Trierisch Balaawern Erlebnis am Kofferband

Als ich von einer Urlaubsreise zurückkehrte und am Frankfurter Flughafen mit vielen Menschen am laufenden Kofferband darauf wartete, dass mein Gepäck auftauchte, da hörte ich etwas, das mich interessiert aufhorchen ließ.

 Mundartexperte Horst Schmitt.

Mundartexperte Horst Schmitt.

Foto: h_lalu <h_lalu@volksfreund.de>

Gleich neben mir nämlich sagte ein mir unbekannter Mann freudig erregt zu seiner Frau: „Lao hinne kömmten!“

Da wusst ich, dass meine Heimat nicht mehr fern war. Während meiner Heimfahrt dachte ich dauernd darüber nach, warum dieser Mann ohne jeden Zweifel aus Trier, oder zumindest aus der engeren Umgebung von Trier stammen musste.

Und die Frage, warum der kleine Satz so ursprünglich Trierisch klingt, das beschäftigte mich während der ganzen Heimfahrt. Da brauchte ich zu Hause diese neue Kolumne auch nur noch niederzuschreiben.

Auf Hochdeutsch übersetzt heißt der Satz „Lao hinne kömmten!“ natürlich „Da hinten kommt er!“

Und wenn wir uns seine einzelnen Teile mal genau ansehen und mit dem lao beginnen, entdecken wir gleich, dass lao für die hochdeutschen Wörter dort und da steht. Aber aufgepasst: Wenn das Wort da in einem anderen Zusammenhang steht, heißt es im Trierischen nicht lao sonder du. Also: Da gingen wir nach Biewer = Du sei mer nao Biewer gaang.

Jetzt zum Wort hinnen (hinten), das hier hinne lauten muss. (Warum, erkläre ich nächstens einmal.) Beispielhaft ist bei diesem hinnen, dass in der Mundart aus dem nt und nd mancher hochdeutscher Wörter ein nn wird: hinten wird zu hinnen, unten zu unnen, Günter wird zu Günner, verschwinden zu verschwinnen, Geländer zu Gelänner, wundern zu wunnern.

Aber Winter bleibt Winnder, Tanten bleiben Tanden, Gesundheit beibt Gesondhaat. Ich weiß auch nicht, warum das so ist.

Drittens kömmten. Das ist eine Zusammenziehung aus kömmt (kommt) und en (er).

Die Konjugation des Verbs kommen im Trierischen ist weiter nicht bemerkenswert. Sie weicht kaum vom Hochdeutschen ab, aber in der zweiten Person Singular des Präsens, verpasst plötzlich die Mundart dem o zwei originelle Pünktchen. Aus kommt wird nämlich kömmt.

Ich liebe solche Kapriolen unserer Sprache. Horst Schmitt

Weitere Kolumnen finden Sie im Buch „Platt ist nicht platt“ von Horst Schmitt, Verlag Michael Weyand, 14,95 Euro, erhältlich auch unter www.volksfreund-shop.de.

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