Endoskopie als Steckenpferd

Die Neurochirurgie hat in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte gemacht. Einige moderne Diagnose- und Operationstechniken sind dem Trierer Brüderkrankenhaus (BKT) zu verdanken. Deren neurochirurgische Abteilung feierte ihr 30-jähriges Bestehen.

 Fortschritt in 30 Jahren: Mit am Brüderkrankenhaus entwickelten Endoskopen sind Operationen durch die Nase an der Schädelbasis möglich. Chefarzt Professor Martin Bettag demonstriert die „Trierer Technik“. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Fortschritt in 30 Jahren: Mit am Brüderkrankenhaus entwickelten Endoskopen sind Operationen durch die Nase an der Schädelbasis möglich. Chefarzt Professor Martin Bettag demonstriert die „Trierer Technik“. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. (mehi) "Die Brüder hatten sehr viel Mut." Mit Pauken und Trompeten hätten sie 1978 die neurochirurgische Abteilung im BKT eröffnet, erzählt der damalige Chefarzt Professor Klaus Faulhauer in seinem Vortrag über die Anfänge der Neurochirurgie in Trier anlässlich des 30. Geburtstags des Bereichs. Fünf hochkarätige Fachkräfte für Wirbelsäulenleiden und Hirnerkrankungen hätten ihn damals von der Homburger Uniklinik an die Mosel begleitet. Aus fünf sind inzwischen 15 Arztstellen geworden. Die Abteilung ist heute nach der Mainzer Uniklinik die zweitgrößte in Rheinland-Pfalz. Und ein Vorreiter.

Denn die Neurologie im BKT habe vor acht Jahren gemeinsam mit der HNO-Abteilung des Mutterhauses eine neue Operationstechnik eingeführt, berichtet Chefarzt Professor Martin Bettag. Mit Hilfe eines speziell entwickelten Endoskops seien Operationen über die Nase zur Schädelbasis möglich. Die "Trierer Technik" sei weltweit anerkannt. "Die Endoskopie ist das Steckenpferd in der Abteilung", sagt Bettag. In der neuen OP-Technik seien seit 2005 rund 180 Ärzte aus 18 Ländern am Brüderkrankenhaus geschult worden. Seit drei Jahren gebe es ein Austauschprogramm mit Indien.

Spezialisiert auf Hirn-Schrittmacher



Die Ärzte im BKT sind zudem spezialisiert auf Patienten mit Morbus Parkinson. Hier setzen sie bei der tiefen Hirnstimulation einen "Hirn-Schrittmacher" ein, der die Bewegungsstörungen reduziert. Die überwiegende Mehrheit aller Operationen werden an Lenden- und Halswirbelsäule durchgeführt. "Ein absolutes Muss", betont Bettag. Erst an zweiter Stelle stehen Hirntumore und Schädel-Hirn-Traumen. "Mit modernsten Diagnosegeräten und computergestützten OPs kommen wir im Hirn millimetergenau an den Ort, wo wir hin müssen."

Neurochirurgie sei fächerübergreifend. 14 Abteilungen gebe es im BKT, "wir haben mit allen zu tun", sagt Bettag. Auch mit dem Mutterhaus gebe es enge Verbindungen, besonders mit der HNO- und der Kinderabteilung. Das Wichtigste sei die Teamarbeit. Das bestätigt Faulhauer: "Wir haben alle an einem Strang gezogen."

30 Jahre Neurochirurgie, das sei etwas ganz Besonderes, betont Professor Andreas Unterberg, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie und Chefarzt der Uniklinik Heidelberg. Zwischen den damaligen und heutigen Diagnostik- und Operationsverfahren lägen Welten, sagt er, "gefühlte 100 Jahre". Es sei die Weitsicht des Ordens gewesen, zu erkennen, dass ein großes Krankenhaus Neurochirurgie brauche.

ExtraDas Team der Abteilung Neurologie im Brüderkrankenhaus um Chefarzt Martin Bettag besteht aus 15 Ärzten, davon 12 Neurochirurgen. 1750 Operationen führen die Trierer Mediziner jährlich durch. Sie versorgen rund 6000 Patienten stationär und ambulant. Dabei unterstützen sie die rund 65 Pflegekräfte in OP, Pflege- und Intensivstationen. Behandelt werden Patienten mit Erkrankungen wie Hirntumoren, Hirngefäßmissbildungen, Hirnblutungen, Hirnfehlbildungen, Schädelhirnverletzungen und Morbus Parkinson sowie degenerative und traumatische Wirbelsäulenleiden und periphere Nervenerkrankungen. Das Einzugsgebiet der Abteilung erstreckt sich über die gesamte Region und das nördliche Saarland. (mehi)

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