Erotik auf der Bühne

TRIER. Vor fünf Jahren noch argwöhnisch belächelt, ist die Rosa Sitzung der schwul-lesbischen Szene zu einem Selbstläufer geworden. 1000 begeisterte Gäste kamen zu den drei Sitzungen.

Auch die schwul-lesbische Gemeinde in Trier hat ihre "(tollen) Tage". Die leitete die SchMIT-Z Family im großen Saal der Tufa ein - mit ihrer berühmt berüchtigten Rosa Sitzung. Brav ging das Spektakel natürlich nicht über die Bühne. "SchMIT-Z and Friends" aber ließen den Dom in Trier. Außer Rand und Band gerieten die Akteure auf der Bühne - und manch eine(r) im Publikum. Wenn die Stimmung überzuschwappen drohte, griff Sitzungspräsident Bertram Schreiner zu einem moderaten Mittel, um den Saal zu beruhigen: Er forderte den kollektiven Schlachtruf "Trier, majuu" ein. Wo bei den herkömmlichen Sitzungen Raketen hochsteigen, ist für die Pink-Akteure eine "Bomb'" oder auch mal ein "Bömbchen" gefällig.Sechs Tanten auf der Couch

Sei "lesbolief" und die Welt liegt dir zu Füßen, postulierten die "Sechs Tanten" (anstelle eines Elferrates) von ihrer Couch aus. Die echten Knaller während den nie langweilig werdenden vier Stunden waren die pointenreichen Sketche und Sprüche. "Ob Hete, Homo oder auch Bi: Die perfekten Eltern gibt es wohl nie". "Nele" (Engel) konnte (und wollte) sich in perfektem Hessisch den Seitenhieb auf das neue Partnerschaftsgesetz nicht verkneifen. Nele ganz ernst: "Familie ist da, wo Kinder sind. Egal mit welchen Eltern." Kurz darauf folgte ein Werbe-Beispiel vom Sofa: "In jedem zweiten Ei ist eine Lesbe bei". Die hundert gut aufgelegten Mitwirkenden stammen nicht nur aus Trier, sondern aus der Großregion. Nachbar Luxemburg spielte auch eine Rolle, zumindest in dem Gitte-Song: "Ich hab' die große Liebe verspielt, in Wasserbillig". Aber: "Vollgetankt fahr' ich nach Haus". Einen hocherotischen Auftritt hatte Harriet (Harald Junkes) mit Beinen ohne Ende und in einem sexy Outfit. Eine Besucherin: "Einfach herrlich hier." Zwischendurch gab's auch manch derbe Kost. Bei "Sperma im Wandel der Zeit" gestand Edda ein, nur noch zweimal die Woche Sex zu haben: "Einmal mit der örtlichen Feuerwehr und einmal mit dem 1. FC Neunkirchen." Während Alex ganz "geckisch" auf seine "leckere Rindszungenwurst" schielte, bewundert Ingo das Gemälde "Erektion", meint aber: "Wer hängt sich schon so ein großes Glied ins Wohnzimmer". Harriet und Günter mimten Renate und Werner Leismann, das in die Jahre gekommene Gesangsduo "Ein Schlafsack und eine ‚Guitarre' oh la la". Werner: "Ich habe keinen Bock mehr. Die Scheiße singe ich seit 30 Jahren." "Suche Mann in Trier" hatte Edda per Annonce aufgeben. Und daraufhin 1000 Zuschriften bekommen - immer mit dem gleichen Text: "Kannst meinen haben."

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