Er kam, sah und geht gleich wieder

Ein plötzlicher Abschied: Deutschlands erster Professor für Computerspiele, Maic Masuch, wird die Fachhochschule Trier nach dem Startsemester des von ihm geleiteten Studiengangs "Digitale Medien und Spiele" verlassen und an eine Universität wechseln.

 Maic Masuch wollte in Trier Spiele-Macher ausbilden. Doch jetzt geht er nach nur einem Semester. TV-Foto: Archiv/Hans Krämer

Maic Masuch wollte in Trier Spiele-Macher ausbilden. Doch jetzt geht er nach nur einem Semester. TV-Foto: Archiv/Hans Krämer

Trier. Manager sprechen gerne Englisch und finden darin bunte Schlagworte. Eines davon ist der "War for Talents", der Krieg um die Talente. Gemeint ist die aggressive Suche nach guten Leuten zur Besetzung wichtiger Positionen. Der martialische Kontext ist ebenso gewollt wie berechtigt, denn der Krieg um die Talente ist hart und führt manchmal zu sehr kurzlebigen Engagements, die ruckartig beendet werden.

Struktur und Produktion von Computerspielen



Alle Augen blickten auf Trier, als die Fachhochschule im Frühjahr den Start eines sechs Semester umfassenden Studiengangs "Digitale Medien und Spiele" ankündigte. Es ist bundesweit der erste Informatik-Studiengang, der sich um die Struktur und Produktion von Computer- und Konsolenspielen dreht. Seine Leitung sollte Deutschlands erster Spiele-Professor übernehmen: Maic Masuch kam vom Institut für Simulation und Grafik der Uni Magdeburg nach Trier.

"Wir konzentrieren uns aufs Machen von Spielen", sagte er dem TV in einem ersten Gespräch im Mai. "Hier öffnet sich ein Arbeitsmarkt mit sehr vielen Möglichkeiten von der Musik bis hin zu Grafik und Design."

Diesen Arbeitsmarkt gibt es immer noch, den Studiengang "Digitale Medien und Spiele" ebenfalls. 30 Studenten bestreiten zurzeit ihr erstes Semester. Deutschlands ersten Computerspiele-Professor wird es ebenfalls weiterhin geben - nur nicht mehr in Trier. Maic Masuch hat einen Ruf an eine Universität erhalten und will diesem offenbar folgen.

"Es ist ein sehr gutes Angebot", sagt Masuch. "Eine Universität bietet für Forschung, Lehre und Ausstattung Rahmenbedingungen, bei der eine FH, und sei sie auch noch so gut, einfach aufgrund ihrer Struktur nicht mithalten kann." Ein Wechsel, auch ein derart ruckartiger, sei ein "ganz normaler Vorgang im Wissenschaftsgeschäft", unter dem das Studium nicht leiden werde. "Der Studiengang Digitale Medien und Spiele ist gut aufgestellt und bei Professor Georg Schneider, der dann voraussichtlich Studiengangsleiter wird, und unseren Kollegen vom Fachbereich Gestaltung in guten Händen."

Auch der Dekan des Fachbereichs Informatik, Professor Andreas Künkler, sieht die Zukunft des Spiele-Studiums nicht in Gefahr. "Herr Masuch war maßgeblich am Aufbau dieses Studiengangs beteiligt, ohne ihn hätten wir uns diesen Schuh nicht angezogen", so Künkler. "Aber selbstverständlich wird diese Geschichte hier weitergehen. Die Studenten müssen absolut keine Nachteile befürchten."

Zum 1. April 2009 will die FH Masuchs Stelle neu ausschreiben. "Der Betrieb läuft normal weiter", betont der Dekan. "Natürlich sind wir alle sehr traurig über diese Entwicklung, aber die Konditionen an einer Universität kann nun mal keine FH bieten."

Meinung

Das bessere Angebot

So war diese Geschichte zwar nicht geplant, aber dennoch hat es überhaupt keinen Sinn, Maic Masuch unter einer Lawine von Vorwürfen zu begraben. Er hatte ein besseres Angebot, basierend auf seinem guten Ruf, seinem Engagement und seiner Qualifikation. Niemand darf oder sollte sich ernsthaft darüber wundern, dass er dieses Angebot angenommen hat. Der Ruf des Spiele-Professors an eine Universität unterstreicht die immer weiter wachsende Bedeutung der interaktiven Unterhaltungsindustrie - gesellschaftlich ebenso wie wirtschaftlich. Das Medium Computerspiel ermöglicht weltweit ein Milliardengeschäft und schafft Arbeitsplätze mit enormen Anforderungen an Profil und Qualifikation. Der Studiengang "Digitale Medien und Spiele" geht in Trier auch nach Masuchs Abschied weiter - sehr gut und dringend notwendig, denn es gibt bundesweit keine bessere Ausbildung für zukünftige Spiele-Macher. j.pistorius@volksfreund.de

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