Trier. Oktober 1985. Eine Nation sitzt vor dem Fernseher und leidet gemeinsam mit einem jungen attraktiven Priester mit dem wohlklingenden Namen Ralph de Bricassart und seiner heimlichen Liebe, der schönen Farmerstochter Meggie Cleary.

TV-sommerserie gestatten, ...

Die vierteilige Serie "Die Dörnenvögel" erwies sich damals in Deutschland als wahrer Straßenfeger, und für Hauptdarsteller Richard Chamberlain war es die Rolle seines Lebens. "Ich denke, ich lag damals voll im Trend und habe auch für ihn geschwärmt", sagt Barbara Chamberlain. Die 43-jährige Trierer IT-Spezialistin lacht: "Ob ich von meinen Freundinnen beneidet wurde, weiß ich nicht mehr." In England und den USA komme ihr Nachname relativ häufig vor. In Deutschland werde sie noch heute, wenn sie sich vorstelle, auf den Schauspieler angesprochen. "Manchmal sage ich, vielleicht bin ich ja entfernt mit ihm verwandt." Ein mindestens ebenso berühmter Namensvetter, der frühere britische Premierminister Neville Chamberlain, Vorgänger von Winston Churchill, werde dagegen kaum erwähnt. "Und Wilt Chamberlain beispielsweise war ein amerikanischer Basketballspieler."
Die Internet-Datenbank Wikipedia listet Dutzende bekannter Personen dieses Namens, darunter viele Politiker und Sportler. Zu den wenigen Frauen zählen die kanadische Politikerin Brenda Chamberlain und die jungen Sportlerinnen Beth-Ann und Siobhan Chamberlain. Weltweit tragen acht Orte den Namen, der "Kämmerer" bedeutet: In der Antike waren die "cubicularii" Bedienstete der römischen Kaiser. Heute sind Kämmerer kommunale Finanzbeamte.
"Ich mag meinen Namen, ich finde ihn sehr schön", sagt Barbara Chamberlain. Ihr Vater habe englische Wurzeln, ihre Mutter stamme aus Norditalien. Aufgewachsen ist sie in den USA, aber auch in Europa: "Mein Vater war beim Militär, daher habe ich als Kind in verschiedenen Ländern gelebt, unter anderem in Italien und Deutschland." Nach dem Studium zog sie für zwei Jahre ins italienische Trient, wo nun auch ihre Eltern wohnen. "In Italien zu leben, ist gar nicht so einfach", sagt sie. "Es ist eine ganz andere Kultur." Seit 1999 lebt Barbara Chamberlain in Deutschland und zog vor fünf Jahren von München nach Trier-Olewig: Sie hatte eine Stelle in der Luxemburger Filiale einer großen Bank angetreten.
In Olewig fühlt sie sich sehr wohl. "Trier ist eine schöne Stadt, und meine Nachbarn hier sind sehr nett." Daher möchte sie auch bleiben - obwohl es ihr auch in München sehr gut gefiel und ihr Partner nach wie vor in seinem Geburtsort bei Trient lebt.
Auch auf die hiesige Mentalität habe sie sich erst einlassen müssen: "Hier nehmen die Leute ihre Arbeit sehr ernst, sie möchten alles perfekt machen", stellt Barbara Chamberlain fest. Gleichzeitig sei sie überrascht gewesen, statt der in den USA üblichen zwei Wochen nun 25 Tage Urlaub im Jahr zu haben. Sie lacht: "Ich wusste erst gar nicht, was ich mit so viel Urlaub anfangen sollte. Aber jetzt nutze ich meine Freizeit sehr gut." Beispielsweise für einen Kurztrip von Trier nach Trient. DQ
Manche Namen erzählen Geschichten. In einer Serie stellt der TV Menschen aus Trier vor, die durch ihren Nachnamen auffallen. Sie erzählen uns Erinnerungen und Anekdoten, die mit ihrem Namen zusammenhängen. Wir sprechen mit den Namensvettern berühmter Persönlichkeiten und mit Menschen, die einen besonders ausgefallenen Namen tragen. In der nächsten Woche erzählt Jörg Sonnenschein, warum ihn viele Leute um seinen sonnigen Nachnamen beneiden und was ihm deshalb schon alles Kurioses widerfahren ist.