Eisenbahner mit Leib und Seele

Trier-Kürenz · Schon während seiner aktiven Zeit als Eisenbahner hat sich Karl-Heinz Hubert für soziale Belange seiner Kollegen engagiert. Mit dem Ausscheiden aus dem Berufsleben hängte der heute 81-Jährige diese Aufgabe keineswegs an den Nagel. Ein Porträt.

 Die Zeit, als die beiden Bahnlampen modern waren, hat Eisenbahner Karl-Heinz Hubert aus Kürenz noch erlebt. TV-Foto: Ludwig Hoff

Die Zeit, als die beiden Bahnlampen modern waren, hat Eisenbahner Karl-Heinz Hubert aus Kürenz noch erlebt. TV-Foto: Ludwig Hoff

Den Besuchern von Karl-Heinz Hubert in der Kürenzer Brühlstraße wird schnell klar: Dieser Mann hat ein Hobby, so akkurat gepflegt sieht der Garten aus. Kein Kräutchen Unkraut ist zu sehen. Doch längst nicht die meiste Zeit seines "Unruhestandes" verbringt der 81-Jährige im Freien. Er pflegt noch ein anderes, größeres Hobby. "Ich kenne viele Leute, und viele Leute kennen mich", sagt Hubert. Kein Wunder, bei so viel ehrenamtlichem Engagement für das Bundesbahn-Sozialwerk (BSW) und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) Trier. Das Organisieren habe ihm schon immer gelegen, gesteht er. In der Seniorenarbeit ziehen sich Huberts Kreise heute noch bis auf die Bundesebene der Bahn-Organisationen. "Die vielen Aufgaben haben mich fit gehalten", sagt der Kürenzer, der mit Leib und Seele Eisenbahner ist. Wo er nur kann, steht der im Stadtteil Geborene seinen Kollegen noch immer mit Rat und Tat zur Seite.

"Unsere Versammlungen finden einmal im Monat statt. Da ist ganz schön was los", sagt er. Sein Anliegen ist es, dazu stets kompetente Referenten zu allgemein interessanten Themen zu gewinnen.
Ein anderes Steckenpferd von Hubert sind die Tagesfahrten oder die mehrtägige große Jahresfahrt der Eisenbahner: "Unsere Busse sind immer voll", schwärmt er. Ans Aufhören denkt der rüstige Ruheständler, der selbstverständlich mit einem PC ausgestattet ist, so schnell noch nicht, auch wenn er beim Organisieren der Fahrten kürzertreten will. Zum Weitermachen sporne ihn stets ein Lob an, das der ehemalige Betriebsinspektor oft zu hören bekommt: "Du kennst dich gut aus."

Wer von seinem Elternhaus aus auf die Bahngleise spucken könnte, sei zum Eisenbahner geboren, erinnert sich Hubert an seine jungen Jahre. Und so kam es auch: Nach seiner Ausbildung als Fernmeldetechniker wechselte er bald in den Signaldienst der Bahn.

Aus Kürenz, dem Eisenbahner-Stadtteil schlechthin, ist Hubert nie weggezogen. Nach einem kurzen Intermezzo in der Nellstraße übernahm er - inzwischen verheiratet - sein Elternhaus. Sein Vater war Walzwerker im nahen Trierer Werk und hätte von der Entfernung her in den Pantoffeln zur Arbeit gehen können. Das mit den Pantoffeln traf auch auf den Sohn zu, denn Huberts Anlaufstelle bei der Bahn war nicht viel weiter entfernt.

Kontakte zur Bahn gibt es bis heute, 23 Jahre nach seiner Pensionierung, alleine schon wegen seines ehrenamtlichen Engagements. Beim Blick aus dem Wohnzimmer sieht Hubert jeden Zug, der in Richtung Hauptbahnhof fährt oder von dort kommt. Die Geräuschkulisse sei bei den heutigen Loks gering, merkt er an. Noch gut könne er sich an das Zischen und Fauchen der Dampfloks erinnern, die bis 1973 fuhren: "Seitdem ist es hinter unserem Haus nicht direkt leise, aber doch sehr viel ruhiger." Klingt fast so, als trauere Karl-Heinz Hubert der Zeit mit den Dampfloks ein wenig nach, wenn er in seinem Garten sitzt.

Extra

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