Einzelhandel konkurrenzlos glücklich
Trier · Frequenzerhöhung und Verbesserung der Einkaufsatmosphäre: Danach streben Triers Einzelhändler. Für eine Shopping Mall, wie sie die ECE GmbH in Trier bauen möchte, können sich die Händler nicht begeistern. Kritische Stimmen überwiegen beim Diskussionsforum der Grünen-Stadtratsfraktion im Café Balduin.
Trier. "In 80 Prozent der Städte, in denen die ECE GmbH gigantische Einkaufscenter eröffnet hat, sind die bisherigen 1-A-Einkaufslagen verödet", behauptet Hartwig Daniels, ECE-Kritiker und Begründer einer Bürgerinitiative gegen das ECE-Projekt in Mainz. Bei einem Diskussionsforum, zu dem die Grünen-Stadtratsfraktion für Montagabend ins Café Balduin geladen hatte, gaben sich Kritiker des Trierer ECE-Projekts einander die Klinke in die Hand. Aber auch 70 Bürger und Einzelhändler verfolgten die Stellungnahmen.
Christoph Höptner, Centermanager der Trier-Galerie und Vorstandsmitglied der City-Initiative, bezweifelte, dass sich die Zukunft des Einzelhandels in Trier mit einem weiteren Einkaufspalast sichern lässt. Qualitativ nach vorne bringen könne man den Handel nur durch eine Frequenzerhöhung der Besucher, eine verbesserte Einkaufsatmosphäre in der Stadt und eine Stärkung bereits ansässiger Unternehmen. Michael Müller, Präsident des Einzelhandelverbands Region Trier, kann sich ebenso wenig mit einem möglichen ECE-Einkaufszentrum in der Innenstadt anfreunden. "Die Entwicklung des Einzelhandels sollte qualitativ und nicht quantitativ vorangetrieben werden", sagte Müller. Zudem solle die Stadt keine exklusive Vereinbarung über die Entwicklung eines neuen Handelsquartiers mit der ECE eingehen. "Die Stadt sollte die Bedingungen stellen, nicht der Investor", sagte Müller.
Matthias Schmitt von der Industrie- und Handelskammer (IHK) sieht in Trier ebenfalls keinen Bedarf für ein neues Shoppingcenter. "Zurzeit überwiegen die Risiken die Chancen", sagte Schmitt. Das unkontrollierte Wettrüsten des Einzelhandels in der Region sei gefährlich. "Wir müssen auch auf die Mittelzentren wie Bitburg und Wittlich schauen und dürfen sie nicht schädigen."
Der Mainzer Hartwig Daniels informierte die Einzelhändler darüber, mit welchem Rivalen sie es bei der Einkaufs-Center-Entwicklungs-Gesellschaft (ECE) zu tun haben. Mit seiner Bürgerinitiative hat Daniels in Mainz die Bedingungen für die Errichtung eines ECE-Centers maßgeblich beeinflusst. "Ziehen Sie sich warm an", sagte Daniels, "ECE ist kein Partner der Städte, sondern eine Dampfwalze, die alles platt macht." Alle rund 100 Shoppingcenter, die das Unternehmen in Deutschland errichtet habe, seien nach außen abgeschirmt und ohne hinreichende Ausgänge und Chancen für die Kunden, leicht wieder rauszufinden. Der Investor wolle bloß Umsätze abgreifen und keine weiteren Besucher nach Trier anlocken, sagte Daniels.
Ehemals belebte Einkaufsstraßen in Passau, Siegen und Wetzlar seien nach der Errichtung von ECE-Shopping-Malls zu menschenleeren Geisterstraßen verkommen. Diese Einschätzung, sagte Daniels, würden unabhängige Studien beweisen. cmo