Einspringen, wenn es klemmt

TRIER-NORD. Seit 20 Jahren steht die Trierer Nothilfe Menschen in Not bei. Ihr Kleiderladen in der Thebäerstraße 24 ist eine Fundgrube fern vom Konsumzwang.

Raumhoch stapeln sich die Bananenkisten. "Damen" steht in großen Lettern auf der einen, "Kinder" auf der anderen Kiste. Ein grauhaariger Mann wuchtet eine neue Kiste auf den Stapel und verschwindet wieder in den Verkaufsraum zwischen Filzhüten, Polyesterhemden und Jeansröcken. An einem Tisch begutachtet er eine Winterjacke, T-Shirts, Socken und Unterwäsche und packt sie in eine neue Kiste, die bald in einem Heim in Bulgarien landen wird. "Alles, was gut ist, wird verkauft", sagt Adolfine Ternes (79), die wie 34 weitere Ehrenamtliche den Laden der Trierer Nothilfe in der Thebäerstraße 24 am Laufen hält. Jeans haben die freundlichen Damen und Herren, die immer auf der Suche nach neuen freiwilligen Helfern sind, für drei Euro im Angebot, Hemden für zwei Euro. Ein Schulranzen, warme Winterschuhe, ein Nudeltopf, ein Weltatlas und ein Küchenschrank - das alles findet sich bei der Nothilfe. Auch Studenten schätzen das Möbellager der Nothilfe, um das eine oder andere Stück im Retro-Design abzustauben und noch zehn Prozent Rabatt zu bekommen. Mit einer Garderobe aus der Nothilfe begründete gar Guildo Horn seinen Starruhm; er kommt noch heute in den Laden. Auch Theaterleute finden den Weg zur Nothilfe, um für Produktionen etwa 20er-Jahre-Klamotten aufzutreiben. Rund 125 000 Euro kommen durch Mitgliedsbeiträge, Spenden und Erlöse aus dem Second-Hand-Laden jedes Jahr zusammen. Hinzu kommen 250 000 Euro in Form von Sachspenden, die sofort weitergeleitet werden. Mit dem Geld unterstützt die Nothilfe Projekte in Bulgarien, Namibia, Äthiopien, Tansania, Lettland und Estland sowie Bedürftige in Trier und Umgebung. Wenn die Nothilfe auf eine Trierer Familie in Not aufmerksam wird - etwa weil ein Pfarrer zum Telefon gegriffen hat, hilft sie unbürokratisch und schnell. Zudem kauft sie jeden Tag Milch, Butter und Brot für die Baby- und Krabbelstube Trier-Nord, und die Schüler der Ganztags-Grundschule Ambrosius bekommen dank der Nothilfe ein günstiges Mittagessen. Auch das Bürgerhaus Trier-Nord und die Kindertagesstätte Trier-Nord werden mit Mitteln bedacht. Die Jugendarbeit im Don-Bosco-Haus und am Treffpunkt am Weidengraben wird ebenfalls von der Nothilfe finanziell unterstützt. "Hier gibt es spottbillige Sachen. Da ich nur alte Möbel zuhause habe, suche ich immer alte Stil-Übertöpfe, die ich hier in der Nothilfe finde", sagt eine Kundin, die gerade den Ständer mit Damenhosen unter die Lupe nimmt. "Dieser Laden ist eine phantastische Idee. So kann man den Sinn der Gegenstände erhalten", sagt eine Frau im anthrazitfarbenen Hosenanzug am Blusen-Ständer, die die Erfahrung gemacht hat, dass Luxus ist auf Dauer "aushöhlend" ist.250 Mitglieder

250 Mitglieder zählt der Verein Trierer Nothilfe heute. Angefangen hat alles 1984. Damals wollte der Zahnarzt Karl-Friedrich Fey einen Ersatz für die Aktion "Nachbar in Not" der Kreisverwaltung Trier-Saarburg schaffen. Außerdem rüttelte die Hungerkatastrophe in Äthiopien den Gründungsvorsitzenden und die ersten Aktiven wach. Ziel des neu gegründeten Vereins war es, auf Katastrophenfälle und Notstände aufmerksam zu machen und zu versuchen, diese durch gezielte Maßnahmen zu lindern. Dies versuchte die Nothilfe zunächst mit einem winzigen Laden in der Thebäerstraße - und nahm so ihre Arbeit eher zufällig in Trier-Nord auf. Erst Anfang der 90er-Jahre begann nach dem Umzug in die heutigen Räume der Handel mit gebrauchter Kleidung und Möbeln in großem Stil. "Wenn es irgendwo klemmt, springen wir ein", formuliert es Nothilfe-Vorsitzender Friedhelm Biesdorf. Kontakt: Trierer Nothilfe, Telefon 0651/27755.

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