Eltern helfen in der Kita aus

Longuich · Wegen Personalmangels müssen in der katholischen Kindertagesstätte Longuich inzwischen die Eltern mithelfen. Eine vom Jugendamt des Kreises genehmigte Stelle für eine sogenannte "Springerkraft" bleibt derweil unbesetzt - es fehlt einfach an Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt.

Longuich. So hatte sich die Mutter von Alessa (Name geändert) ihren freien Tag nicht vorgestellt: Statt den Großeinkauf zu erledigen, saß sie im Kindergarten St. Laurentius, las Geschichten vor und zog Reißverschlüsse von Winterjacken hoch. "Ich helfe gerne aus, damit der Betrieb weiterlaufen kann", sagt die junge Frau. "Aber nur vorübergehend", fügt sie rasch hinzu. Auch für das temporäre Ausfallen von Angeboten wie Turnen oder die speziellen Aktionen für Vorschulkinder hat sie eingeschränkt Verständnis: eben nur für eine kurze Zeit.
"Es sind leider mehrere Erzieherinnen erkrankt", erklärt Monika Kiwitt die momentane Situation. Kiwitt ist im Bereich Schweich Gesamtleiterin der Kita gGmbH (siehe Extra), dem Träger der Longuicher Kita. Sie ist dankbar, dass mehrere Eltern helfen, die Lücke zu schließen. Nur so können die Öffnungszeiten von 7.30 bis 16.30 Uhr zurzeit beibehalten werden. Denn die beiden Maßnahmen, die in der Regel ergriffen werden, wenn Mitarbeiter krank sind, scheiden zurzeit aus: Zum einen können Teilzeitkräfte, wenn möglich, ihre Stunden vor-übergehend aufstocken, und zum anderen kann eine sogenannte "Springerkraft", eine Fachkraft, die da arbeitet, wo Not am Mann ist, eingestellt werden.
"Die vom Jugendamt genehmigte und bereits seit einigen Monaten ausgeschriebene unbefristete Stelle einer Springerkraft für die Gesamteinrichtung Schweich konnte aufgrund des Fachkräftemangels noch nicht besetzt werden", sagt Kiwitt. Aber auch ohne Krankheitsfälle bewegt sich die Personalsituation in der Kita Longuich auf dünnem Eis: In der Kita gibt es drei Gruppen mit insgesamt 65 Plätzen. 46 für Drei- bis Sechsjährige, zwölf für Zweijährige und sieben Krippenplätze. Davon werden 31 Zwei- bis Sechsjährige ganztags betreut.
Der gesetzliche Schlüssel liegt demnach bei 7,00 Stellen im Erziehungsbereich. Erfüllt wird dieses Soll wie in mehreren Kitas im Kreis Trier-Saarburg derzeit auch mit einer sogenannten Unterstützungskraft.
"Unterstützungskräfte müssen persönlich geeignet sein, sie benötigen aber, anders als Springerkräfte, keine fachliche Ausbildung. Das können auch Mütter oder Großmütter sein", erklärt Hubert Ludwig vom Jugendamt des Kreises Trier-Saarburg.
Hinzu kommt in Longuich, dass die langen Öffnungszeiten (neun Stunden) und die überdurchschnittliche Auslastung noch mehr Personal erfordern. Der Antrag liegt der Genehmigungsbehörde, dem Jugendamt der Kreisverwaltung Trier-Saarburg vor, und wird bald entschieden. Doch auch wenn die Behörde eine zusätzliche Fachkraft genehmigt, könnte das derzeitige Problem weiterhin bestehen bleiben. Grund: Es wird immer schwieriger, eine Fachkraft zu finden. Für Klaus-Peter Hammer, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Rheinland-Pfalz ist die Situation in Longuich ein deutlicher Hinweis darauf, wie prekär die Lage ist. Er fordert mehr Ausbildungsplätze für Erzieherinnen, um dem Mangel an qualifizierten Kräften entgegenzusteuern.
"Es ist zwar ehrenwert, dass die Eltern einspringen, aber es kann nicht sein, dass sie den Fachkräftemangel ausbaden müssen", sagt der GEW-Chef. Viele Eltern könnten sicher gut mit Kindern umgehen, aber ihnen fehle dennoch die Qualifikation.Meinung

Hausgemachter Mangel
In vielen Kitas nimmt der Fachkräftemangel alarmierende Ausmaße an. Das Problem ist hausgemacht: Lange Ausbildungszeiten, schlechte Bezahlung und so gut wie keine Aufstiegsmöglichkeiten - abschreckende Aussichten vor einer Berufsentscheidung. Besonders prekär dürfte sich die Personalsituation in Kitas mit katholischen Trägern entwickeln, denn dort gelten die Regeln des kirchlichen Arbeitsrechts. Erzieherinnen sollen katholisch sein - keine Chance haben Bekenntnisfreie, Angehörige anderer christlicher Konfessionen oder fremder Religionen. Hinzu kommen persönliche Ausschlusskriterien, die nach "weltlichem" Arbeitsrecht ungesetzlich sind - etwa die Ablehnung von Geschiedenen und Wiederverheirateten. Bleibt die Frage, wie der Betrieb in der Kita Longuich unter solchen Bedingungen auf Dauer weiterlaufen kann - obwohl der Kreis dort ohne Einfluss auf die Personalentscheidungen 90 Prozent der Gehaltskosten trägt? f.knopp@volksfreund.deExtra

Die KiTa gGmbH Trier ist eine katholische Institution im Bistum Trier. Sie ist ein anerkannter freier Träger der Jugendhilfe. 103 katholische Kindergärten gehören zur Kita gGmbH. Sie unterstützt die Jugendämter bei der Verwirklichung des gesetzlichen Auftrages "Erziehung, Bildung und Betreuung von Kindern". Die Personalkosten werden vom Bistum (zehn Prozent) und den öffentlichen Zuschussgebern übernommen. Für die Arbeitsverträge der Mitarbeiter gelten die kirchenrechtlichen Regelungen. Auch trifft allein die KiTa gGmbH die personelle Auswahl bei Neueinstellungen. kat

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