraine nicht kennt."

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