Einkaufszentrum in Trier: Der Handel darf mitreden, Investor ECE nicht

Trier · Wie geht es weiter mit den Plänen für ein weiteres großes Einkaufszentrum in Trier? Die umstrittene exklusive Entwicklungsvereinbarung wird es wohl erstmal nicht geben. Investor ECE hat aber nach wie vor einen Fuß in der Tür.

 Nach wie vor im Mittelpunkt des Interesses: die Europahalle. Wie es dort weitergeht, wenn die Verträge 2017 auslaufen, entscheiden Stadtrat und Verwaltung in einer Arbeitsgruppe. TV-Foto: Roland Morgen

Nach wie vor im Mittelpunkt des Interesses: die Europahalle. Wie es dort weitergeht, wenn die Verträge 2017 auslaufen, entscheiden Stadtrat und Verwaltung in einer Arbeitsgruppe. TV-Foto: Roland Morgen

Über den Sommer hinweg ist es ruhig geworden um die Pläne der Hamburger Gesellschaft ECE, die im Frühjahr für mächtig Wallung in der Stadt und der Region gesorgt hatten. Kein Wunder, ging es doch um eine Investition von 250 Millionen Euro, mächtig Konkurrenz für den bestehenden Einzelhandel in Trier und Umgebung und nicht zuletzt um große städtebauliche Veränderungen in der Trierer City.

OB Jensen leitet die AG

Der TV hat bei der Stadtverwaltung und dem potentiellen Investor nachgefragt, wie es nun weitergeht. Die überraschende Nachricht kommt aus Hamburg. "Wir warten ab, was die Arbeitsgruppen der Stadtverwaltung ergeben", sagt Gerd Wilhelmus, Managing Director bei der ECE Development GmbH. "Von einer Entwicklungsvereinbarung nehmen wir zum derzeitigen Zeitpunkt Abstand." Im Juni, als die Entscheidung über diese unterschriftsreif vorliegende Vereinbarung zwischen Stadt und ECE verschoben worden war, hatte Wilhelmus noch gesagt, er hoffe, der Stadtrat werde sich im September oder Oktober damit befassen.

Die Arbeitsgruppen, deren Gründung Oberbürgermeister Klaus Jensen am 14. Juni in Aussicht gestellt hatte, sollen am 2. Oktober ihre Arbeit aufnehmen, wie Ralf Frühauf vom Presseamt auf TV-Anfrage mitteilt. Der Oberbürgermeister werde die Arbeitgruppe selbst einberufen und leiten. Thema sei die Entwicklung der Innenstadt. Die Mitglieder kämen aus Reihen des Stadtrates und der Verwaltung. Details zur Größe und Arbeitsweise der Arbeitsgruppe stünden noch nicht fest, ebenso sei noch nicht klar, wann sich städtische Gremien (also der Stadtrat oder die Ausschüsse) wieder mit dem Thema befassten. Darüber solle, wie auch über den Zeitplan, die AG entscheiden.

ECE hat offenbar eingekauft

Dürfen die Trierer Geschäftsleute bei der Arbeitsgruppe mitreden - wie es deren Vertreter mehrfach gefordert hatten? "Der Trierer Handel wird im Gesamtprozess beteiligt", sagt Frühauf, "wie der OB es zugesagt hat." Nicht beteiligt würde hingegen der mögliche Investor ECE.

Das Bedauern darüber hält sich bei Gerd Wilhelmus in Grenzen. "Wir haben uns nicht danach gerissen, bei der Stadtentwicklung mitzumachen", gibt er ganz offen zu. "Wenn wir nach Beratung gefragt werden, sind wir aber natürlich gerne mit dabei." Statt auf die Entwicklungsvereinbarung zu drängen, wolle seine Gesellschaft die Arbeitsgruppen-Ergebnisse abwarten. Das Abwarten fällt ECE auch deshalb leicht, weil die Firma mittlerweile mit Grundstückskäufen oder entsprechenden Vorverträgen offenbar Nägel mit Köpfen gemacht hat. Details will Wilhelmus nicht nennen, spricht aber von "Schlüsselgrundstücken" und sagt: "Wenn sich am Standort Europahalle etwas tun sollte, sind wir grundstücksseitig mit dabei."

Meinung

Cleverer Schachzug

Von Michael Schmitz

Klingt wie ein Rückzug, ist es aber nicht. Die ECE hat an einer Entwicklungsvereinbarung mit der Trier derzeit kein Interesse, sagt Gerd Wilhelmus. Im Grunde darf das niemanden wundern. Denn die Vereinbarung hätte für sein Unternehmen nicht nur Vorteile, sondern auch Kosten erzeugt. Die ECE würde damit verpflichtet, intensiv an einer Nutzung von Europahalle und Umgebung mit zu planen, und müsste sich auch an Planungen für den nördlichen Teil der Fußgängerzone beteiligen. Exklusiv zwar für drei Jahre, aber bei der derzeitigen politischen Stimmung ohne Garantie, nachher auch bei der Umsetzung tatsächlich beteiligt zu sein. Jetzt hat sich ECE geschickt in eine mindestens genau so bequeme Position manövriert wie mit dem Abschluss der Entwicklungsvereinbarung: Sie überlässt es Rat und Verwaltung, sich den Kopf über die städtebaulichen Fragen zu zerbrechen.

Ein wenig ist damit der Druck raus dem Kessel, denn ECE - für viele in Trier ein Feindbild - verschwindet so von der Bildfläche. Aber nur vorläufig: Am Ende der Entwicklung wird ohne ECE nicht viel gehen. Mit der Sicherung von Grundstücken hat das Unternehmen auf seine Weise für Exklusivität gesorgt.

m.schmitz@volksfreund.de

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