Einzelhändler diskutieren über Sonntagstermine

Trier · Sechs Geschäftsführer großer Einzelhandelsunternehmen fordern bei der City-Initiative Trier den ersten Advent 2011 als verkaufsoffenen Sonntag. Wirtschaftsdezernent Thomas Egger will zwischen den Beteiligten vermitteln.

 Wann strömen die meisten Kunden in die Trierer Innenstadt und sorgen für gute Umsätze der Geschäfte? Über die idealen Termine für verkaufsoffene Sonntage ist ein Streit innerhalb des Einzelhandels entbrannt. TV-Foto: Roland Morgen

Wann strömen die meisten Kunden in die Trierer Innenstadt und sorgen für gute Umsätze der Geschäfte? Über die idealen Termine für verkaufsoffene Sonntage ist ein Streit innerhalb des Einzelhandels entbrannt. TV-Foto: Roland Morgen

Der Verein City-Initiative Trier bekam vor zwei Wochen einen Brief, bei dem die Unterschriften allein eine Drittelseite einnehmen. Der Briefkopf vereint zwei Häuser der Galeria Kaufhof, Karstadt, Saturn, Media Markt und SinnLeffers. Kernaussage der Absender: Der 13. März 2011 eigne sich nicht als verkaufsoffener Sonntag "aufgrund des karnevalistischen Umfelds". Direkt nach Aschermittwoch fehle den Kunden schlicht das Geld. "Wir gehen davon aus, dass die Arbeitnehmervertretungen und Betriebsräte dem 13. März nicht zustimmen werden", schreiben die Geschäftsführer und fordern stattdessen den 27. November (erster Advent) als bekannt umsatzstarken Termin.

Das Problem: Die City-Initiative hatte sich nach einer Befragung im August auf den 13. März 2011 festgelegt (siehe Extra). Kritische Stimmen von Kaufhauschefs führten bisher zu keiner Kehrtwende (TV vom 20. September). Saturn und Media Markt sind keine Vereinsmitglieder.

"Nach Bekanntgabe der demokratisch beschlossenen Termine haben wir diese zeitnah bei der Stadt beantragt, genehmigt bekommen und veröffentlicht", sagt Karin Kaltenkirchen, Vorsitzende der City-Initiative.

"Betriebe müssen an einem Strang ziehen"



Zu deren Vorstand gehört kraft Amtes auch Wirtschaftsdezernent Thomas Egger (FDP). Er hat die kritischen Geschäftsführer und die Vorstandsmitglieder für den heutigen Mittwoch zu einem Gespräch ins Rathaus eingeladen. "Ich gehe ergebnisoffen in diese Runde, werde keinen überreden oder zu etwas zwingen", verspricht Egger. Die Organisation der verkaufsoffenen Sonntage liege bei der City-Initiative in den richtigen Händen. Die Abstimmung sei demokratisch gelaufen. In jedem Fall will Egger anregen, dass die Kaufhäuser wieder stärker in der City-Initiative mitwirken. Nach dem Ausscheiden der damaligen Karstadt-Geschäftsführerin Carolin König habe sich kein Kaufhauschef zur Vorstandswahl gestellt.

"Die Stadt darf sich nicht auseinanderdividieren lassen", fordert der Dezernent angesichts des Gerüchts einer drohenden Abspaltung im Einzelhandel. "Um eine zweite Werbegemeinschaft ans Laufen zu bringen, wäre ein großer organisatorischer und finanzieller Aufwand nötig."

Auf TV-Anfrage wollten sich Heinz-Josef Löbbert (Karstadt) und Hans Schlechtriemen (Kaufhof) vor dem heutigen Gespräch nicht näher äußern: "Die Unterzeichner des Briefes haben vereinbart, dass wir gemeinsam auftreten."

Auch Alfred Thielen, Geschäftsführer des Einzelhandelsverbands Region Trier, nimmt an der Runde im Rathaus teil. "Wir werden versuchen, die Kuh vom Eis zu bringen", sagt Thielen. Sein Wunsch: "Die kleinen, mittleren und großen Betriebe müssen auch künftig an einem Strang ziehen."

Extra

Offene Geschäfte: Zwei verkaufsoffene Sonntage pro Jahr gelten in Trier als gesetzt: der Ostermarkt (2011 am 10. April) und der Mantelsonntag (30. Oktober). Bei einer schriftlichen Mitgliederbefragung der City-Initiative Trier stimmte die Mehrheit zudem für den 13. März und den 25. September. Von 173 Mitgliedern (darunter auch Gastronomen und Vereine) nahmen 57 an der Abstimmung teil. Jedes Mitglied (außer Einzelpersonen und Fördermitglieder) hat unabhängig von der Mitarbeiterzahl eine Stimme. (cus)

Meinung

Alleingänge helfen keinem

Die Situation bei den verkaufsoffenen Sonntagen ist vertrackt. Mehrere Kaufhäuser hängen verständlicherweise am ersten Advent. Doch die Vorweihnachtszeit ist nicht für alle Branchen die umsatzstärkste. Die beschlossenen Termine für 2011 sind längst veröffentlicht. Unternehmen in Trier und anderen Städten orientieren sich daran. Bei dem Vermittlungsgespräch wird es also weniger um einen schwierigen Salto rückwärts gehen. Vielmehr gilt es, die Hintergründe der Entscheidung zu analysieren und Wege stärkerer Zusammenarbeit zu vereinbaren. Dabei muss auch zur Sprache kommen, wie große Unternehmen ihrer Bedeutung angemessen Einfluss bei wichtigen Entscheidungen ausüben können. Alleingänge und Spaltungen schaden den Betrieben, den Kunden und der Stadt. m.hormes@volksfreund.de

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