Engel sind der Renner

TRIER-SÜD. Wenn die Türglocke klingelt, wissen Bruder Daniel und Anita Bauer, dass Kundschaft kommt. Denn auch außerhalb der Hauptpilgerzeiten im Frühjahr und Herbst führt ein stetiger Kundenstrom zum Mattheiser Klosterladen.

Der Mattheiser Klosterladen ist ein Einzelhandelsgeschäft der besonderen Art, das dennoch wie jeder andere Betrieb geführt werden muss. Auch der Handel mit Devotionalien wird unter marktwirtschaftlichen Aspekten betrieben. "Das Geschäft hat sich im Laufe der Zeit sehr geändert. Unsere Hauptkonkurrenz sind Versandhäuser, die sich auf Pfarreien spezialisiert haben. Etwa fünf bis sechs verschiedene Kataloge nur mit 'frommen' Artikeln werden an die Pfarrer verschickt", erklärt Abt Ansgar Schmidt. Er selbst ist im Klosterladen für den gesamten Einkauf und speziell für die Auswahl der feilgebotenen Bücher zuständig. Er steht aber ab und an am Wochenende auch schon mal hinter der Ladentheke und bringt die Waren selbst an den Mann. "Dann versteckt er sein Kreuz unter dem Habit, damit er nicht sofort als Abt erkannt wird", verrät Anita Bauer (59).Eingetragener Verein

Das Kloster St. Matthias kennt die gelernte Einzelhandelskauffrau schon seit langem. 1979 ist sie in die "kommunikative Wohnanlage" in der Nachbarschaft, das Schammatdorf, gezogen. "Die Abtei hat jemanden für die Klosterpforte gesucht", erzählt die 59-Jährige. Achtzehn Jahre hat sie dort für das Kloster gearbeitet, ein paar Mal habe sie aber auch schon im Klosterladen ausgeholfen. Vor acht Jahren wechselte sie ihren Arbeitsplatz, erst für ein Jahr auf Probe. "Es dauerte aber noch nicht einmal ein ganzes Jahr, bis ich fest angestellt wurde", erinnert sich Anita Bauer. Der Klosterladen ist organisatorisch von der Abtei getrennt. Das Kloster ist ein eingetragener Verein, die Wirtschaftsbetriebe sind in eine GmbH eingebracht, als deren Geschäftsführer Abt Ansgar eingesetzt ist. "Die Hauptanteile an dieser GmbH werden von zwei Klöstern gehalten, St. Matthias und dem Benediktinerinnenkloster St. Scholastika in Dinklage", erklärt Abt Ansgar die Verhältnisse. Entsprechend den Anteilen würden die Erträge, die in den Betrieben erwirtschaftet werden, den beiden Gemeinschaften zugeführt. "Sie dienen dem Unterhalt und dem Leben der Mönche und des Klosters". Denn die Mattheiser Mönche, von denen jeder einer Berufstätigkeit entweder im Kloster, der Pfarrei oder auch außerhalb der Abtei, nachgeht, "bringen das, was sie verdienen, in die Gütergemeinschaft, eine gemeinsame Kasse, ein", erklärt der Abt. Der Kundenstamm des Mattheiser Klosterladens ist wie das angebotene Sortiment sehr unterschiedlich. Dazu gehören die Pilger, die in der Hauptpilgerzeit im Frühjahr, das sind etwa sechs Wochen um Christi Himmelfahrt und Pfingsten sowie in der Zeit der Herbstferien in Nordrhein-Westfalen, da dort die meisten Matthias-Bruderschaften beheimatet sind, nach Trier kommen. Aber auch Touristen und die Stammkunden aus Trier und Umgebung interessieren sich für Kreuze, Kerzen, Rosenkränze, Bücher, Karten, kunstgewerbliche Artikel mit nicht-religiösem Charakter und die exklusiv nur in Mattheis erhältlichen Pilgerkerzen, Bronzefiguren und Medaillen vom Heiligen Matthias. "Im Moment sind Engel der Renner. Es gibt da richtige Trends, wie in anderen Läden auch", sagt Anita Bauer. Dabei sei es aber wichtig, "dass die Wohnaccessoires deutlich vom Kitsch abgegrenzt sind. Denn wir wollen auch im Klosterladen weiterführen, was wir insgesamt an diesem Ort, im Kloster, vermitteln wollen", sagt Abt Ansgar. Nicht nur durch die Dekoration und das Angebot soll klar werden, dass sich die Kunden nicht in einem Supermarkt mit Fließband-Abfertigung befinden. Denn im Klosterladen ist seit jeher auch ein Bruder angestellt. Bruder Daniel (28) arbeitet seit vier Jahren mit Anita Bauer zusammen. "Die soziale Komponente ist gefragt. Viele Kunden kommen auch mit ihren Sorgen und Anliegen auf mich zu", erzählt Bruder Daniel. Den persönlichen Kontakt, "ein gutes Wort mitbekommen" und die individuelle Beratung schätzen die Kunden. "Ich werde hier immer gut bedient. Ich möchte die Sachen lieber direkt sehen und aussuchen, als im Katalog zu bestellen. Außerdem hat man immer eine nette Unterhaltung und den Blick auf diese wunderschöne Kirche", zählt Kundin Ingrid Zender von der katholischen Frauengemeinschaft Waldweiler die Vorteile des Klosterladens auf.

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