Eins, zwei, drei... und Drehung

TRIER. Wer möchte nicht angesichts der eiskalten Temperaturen ins Flugzeug Richtung Karibik steigen. Doch das Geld kann man sparen: Ein paar Schritte in Triers Innenstadt reichen aus, um mit leidenschaftlichen Salsafiguren die müden Glieder in Schwung zu bringen.

Tatort Anfängerkurs: Paulo Calderón erklärt soeben die Grundschritte. Regel Nummer Eins: Der Mann führt, die "Dame" lässt sich drehen. "Mit den Händen sprechen" nennt es der Tanzlehrer und demonstriert es, "jetzt mit Musik", auch sofort: "Uno, dos, tres", eins, zwei, drei, und zwölf Kursteilnehmer führen ihre Partnerinnen in eine Dreiviertel-Drehung nach rechts. In der Theorie. Den Kopf benutzt man dabei besser nicht, Salsa ist purer Rhythmus. Was schwierig klingt, ist gar nicht so schwer. Unter Beweis stellen dies die Paare, die unter der Woche in den Trierer Diskotheken noch spätnachts tanzen und elegant dahin schweben. Calderón selbst bietet seine Kurse in seiner knappen Freizeit an. Vor 1998 habe es an Mosel und Saar kaum ein solches Angebot gegeben, erinnert sich der gebürtige Bolivianer an die Anfänge der Trierer Tanzliebhaber, genannt "Salseros". Das ist heute nicht mehr der Fall. Überall prangen Kursangebote, es gibt allein im Stadtgebiet mehrere Tanzlehrer. Selbst Institutionen wie die VHS Konz sind dabei. "Salsa ist ganz populär", bestätigt Jazzdance-Lehrerin Bernadette Wacht aus Trier; eine "Modererscheinung", sagt auch Tanzschulinhaber Timo Schneider. Tendenz steigend: Von bis zu 700 Interessierten spricht Helder Rodrigues, ein Trierer Salsatanzlehrer mit europaweiten Bühnenauftritten. Trier ist regionaler Anziehungspunkt, manche kommen von Daun oder Merzig angereist. "Die Salsa überdeckt soziale Unterschiede", ist Calderón überzeugt, "in den Kursen treffen sich Studenten, Arbeitslose und Berufstätige". Eine von ihnen ist Tierärztin Sabine Maßhoff-Metzlar aus Salmtal: "Es entspannt und macht den Kopf frei". Student Sascha Simonis ergänzt: "Mit Salsa kann man das Lebensgefühl ausdrücken". Lateinamerikas bekanntester Tanzexport seit dem argentinischen Tango ist eine Mischung populärer Rhythmen der Karibik, darunter der kubanische Son, bekannt aus dem Buena Vista Social Club-Film. Lateinamerikaner achten dabei auf die Liedverse, Europäer eher auf die Drehfiguren. Damit scheint so mancher Trierer Vertreter des starken Geschlechts sein Problem zu haben. "Los hombres", sagt Calderón, würden nicht tanzen. "In Europa lernt man das als Junge anscheinend nicht, anders als in Lateinamerika. Ein dortiger Kindergeburtstag ohne Tanz ist kein Geburtstag". Salsa ist eben "was Spaßiges", ist Tanzleiterin Wacht überzeugt. Kurse und Tanzabende gibt es in Trier im Forum, Leonardi, in der Tufa und im Haus Fetzenreich, in Bitburg an der Tanzschule Eifel-Mosel. Weitere Hinweise in Tanzschulen, Discotheken, Volkshochschulen und an der Universität. Internet: www.salsatecas.de/qz.htm

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