Er holte den Heiligen Rock heim

TRIER. Zahlreiche Persönlichkeiten haben in Trier ihre letzte Ruhestätte gefunden. An Manche erinnert nur noch ein besonders schöner Grabstein. Der Trierische Volksfreund hat sich auf die Suche nach besonders intressanten Gräbern in Trier gemacht und erzählt in loser Folge deren Geschichte.

Anton Cordel: Ein heute fast vergessener Trierer Geistlicher, der den Kurstaat, die französische Herrschaft und die preußische Zeit miterlebt und das Kirchenleben dieser Zeit aktiv mitgestaltet hat.Die Grabstätte Anton Cordels, der das Bistum Trier in den Jahren 1812 bis 1824 eigenverantwortlich leitete, findet sich auf dem Friedhof von St. Paulin. Am 13. Dezember 1760 wurde Cordel in Pfalzel als Sohn des Fischers und Landwirtes Johann Conrad Cordel und dessen Ehefrau Anna Fusenich geboren. Die einfache Herkunft Cordels ließ seinen Werdegang als hoher geistlicher Würdenträger nicht voraussehen. Als mittelloser, aber fleißiger und hochbegabter Student der Theologie und Philosophie fand er in Michael Josef von Pidoll, dem St. Pauliner Stiftsherren und späteren Weihbischof, seinen Mentor und Gönner.Seine Priesterweihe empfing Cordel am 27. März 1784 in Trier. Zunächst arbeitete er in der Familie der Eisenwerkbesitzer von Pidoll zu Quint als Hauslehrer. 1786 wurde er Pfarrer und Seelsorger der Pfarrei St. Walburgis neben der Stiftskirche St. Paulin. 1795 stieg Cordel auf zum Stadtdechant von Trier.In der Zeit der französischen Herrschaft entwickelte sich Cordel zu einer wichtigen Person der Institution Kirche. Der französische Bischof von Trier, Charles Mannay, berief Anton Cordel 1803 zum zweiten Generalvikar im neuen Bistum. Nach dem Tode des ersten Generalvikars nahm Cordel dessen Platz ein.Ab 1812 handelte er dann als bevollmächtigter Stellvertreter Mannays, der nach Paris zurückgekehrt war. Nachdem Bischof Mannay später auf sein Amt verzichtet hatte, war es Cordels Geschick überlassen, das Bistum Trier als Kapitelvikar eigenverantwortlich zu leiten. Als 1824 Joseph Alois von Hommer neuer Bischof von Trier wurde, wurde Anton Cordel erneut Generalvikar und Dompropst. Aufgrund seiner Leistungen wäre es durchaus denkbar gewesen, dass Cordel selbst Bischof geworden wäre. Von Hommer schrieb in seiner Autobiografie: "Ich konnte leicht merken, dass der Generalvikar Cordel trotz seines äußeren Widerstandes nach der Bischofswürde strebte, zwar nicht aus Ehrgeiz, sondern weil er fürchtete, dass ich [...] seinen Grundsätzen nicht immer folgen würde."Anton Cordel galt allgemein als strenggläubiger Katholik und unbeirrbar in kirchlichen Belangen. In die Zeit von Cordels Wirken fiel auch die Rückholung des Heiligen Rockes nach Trier 1810.Napoleon unterstützte das Anliegen des französischen Bischofs von Trier, Karl Mannay, den Heiligen Rock für Trier von Klemens Wenzeslaus anzufordern. Dieser war der letzte Kurfürst in Trier gewesen und hatte den Heiligen Rock bei seiner Flucht vor den Franzosen 1794 kurzerhand mitgenommen. Am 30. Juni 1810 nahmen die beiden Trierer Domkapitulare Cordel und Schimper den Heiligen Rock in Augsburg in Empfang und überbrachten ihn am 9. Juli 1810 in St. Matthias dem Bischof und dem Domkapitel. In einer festlichen Prozession wurde der Heilige Rock unter reger Anteilnahme der Trierer Bevölkerung zum Dom geleitet. Eine Sonderausstellung der Reliquie erfolgte im September 1810. Im Alter von 65 Jahren starb Anton Cordel in Trier am 29. März 1826. Da er Stiftsherr des ehemaligen Stiftes St. Paulin gewesen war, fand er auf dem dortigen Friedhof seine letzte Ruhestätte. Man findet sein Grab in der Mitte des Friedhofes an einer Trennwand, die früher die östliche Abschlusswand des Gottesackers bildete.

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