Eleganz und Anmut auf der Bühne

TRIER. Das Haus ist voll besetzt, die Zuschauer warten gespannt darauf, dass sich der samtig-rote Vorhang hebt. Denn sie erwartet im Trierer Theater ein Tanznachmittag der Superlative. 140 Kinder und Jugendliche zwischen vier und 18 Jahren wollen zeigen, was sie in der Schule "Ballett im Hof" von Peter Mason und Laurence Souc gelernt und in unzähligen Stunden einstudiert haben.

Begeisterter Beifall kommt von den Rängen des Trierer Stadttheaters. In farbenprächtigen Bildern tanzen sich die Ballerinas im Stück "La Mer" als Verkörperung von Wellen, Algen, Wind und Badenixen in die Herzen des Publikums. Die Choreografie, die Laurence Souc und Peter Mason zur Musik von Claude Debussy geschrieben haben, soll die Stimmungen wiedergeben, die das Meer beim Betrachter auslösen kann. Leises Plätschern der Wellen, berghoch aufgetürmte Wogen oder sich sanft in der Strömung wiegende Algen setzen kleine wie große Ballerinas gelungen um. Während etwa die Hälfte der an der Aufführung teilnehmenden Schüler gleich beim ersten Stück den begeisterten Applaus als Lohn ihrer Mühen erhalten, begeistert auch eine kleinere Gruppe mit einer zwar kurzen, aber umso wirkungsvolleren Tanz-Sequenz mit dem Titel "A little piece to Bach". Dramatisch und komisch

Großes Tanz-Theater gibt es im Anschluss und auch das ein oder andere zum Schmunzeln. "La fille mal gardée" - "Das schlecht behütete Mädchen" heißt das Stück, in dem die Geschichte des Mädchens Lise erzählt wird, dessen Mutter, Witwe Simone, sie mit einem Jungen aus gutem Hause verheiraten will. Lise aber liebt einen anderen. Eine dramatische Geschichte, die in der Choreografie des Duos Souc/Mason aber auch einige komische Elemente enthält. Mason tanzt die Rolle der schrulligen Witwe und amüsiert mit wahnwitzigen Sprüngen und Schrittfolgen das Publikum. Neben der bewundernswerten Disziplin, Körperspannung, Ausdruckskraft und Anmut der älteren Ballerinas tapsen noch etwas unbeholfen, aber voller Selbstbewusstsein, die mit vier Jahren jüngsten Nachwuchstänzer in gelben Küken-Kostümen über die Bühne. "Oh, wie süß", ruft da ein kleines Mädchen aus dem Publikum. Während der Pause holen sich die Ballerinas Lob bei ihren Familien und Freunden ab, berichten über Lampenfieber und das besondere Erlebnis, auf der großen Theaterbühne zu tanzen. Poetisch und feurig, ganz in orange-rotes Licht getaucht, geht die Vorstellung weiter mit Tarantellen aus dem 16. und 17. Jahrhundert. Derweil die Großen anmutig und elegant über die Bühne schweben, gucken zwischen den schwarzen Bühnenvorhängen die Kleinen in weißen Tutus zu. Sie klatschen begeistert im Takt mit und vergessen wohl für einen Augenblick, dass ihr großer Auftritt in "Der kleine Schwanensee" immer näher rückt und sie bis zur großen Bühnenreife noch etliche Paar Ballettschuhe durchtanzen werden. "Auch wenn es nicht leicht für die Eltern und ein gewisser Kampf ist, ihre Sprösslinge zum Ballett zu bringen, haben die Kinder gute Disziplin, aber auch Spaß am Lernen entwickelt", sagt Laurence Souc, bevor sich der Vorhang zum ersten Mal hebt. Dass diese Vorschusslorbeeren nicht zu viel des Lobes sind, zeigen die kleinen, verzauberten Schwäne, Tim Sydow als Prinz und der böse Zauberer Rotbart (Peter Mason) in märchenhafter Kulisse.

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