Erfolgreiche Migranten im Porträt: Rujinan Otto führt zwei Geschäfte im Trierer Süden

Trier · Bistro und Massagesalon - diese ungewöhnlich anmutende Kombination ist das Werk einer Thailänderin, die seit sechs Jahren in Deutschland lebt. Bevor sie sich in Trier selbstständig gemacht hat, lebte die ausgebildete Gastronomin Rujinan Otto in Frankfurt. Sie fühlt sich wohl in Trier, ärgert sich aber über die Ausländerbehörde.

 Rujinan Otto betreibt diesen Massagesalon in der Saarstraße – und im gleichen Haus ein Bistro mit thailändischer Küche. TV-Foto: Lisa Bergmann

Rujinan Otto betreibt diesen Massagesalon in der Saarstraße – und im gleichen Haus ein Bistro mit thailändischer Küche. TV-Foto: Lisa Bergmann

Trier. Eine Auswanderung erfordert Mut: Es gilt, eine große räumliche Distanz zu überwinden, sprachliche Hürden zu bewältigen, sich kulturellen Unterschieden zu stellen und die Trennung von Familie und Freunden in der Heimat zu verkraften. Mut beweist auch, wer sich selbstständig macht. Im Fall von Rujinan Otto trifft beides zu.
Die 41-Jährige kam vor sechs Jahren mit ihrem mittlerweile geschiedenen Mann, einem Deutschen, in die Bundesrepu blik. Zunächst lebte sie im hessischen Frankfurt und arbeitete dort als Köchin.
Essen als Lebenskultur


Kochen und der Genuss am Essen spielten schon immer eine große Rolle im Leben der Thailänderin. "Essen und Esskultur sind generell sehr wichtig für die Thailänder. Wenn sie nicht gerade am Essen sind, planen sie die nächste Mahlzeit", erzählt Ottos Lebensgefährte Peter Haupenthal lachend.

Ganz in diesem Geiste absolvierte Rujinan Otto in Thailand zunächst eine Ausbildung zur Köchin und betrieb bereits dort ein Restaurant. Auch ihr älterer Sohn ist gelernter Koch. Der Jüngere studiert in Thailand.
Gemeinsam mit ihrem damaligen Mann zog sie von Frankfurt nach Trier. "Hier gefällt es mir um einiges besser", erzählt sie, "es ist ruhiger, und der Kontakt mit den Menschen ist persönlicher. Auch die Natur rund um die Stadt mag ich sehr."

Heute lebt Rujinan Otto mit ihrem Lebensgefährten in Wasserliesch. 2010 eröffnete sie das Bistro Thai Jasmin in Trier-Süd, 2011 kam im gleichen Haus der Massagesalon Tamarind hinzu. Sie ist glücklich mit dem Leben, das sie sich hier aufgebaut hat: "Ich komme gut klar mit den Trie rern."
Nach der Scheidung von ihrem Mann traten die ersten Schwierigkeiten in der neuen Heimat auf. Sie erhielt keine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung und muss ihr Visum jedes Jahr verlängern lassen. Dabei sei sie nie sicher, ob ihr Antrag auf Verlängerung genehmigt werde, sagt sie. Sollte dies einmal nicht der Fall sein, müsste sie ausreisen und die Existenz, die sie sich hier aufgebaut hat, zurücklassen.
"Ich habe sonst keine Probleme mit der deutschen Bürokratie, aber das ärgert mich. Seit ich hier lebe, habe ich immer gearbeitet und zahle meine Steuern. Trotzdem muss ich mit der Ausweisung rechnen."
Diskriminierung sei ihr persönlich in Deutschland bislang nicht begegnet. Sie wünsche sich aber, dass die Deutschen Thailändern gegenüber stärker differenzierten und ihre Vorurteile über Bord würfen. "Nicht alle Thailänder arbeiten in der Sextourismus-Branche. Und nicht alle Thailänderinnen, die einen Deutschen heiraten, tun dies wegen der Aufenthaltsgenehmigung."
Extra

Grau ist alle Theorie. Deshalb wendet sich der TV in der Debatte um Integration der bunten Praxis zu: Menschen aller Hautfarben und Nationalitäten haben in Trier ihren Weg gemacht. Sie arbeiten hart für ihren Traum von der selbstständigen Existenz. Ihre kleinen, oft originellen Läden gehören vielerorts zum Stadtbild. Einige von ihnen haben wir besucht, die Lebensgeschichte der Kleinunternehmer aufgeschrieben und sie gefragt, wie sie zum Thema Integration stehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort