Elisabeth-Krankenhaus: Baby-Station bleibt

Trier · Der Protest hat gewirkt: Die Geburtshilfestation am Trierer Elisabethkrankenhaus wird nicht ins Marienkrankenhaus Ehrang verlegt. Das hat die Leitung der Klinik am Freitag mitgeteilt.

 Demonstranten machten am Freitag ihrem Ärger vor dem Elisabethkrankenhaus Luft. TV-Foto: Klaus Kimmling

Demonstranten machten am Freitag ihrem Ärger vor dem Elisabethkrankenhaus Luft. TV-Foto: Klaus Kimmling

Trier. Vor wenigen Tagen noch schien die Schließung der gynäkologischen Abteilung am Elisabethkrankenhaus (EKT) beschlossene Sache. "Die Klinikleitung hatte uns mitgeteilt, dass die Geburtshilfestation mit Zustimmung des Mainzer Gesundheitsministeriums ins Ehranger Marienkrankenhaus verlegt wird", bestätigt Holger Kühlwein, Gynäkologe und selbstständiger Belegarzt am EKT. Dann habe es - offenbar auf Betreiben der Gesundheitsministerin und designierten Ministerpräsidentin Malu Dreyer - eine plötzliche Kehrtwende gegeben. "Seit Donnerstag heißt es, dass die Gynäkologie doch am EKT erhalten bleibt", sagt Kühlwein.
"Atmosphäre der Angst"


Jörg Sponholz, Vorsitzender der Mitarbeitervertretung des Ökumenischen Verbundkrankenhauses Trier (ÖVT), zu dem Elisabeth- und Marienkrankenhaus gehören, bestätigt: "In den Mitarbeiterversammlungen am Freitag wurde uns gesagt, dass aufgrund des Drucks von außen die Entscheidung aufgehoben wurde, die Geburtshilfestation aufzulösen." Druck hat nicht nur - zumindest in den letzten Tagen - das Ministerium gemacht. Vor zwei Wochen hat sich auf der Internet-Seite Facebook die Gruppe "Gegen die Schließung der Geburtshilfestation am EKT" gegründet, die mittlerweile mehr als 3500 Mitglieder hat. Vor wenigen Tagen ist auch Ministerin Dreyer der Gruppe beigetreten. Am gestrigen Freitag protestierten knapp 100 Demonstranten - vorrangig Frauen - vor der Klinik.
Nach TV-Infos hat das ÖVT im vorigen Jahr ein Defizit von rund 2,5 Millionen Euro eingefahren. Durch Umstrukturierungen - wie etwa die Zusammenlegung von Laboren am Standort Ehrang - sollen die Kosten gesenkt werden. Die geplante und wieder zurückgenommene Schließung der Geburtshilfestation war ein weiterer Baustein der Kürzungen. Weiterhin im Gespräch ist offenbar die Verlegung von Operationsabteilungen vom EKT ins Marienkrankenhaus. "Es stehen wohl auch Streichungen beim Personal an", sagt Sabine Becker, Oberärztin der Abteilung Anästhesie am EKT und Mitglied der Mitarbeitervertretung. Rund 15 Mitarbeiter hätten bereits ihre Jobs gekündigt. Insgesamt gibt es an beiden Kliniken je rund 400 Angestellte. "Zurzeit herrscht am Krankenhaus eine Atmosphäre der Angst, vor allem, weil wir keine konkreten Informationen dar über haben, wie es weiter geht", sagt Becker.
Wie die geplanten Umstrukturierungen im Detail aussehen sollen, dazu hat sich die Leitung des ÖVK tatsächlich noch nicht geäußert. Ein für Freitagnachmittag angesetztes Pressegespräch wurde am Donnerstagabend kurzfristig abgesagt. Die Gespräche zwischen den drei Gesellschaftern - die katholische Marienhaus GmbH, die evangelische Kirche Trier und der evangelische gemeinnützige Träger Agaplesion - und dem Ministerium seien noch nicht abgeschlossen.
In einer Pressemitteilung erklärten ÖVT und Gesundheitsministerium am Freitagnachmittag lediglich, dass zwischen Ministerium und der Agaplesion Trägergesellschaft "Einvernehmen darüber hergestellt wurde, dass eine Restrukturierung des Verbundkrankenhauses notwendig ist". Eine Konzentration der Geburtshilfe-Abteilungen von EKT und Marienkrankenhaus am Standort Ehrang sei laut Ministerin Dreyer allerdings "nicht akzeptabel", heißt es in der Pressemitteilung. "Natürlich muss ein Krankenhaus wirtschaftlich betrieben werden können. Ebenso wichtig ist es aber auch, dass die Bevölkerung vor Ort die Lösungen akzeptiert und mitträgt", teilt Dreyer mit. Und macht damit deutlich, wie sehr die Proteste der Öffentlichkeit die Entscheidung, die Geburtshilfestation nicht anzutasten, beeinflusst haben.Meinung

Rolle rückwärts
Schön, dass die Geburtshilfestation erhalten bleibt! Werdende Mütter haben so eine größere Wahl, wo sie ihre Kinder zur Welt bringen möchten: auf einer kleinen, familiären Station oder etwa im großen Mutterhaus mit angeschlossener Intensivstation für Säuglinge. Das Minus von 2,5 Millionen Euro muss das Ökumenische Verbundkrankenhaus nun anders ausgleichen. Sonst summiert sich das Defizit über die Jahre, und dem kleinen Elisabeth-Krankenhaus könnte irgendwann mehr als nur die Schließung einer einzigen Station drohen. Wegen der wirtschaftlichen Situation der Klinik hatte Gesundheitsministerin Dreyer wohl auch grünes Licht für die Schließung der Geburtshilfestation gegeben. Ein möglicher Grund für ihre Rolle rückwärts drängt sich seit gestern auf: Die Nachrichten über Dreyers künftige Ministerpräsidentschaft sollten wohl unbefleckt bleiben von negativen Schlagzeilen über die Schließung einer Baby-Station. c.wolff@volksfreund.de

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