Energie vom Acker

In Kenn wächst eine der größten Miscanthus-Anbauflächen in Westeuropa heran. Doch das ist nicht der einzige Grund für die Tagung des Internationalen Miscanthus-Verbandes in Trier.

 Während die im Hintergrund auszumachenden Photovoltaikanlagen für viele noch gewöhnungsbedürftig sind, gehört „Miscanthus“ (Chinaschilf) rund um Kenn längst zum gewohnten Bild. Die Betriebsgemeinschaft Hilsamer-Koch (im Bild Franz-Josef Koch) bewirtschaftet dort eine der größten Anbauflächen in Westeuropa. Foto: TV-Archiv/Ursula Schmieder

Während die im Hintergrund auszumachenden Photovoltaikanlagen für viele noch gewöhnungsbedürftig sind, gehört „Miscanthus“ (Chinaschilf) rund um Kenn längst zum gewohnten Bild. Die Betriebsgemeinschaft Hilsamer-Koch (im Bild Franz-Josef Koch) bewirtschaftet dort eine der größten Anbauflächen in Westeuropa. Foto: TV-Archiv/Ursula Schmieder

Kenn. Der Name "Miscanthus" mag noch etwas fremd klingen. Dennoch ist Chinaschilf in der Region längst heimisch. Vor allem rund um Kenn, wo die Betriebsgemeinschaft Hilsamer-Koch bereits 1991 mit dem Anbau von Miscanthus begonnen hat. Aus dem Versuchsfeld, mit dem Stilllegungsflächen sinnvoll genutzt werden sollten, ist eine der größten Miscanthus-Anbauflächen in Westeuropa geworden. Geschützte Lage bringt höheren Ertrag

Die Fläche von derzeit etwa 55 Hektar war laut Franz-Josef Koch bis vor kurzem sogar noch größer. Doch für die Photovoltaikanlagen, die derzeit in der Verbandsgemeinde installiert werden, habe er eine Fläche roden müssen. "Das hat mir weh- getan", bedauert er generell, die Errichtung solcher Anlagen auf "gutem Ackerland". Chinaschilf ist laut Koch relativ anspruchslos und fühlt sich auf pH-neutralem Boden ebenso wohl wie auf saurem. Der Acker sollte jedoch "wasserführend" sein. Eine geschützte Lage am Wald oder an Bächen bringe zudem einen höheren Ertrag bei der im Frühjahr anstehenden Ernte.Wichtigster Abnehmer der Betriebsgemeinschaft sind Dämmstoffhersteller. Chinaschilf findet zudem als Rindenmulchersatz Verwendung, als Tierstreu oder, mit Sand vermischt, für Reitplätze. Interesse zeigt aber auch die Spanplattenindustrie, für die angesichts einer befürchteten Holzverknappung nachwachsende Rohstoffe wie Schilf an Bedeutung gewinnen. Maschinenring als unverzichtbarer Partner

Dank ihres hohen Brennwertes und der günstigen Kohlendioxid(CO{-2})-Bilanz ist die Pflanze, die auch für Pellets oder in Biogasanlagen verwertet wird, zudem Energielieferant. "Wir können hier im Moseltal 15 Tonnen Miscanthus-Häckselgut ernten", vergleicht Koch den Heizwert mit dem von 6000 Litern Öl. Da die Pflanze Kohlendioxid binde - Beispiel Spanplattenproduktion - hält er sogar eine CO{-2}-Gutschrift für angebracht.Unverzichtbar für die Betriebsgemeinschaft ist der Maschinenring Trier-Wittlich in Föhren. Als Vertragspartner der Industrie bündelt er die Rohstofflieferungen der Landwirte. So vor Jahren etwa für einen Fensterhersteller, der aus einem Miscanthus-Plastik-Gemisch Profile hergestellte. Mobile Pelletieranlage

Derzeit ist der Maschinenring laut Geschäftsführer Rudolf Hayer dabei, eine mobile Pelletieranlage anzuschaffen, mit der Stroh oder Schilf vor Ort verwertet werden könnten. Themen wie diese kamen auch bei der Vorstandstagung des Internationalen Miscanthus-Verbandes Mitte Dezember im Morbacher Hotel St. Michael zur Sprache. Nach der Besichtigung der Morbacher Holzwerke Kuntz stand zudem ein Vortrag zum Thema Schilf und Topinambur auf dem Programm. Stichwort: Chinaschilf Miscanthus ist in Südostasien beheimatet und wurde im 20. Jahrhundert in Mitteleuropa eingeführt. Die Futterpflanze, die auch als Windschutz dient, hat sich in Europa als Zierpflanze durchgesetzt. Seit drei Jahrzehnten gewinnt Chinaschilf aber auch als nachwachsender Rohstoff an Boden. Und zwar als Biomasselieferant wie als Bestandteil von Dämmstoffmaterialien oder in der Produktion von Pellets. Punkten kann die schnellwüchsige Pflanze mit ihrem hohen Brennwert und der günstigen Kohlendioxidbilanz. (urs)

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