Er hätte bestimmt gerne mitgesungen

Trier-Ehrang · Die Erinnerung an Peter Roth-Ehrang ist lebendig in seiner moselländischen Heimat. Das Gedenkkonzert des Männergesangvereins 1880 Ehrang zum 50. Todestag seines Ehrenmitglieds war keine formelle Reverenz, sondern eine warmherzige Erinnerung. Und dabei für alle Besucher höchst interessant.

 Gut bei Stimme: der Männergesangverein 1880 Ehrang unter der Leitung von Reinhold Neisius (vorne rechts) sowie Sänger und Moderator Horst Lorig (vorne links). TV-Foto: Martin Möller

Gut bei Stimme: der Männergesangverein 1880 Ehrang unter der Leitung von Reinhold Neisius (vorne rechts) sowie Sänger und Moderator Horst Lorig (vorne links). TV-Foto: Martin Möller

Foto: Martin Möller (mö) ("TV-Upload M?ller"

Trier-Ehrang. Karten gab es keine mehr, und der Festsaal im Bürgerhaus Ehrang platzte aus allen Nähten. Das Gedenkkonzert zum 50. Todestag von Peter Roth-Ehrang hat bei den Bewohnern des Trierer Ortsteils einen Nerv getroffen. Es war ja "unser Roths Pitt", an den erinnert wurde - der große Sänger, der immer mit seiner Heimat verbunden blieb und sehr tragisch schon mit 41 Jahren am 28. Dezember 1966 an Herzversagen starb. Wie groß, wie bedeutend dieser Sänger war, wird vielen erst in dieser Feierstunde aufgegangen sein.
Horst Lorig, selber Sänger und Roth-Ehrang durch die gemeinsame Profession und die gemeinsame Liebe zum Moselland verbunden, moderierte die Veranstaltung. Er präsentierte mit Tontechniker Hermann Hillebrand eine überaus inhaltsreiche Dokumentation. Da kam man aus dem Staunen nicht mehr heraus: Was hat dieser Mann gekonnt!
Bachs Magnificat, Operettenmelodien und heiter-harmlose Weinlieder, Händel und Puccini, Mozart, Verdi und Wagner, große Oper und intimer Liedgesang.
Nichts davon klingt bei ihm angestrengt und angelernt. Dieser Gesang besitzt eine berückende Selbstverständlichkeit. Nur aus seiner Stimme heraus und trotz der begrenzten Qualität in der Tontechnik damals entfaltete Roth-Ehrang im nüchternen Ehranger Bürgerhaus-Saal eine Überzeugungskraft und Wärme, die einfach sprachlos machen. Da hatte jemand Mut zur eigenen Stimme gefunden und mit ihr sein Herz ausgeschüttet.
Höchst persönliches Programm


Und weil Peter Roth-Ehrang niemals hinter dem Berg hielt mit seinen Gewohnheiten, Stimmungen und Vorlieben, verlief auch dieser Gedenkabend höchst persönlich und alles andere als steif-formell. Wenn Moderator Horst Lorig zum Klavier von Peter Steines Schuberts "Du holde Kunst" singt oder auch Arien aus der Zauberflöte, dann klingt die tiefe Sympathie zum großen Sängerkollegen mit.
Wenn Roth-Ehrangs Enkelin Katharina Schmitt eine sehr persönliche Grußbotschaft des Trie rer Opernsängers Franz Grundheber vorträgt, ist so etwas wie Künstler-Solidarität dabei. Und die vorsichtige Distanz in Rolf Liebermanns Trauerrede - gleichfalls von Katharina Schmitt vorgetragen -, sie zeigt nur, wie ehrlich das Lob gemeint war, mit dem der Hamburger Intendant in derselben Rede keineswegs spart.
Und dazu der Ehranger Männergesangverein unter der Leitung von Reinhold Neisius! Vereinsvorsitzender Friedel Morbach hielt sich bei Begrüßung und Verabschiedung nicht mit Förmlichkeiten auf, sondern leitete rasch und entschieden über zum Chorgesang. Und dann sangen sie zur sorgfältigen Klavierbegleitung von Peter Steines - stimmstark, energisch, schlichtweg überzeugend, und zuweilen klang ihr Gesang wie ein Bekenntnis. Wenn da von der Bühne der "Sängergruß" schallt, der "Festgesang" oder Chöre aus der "Zauberflöte", dann stellt sich wohl bei allen im Saal ein Gefühl tiefer Verbundenheit ein mit dem Sänger, der vor 50 Jahren starb. Bei diesem Auftritt hätte Ehrenmitglied Peter Roth-Ehrang ganz gewiss gerne mitgesungen.

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