Einmalig in Trier: Schulbus für einen Stadtteil

Trier · Seit dieser Woche setzt die Stadt Trier einen Schulbus für Kinder aus Kürenz zur sanierten Grundschule Ambrosius in Trier-Nord ein. Der TV hat sich an den Haltestellen und auf dem Schulhof umgehört, wie das in dieser Form einzigartige Angebot funktioniert.

 In der Schönbornstraße steigen die ersten Kinder in den Bus.

In der Schönbornstraße steigen die ersten Kinder in den Bus.

Foto: Friedemann Vetter

Trier. Tanja Frankreiter wartet an der Bushaltestelle Schönbornstraße in Trier-Kürenz. Ihre Tochter Lea (6) muss zur Ambrosius-Schule in der Franz-Georg-Straße. "Ich würde Lea nicht alleine gehen lassen, dafür ist der Weg zu gefährlich", sagt Tanja Frankreiter. Weil viele Eltern so denken, hat die Stadt nach der Schließung des Schulstandorts Kürenz eine Schulbuslinie geschaffen (der TV berichtete, siehe Extra). Von 7.45 Uhr an fährt der Bus über die Haltestellen Nellstraße, Arnoldistraße, Domänenstraße und Alberoweg zum Ziel.Umweg zum Zebrastreifen


In der Franz-Georg-Straße empfangen zwei Lehrerinnen die 30 Busschüler aus Kürenz. In Zweierreihen gehen alle zusammen etwa 50 Meter in Richtung Bürgerhaus Trier-Nord. Lehrerin Nicole Block erklärt den kleinen Umweg: "Der Zebrastreifen dort ist sicherer als die Querungshilfe direkt an der Bushaltestelle."
Jessica Scherer begleitet ihren Sohn Giovanni (6) testweise im Bus und bis zum Schulhof. Ihr Fazit: "Das funktioniert schon gut. Ideal wäre ein Zebrastreifen an der Haltestelle. Und der Bus müsste etwas früher losfahren, sonst kommen die Kinder bei einem Stau nicht pünktlich um 8 Uhr zum Unterricht."
Erstklässler Oliver Hochstein (5) fährt an diesem Tag erstmals gemeinsam mit seinem Bruder Alexander (9) im Bus. Ihre Mutter freut sich: "Ein Bus ist auch umweltfreundlicher, denn sonst müsste ich die Kinder selbst mit dem Auto zur Schule fahren."
Da der Bus allerdings nur morgens eingesetzt wird, müssen die Eltern für den Heimweg andere Lösungen finden. Bei ABC-Schützin Lea Frankreiter springt Großmutter Edeltraud Hubletz ein: "Mittags hole ich meine Enkelin zu Fuß ab."
Auf dem Schulhof diskutieren einige Eltern über das Gerücht, Kürenz- und Ambrosius-Kinder sollten getrennt Pause machen. Margarete Geidies-Ruf, Großmutter von Joanna Grießmer (6), winkt ab: "So eine Trennung wegen der Vorurteile über Trier-Nord ist doch Mumpitz. Zwischen den Kindern klappt das problemlos. So wie bei uns Erwachsenen: Wir haben bei den Kirchenchören Kürenz und Ambrosius denselben Chorleiter und singen etwa an Ostern oder Weihnachten zusammen."
Ambrosius-Schulleiterin Nicole Collet stellt klar: "Natürlich machen alle Schüler gemeinsam Pause. Und wir haben die vier Flure mit den Klassenräumen bewusst nach Jahrgängen aufgeteilt, statt alle vier Kürenzer Klassen auf einen Flur zu legen."
Die neue erste Klasse mit elf Schülern aus Kürenz bleibt bis zum Ende der Grundschulzeit so zusammen, ebenso die höheren Klassen. Parallel laufen pro Jahrgang zwei Ambrosius-Klassen, davon eine ganztags. Ab 2014/15 heißen dann alle ersten Klassen nur noch Ambrosius.
Nicole Collet: "Die Stimmung ist positiv. Die Angebote beider Schulen ergänzen sich gut."Extra

 An der Endstation Franz-Georg-Straße empfangen zwei Lehrerinnen die Schüler aus Kürenz.

An der Endstation Franz-Georg-Straße empfangen zwei Lehrerinnen die Schüler aus Kürenz.

Foto: Friedemann Vetter
 Auf dem Schulhof haben Enrico, Timo und Ali Spaß.

Auf dem Schulhof haben Enrico, Timo und Ali Spaß.

Foto: Friedemann Vetter

Die Stadt hat beschlossen, die Schule in Alt-Kürenz in vier Jahren auslaufen zu lassen. Statt dies abzuwarten, sprach sich die Schulgemeinschaft für den sofortigen Umzug zum Standort Ambrosius aus. Der für die Schüler kostenlose Bus wird laut Stadtrat so lange fahren, bis der Schulweg sicherer gemacht wurde. Buskosten pro Schuljahr: 10 000 bis 15 000 Euro. Die flexible Nachmittagsbetreuung bleibt erhalten. Die Zukunft des alten Schulgebäudes in Kürenz ist unklar. Das für 5,3 Millionen Euro sanierte Ambrosius-Gebäude wird am Donnerstag, 12. September, eingeweiht. cus

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