Einmal Trierer, immer Trierer

Er ist der "Vater" und erster Vorsitzender der RSC-Rollis 1985 Trier: Otmar Passiwan. Seine Bindung zu Trier ist eine ganz spezielle. Warum das so ist und weshalb der 60-Jährige den Basilikavorplatz sehr mag, davon erzählt er in unserer Serie.

 Otmar Passiwan verbringt gerne seine Zeit in Trier, so zum Beispiel am Kurfürstlichen Palais.TV-Foto: Friedemann Vetter

Otmar Passiwan verbringt gerne seine Zeit in Trier, so zum Beispiel am Kurfürstlichen Palais.TV-Foto: Friedemann Vetter

Seit meinem zweiten Lebensjahr bin ich auf einen Rollstuhl angewiesen. Das sind die Folgen einer Polio, landläufig als Kinderlähmung bekannt. Heute, als Erwachsener lebe ich nach der Devise: "Ich mache das Beste aus der Situation!" Doch als Schüler musste ich erst einmal einiges durchstehen:

Wegen meiner Behinderung musste ich meine Schulzeit größtenteils in einem Internat in Aachen verbringen. Das hat mir alles andere als Spaß gemacht!

Umso mehr sind mir die zwei Jahre in Erinnerung, die ich in der Volksschule in Heiligkreuz, wo ich aufgewachsen bin, lernen durfte. Der damalige Schulleiter, Josef Meng, hatte sich für mich eingesetzt. Die Schule wurde sogar umgebaut. Das war für mich als Teenager eine wunderbare Erfahrung. Endlich konnte ich zu Hause leben und mit meinen Freunden in die Schule gehen!

Wohl wegen dieser Erfahrung haben meine Familie, meine eigene Wohnung und meine Heimatstadt Trier einen ganz besonderen Stellenwert in meinem Leben. Ich sage immer: "Einmal Trierer, immer Trierer!" Mit meiner Frau und meinem Sohn Dirk habe ich jahrelang im Schammatdorf gelebt, jetzt in Konz-Könen. Aber ich gehe davon aus, dass wir irgendwann wieder nach Trier ziehen werden. Denn Trier ist, abgesehen von meiner Heimatliebe zu der Stadt, einzigartig. Die Menschen sind freundlich, hilfsbereit und ich habe aufgrund meiner Behinderung nie eine schlechte Erfahrung gemacht. Aber es kommt auch darauf an, wie man den Leuten begegnet. Man muss den Trierer immer etwas aus der Reserve locken! Aber ist das Eis einmal gebrochen, dann sind sie offen. Mein Lieblingsplatz ist der Basilikavorplatz. Ich mag es in dieser anziehenden Atmosphäre Kaffee zu trinken und gute Gespräche zu führen. Ich finde, die Einfachheit dieses Ambientes spiegelt die Stadt und seine Menschen im positiven Sinne wieder. Ein weiterer Lieblingsplatz von mir ist die Sporthalle am Wolfsberg. Dort trainiert und spielt der RSC-Rollis. Seit 25 Jahren bin ich, abgesehen von einer kleinen Unterbrechung, erster Vorsitzender des Vereins. Jahrelang war ich Trainer. Wenn 400 Zuschauer begeistert Spiele unseres Aushängeschildes, des Rollstuhlbasketball- Bundesligisten, verfolgen und ich beobachte, wie die Kinderabteilung stetig wächst, dann erfüllt mich das mit Stolz. Das ist der Verdienst vieler Mitstreiter! Allerdings gibt es auch Schattenseiten: Weil wir so groß geworden sind, bereiten uns Platz- und Trainingszeitenmangel große Sorge. Aber zurück zu den schönen Seiten: Sport ist ideal, um behinderte Menschen zu integrieren. Die Entscheidung vor gut 25 Jahren, nach dem Vorbild in Koblenz, wo ich jahrelang spielte, auch in Trier eine Rollstuhlbasketball-Mannschaft zu gründen, war goldrichtig. Derzeit sind zwei kanadische Nationalspieler zu Gast in Trier. Sie sind sehr verwöhnt was Landschaft und Natur angeht. Aber sie sind so begeistert von Trier und der Mosellandschaft, dass sie darüber nachdenken, hier zu bleiben. Ich kann es bestens verstehen.

Aufgezeichnet von Katja Bernardy

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