Eiskalte Übung

Zwölf Männer, Seile, Leitern und eine Motorsäge: Damit versetzt die Berufsfeuerwehr Trier am Donnerstag die Winterfreunde in Aufregung, die das Wetter am unteren Mattheiser Weiher genossen haben. Auf dem Programm steht eine Eisrettungs-Übung.

Trier-Weismark. Klirrende Kälte, blendender Sonnenschein. Der Mattheiser Weiher ist zugefroren, zahlreiche Menschen tummeln sich am Donnerstagnachmittag beim Wintertraumwetter auf dem Eis, obwohl es verboten ist. Plötzlich fahren vier Einsatzfahrzeuge der Trie rer Berufsfeuerwehr um den See. Aus dem Lautsprecher ertönt eine Stimme: "Bitte räumen Sie sofort das Eis!" Zwölf Wehrleute wollen für den Ernstfall proben, denn Eisrettung ist eine ihrer Aufgaben.

"Auch hier im Trierer Raum kommt es immer wieder zu Eisunfällen. Deutschlandweit sterben jedes Jahr sechs bis acht Menschen - meist Kinder - dabei", sagt Sven Neys, Einsatzleiter der Berufsfeuerwehr Trier. Zwar gab es dieses Jahr in Trier noch keinen solchen Unfall, aber sollte einer der Eisläufer oder eines der spielenden Kinder wirklich einbrechen, müssen die Retter vorbereitet sein.

Schnell ist eine Stelle - etwa 20 Meter vom Ufer entfernt - mit gelber Sprühfarbe markiert. Danach sägt ein Feuerwehrmann mit einer Motorsäge ein Loch in die 15 Zentimeter dicke Eisdecke. Die Kollegen sichern ihn mit einem Seil. Das Unfallopfer, eine Übungspuppe, wird im eiskalten Nass platziert, und der Einsatz kann beginnen.

"Man muss den Druck auf der Eisfläche möglichst verteilen", beschreibt Sven Neys, der Einsatzleiter der Feuerwehr, die Grundregel für Einsätze auf dem Eis. Um das Gewicht optimal zu verlagern, benutzen zwei Rettungstaucher zwei Leitern, auf denen sie sich so vorsichtig wie nötig und so schnell wie möglich dem Loch nähern. Eine Leiter muss vor die andere gelegt werden. Dann krabbeln sie, bis die hintere Leiter wieder nach vorne muss.

Die Taucher sind zuständig, weil das Unfallopfer unter die Eisdecke geraten könnte und sie ihm dann hinterher tauchen müssten. Gegen die Kälte sind sie mit Trockentauchanzügen ausgestattet, in denen die Taucher selbst nicht nass werden können. So reduzieren sie das Risiko einer Unterkühlung. Nachdem die Taucher die Puppe gerettet und auf eine Leiter verfrachtet haben, ziehen ihre Kameraden sie samt Leitern mit Seilen zurück an Land. Dort übernehmen die Sanitäter die "durchgefrorene" Puppe, um sie zu versorgen.

Beim zweiten Teil der Übung muss die Puppe wieder aufs Eis. Diesmal ist sie nicht eingebrochen, sondern liegt auf der Eisfläche. Im Korb einer 30 Meter langen Drehleiter lässt sich ein Feuerwehrmann zum Unfallopfer fahren. Er klappt das Geländer des Korbs herunter, zieht die Puppe zu sich und lässt sich zurück an Land bringen. Wichtig für die Feuerwehrleute ist, schnell zu handeln und zugleich die eigene Sicherheit nicht zu vergessen. Innerhalb der acht Minuten "Hilfefrist" müssen die Einsatzkräfte vor Ort sein. Danach müssen sie sich sputen, denn die ersten Anzeichen einer Unterkühlung im eiskalten Wasser treten schon mit dem anfänglichen Schock auf. "Man kann aber sagen, pro Grad Celsius Wassertemperatur kann man eine Minute schwimmen", sagt Neys. Bei zehn Grad Wassertemperatur gilt: Ist die Feuerwehr nach acht Minuten vor Ort, hat sie nur noch zwei Minuten Zeit für die Rettung. Um das zu schaffen, sind Übungen unverzichtbar. Am Ende sind die Feuerwehrmänner zufrieden, obwohl es am Donnerstag recht knapp gewesen wäre.

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