Ende einer Ära: Lucky's Luke stellt regelmäßiges Kino ein

Trier · In der Filmkneipe „Lucky’s Luke“ wird es bis auf weiteres kein regelmäßiges Kinoprogramm mehr geben. Inhaber Joachim Ternes sucht aber schon nach einer Alternative – und ganz vorbei ist es mit den Filmvorführungen auch nicht. Mit Ternes sprach TV-Redaktionsmitglied Anita Lozina.

 Joachim Ternes im Kinosaal der „Luke“: Das regelmäßige Filmprogramm ist vorerst gestrichen. Doch Ternes ist bereist auf der Suche nach Alternativen. TV-Foto: Archiv/Frank Goebel

Joachim Ternes im Kinosaal der „Luke“: Das regelmäßige Filmprogramm ist vorerst gestrichen. Doch Ternes ist bereist auf der Suche nach Alternativen. TV-Foto: Archiv/Frank Goebel

Herr Ternes, wie kam es dazu, dass die Luke bis auf weiteres ihren regelmäßigen Kinobetrieb einstellt?

Joachim Ternes: Unsere Kinoprojektionsanlage hat den Ausschlag dazu gegeben. Sie stammt noch aus dem alten Trierer Kino „Gloria“, Baujahr 1953-1955, je nach Bauteil. Doch der Projektor hat jetzt den Geist aufgegeben, letztes Jahr musste ich drei oder vier Vorstellungen mittendrin abbrechen. Das macht ja auch keinen Spaß. Also haben wir das jetzt auf Eis gelegt.

Sie könnten auch einen neuen Projektor besorgen.

Ternes: Die Filmwirtschaft hat einen Standard entwickelt, der für Kinos unserer Größenordnung einfach nicht bezahlbar ist. Eine moderne Abspielanlage kostet rund 55 000 Euro. Und den Betrag können wir niemals wieder rein bekommen.

Waren die neueren Filme auch nicht mehr kompatibel, oder hätten Sie mit dem alten Projektor noch weitermachen können?

Ternes: Das ursprüngliche System existiert weiter. Immer öfter bekommt man aber kleine Filme nur in der modernen Projektionstechnik.

Es hieß, dass sich der Kinobetrieb in der Luke nicht mehr rentiert hätte. Was ist denn da dran?

Ternes: Die Kinogemeinde ist 2010 wieder am Jubeln, dank der 3D-Technik und den damit verbunden Eintrittspreisen ab zehn Euro. Aber das betrifft eigentlich nur Blockbuster-Filme. Das Arthauskino mit Filmen, die in Deutschland unter 100 000 Besucher haben, fällt im Prinzip komplett weg.

Blieben daher auch die Besucher in der Luke aus?

Ternes: Naja, ohne Kino bleiben sie unter der Woche noch mehr aus, während am Freitag und Samstag unsere Nischenpartys bombig laufen. Ins Kino kamen aber immer noch so zehn, 15 Leute am Abend - und die haben ja auch was getrunken. Damit hatten wir zwar keinen Gewinn, aber es hat die Arbeitskraft bezahlt.

Die Kosten wurden also gedeckt?

Ternes: So genau hab ich das nie ausgerechnet. Wir hatten im Jahr etwa 2400 Besucher. Wenn ich den Eintritt mit allen Abgaben und Personalkosten verrechne, dann krieg ich vielleicht noch den Strom davon bezahlt.

Aber die geringe Besucherzahl war trotzdem nicht der Grund?

Ternes: Sie war mit ein Grund.

Wieso haben Sie dann überhaupt das Kino betrieben?

Ternes: Man muss es so sehen: Die Tatsache, dass eine Kneipe ein Kino integriert hat, ist durchaus ein Werbefaktor. Wenn der Projektor nicht den Geist aufgegeben hätte, hätten wir das weitergemacht.

Im Luke-Kino waren Filme abseits des Mainstreams zu sehen. Gabt es zuviel Konkurrenz mit Broadway, Asta- und VHS-Kino?

Ternes: Nein, eigentlich nicht. Sagen wir mal so: Der Bedarf an Kino ist dank Dirk [Dirk Ziesenhenne, Geschäftsführer des Broadway-Kinos – Anm. d. Red.] gedeckt, denn er macht im Arthaus-Bereich sehr viel. Alle wichtigen Filme laufen also in Trier. Ich habe entweder die Filme gespielt, die der Dirk schon gezeigt hatte – oder ich orientierte mich darunter. Im Endeffekt war das dann meist eine Mischung daraus.

Wie beurteilen Sie das Kulturangebot in Trier? Oft wird ja gesagt, es gehe den Bach runter.

Ternes: Generell würde ich sagen, kulturell ist Trier ziemlich weit vorne. Wenn man es zum Beispiel mit Kaiserlautern vergleicht.. okay, die haben Fußball, aber ist Fußball Kultur?

Manche Leute würden das schon so sehen.

Ternes: [Lacht] Nee, Trier macht schon viel. Unsere Stammgäste aus dem Theater, haben zum Beispiel Interesse daran, hier ein Off-Programm zu machen, jetzt, da der Raum zur Verfügung steht.

Der Raum soll also weiter genutzt werden?

Ternes: Ja. Ich bin nicht abhängig davon, dass da Kino läuft. Jetzt suchen wir nach neuen Ideen.

Und wie geht es nun mit dem Kino weiter?

Ternes: Wir haben hier eine Projektionsanlage installiert, um Videos in HD zu zeigen. Es wird in der Luke also immer mal wieder Filme zu sehen geben, nur nicht mehr in dieser Regelmäßigkeit.

Die Besucher können also hoffen?

Ternes: Es wird auf jeden Fall wieder irgendein kulturelles Angebot in der Luke geben. Aber kein Fußball auf der Großleinwand.

Vielen Dank für das Gespräch!

Extra

Trier. (alo) Dank "Freck langsam" und "Harry Potter" kann das Broadway-Kino momentan nicht über Besuchermangel klagen. Dennoch: "Der Rest des Jahres verlief maximal mittelprächtig", sagt Geschäftsführer Dirk Ziesenhenne. Bundesweit habe es bei sogenannten "Arthaus"-Filmen, also kleineren Produktionen, einen Besucherrückgang um 20 bis 25 Prozent im Vergleich zu 2009 gegeben.


Im Cinemaxx Trier freut man sich dagegen über steigende Umsatzzahlen. Laut Stefanie Breusken vom Marketing des Kinos ist dieser Trend ein stückweit den 3D-Filmen zu verdanken: "Nicht umsonst haben wir mittlerweile den dritten Kinosaal auf 3D umgerüstet." Grundsätzlich denkt man auch beim Broadway über einen 3D-Saal nach. Doch noch wartet man ab. "Es ist nicht gesund, alles auf 3D zu zeigen, nur, um damit Geld zu verdienen. Das ist kein zukunftsfähiges Modell", sagt Ziesenhenne. "Da müssten wir genau abwägen, um unseren eigenen Qualitätsansprüchen gerecht zu werden."

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