Erst ein Versuch, jetzt ein Verein

Trier · Wie ein Schwungrad brauchte die Lokale Agenda 21 in Trier etwas Zeit, um auf Touren zu kommen: Doch seit 1999 wird die Forderung aus Rio, in der Kommune nachhaltig aktiv zu werden, im Verein umgesetzt - sehr rege und in vielen Bereichen.

Trier. Zukunftsdiplom, Weltbürgerinitiative, Trier aktiv im Team, Bürgerhaushalt, regionaler Klimagipfel: Die Liste der Projekte, die der Trierer Verein Lokale Agenda 21 (LA 21) mit seinen rund 100 Mitgliedern zumindest mitgestaltet, ist mit dieser Aufzählung noch lange nicht abgeschlossen.
Dabei dauerte es seine Zeit, bis der Verein so rege tätig wurde: Einen Stadtratsbeschluss zur Aufnahme kommunaler Nachhaltigkeitsinitiativen, wie er 1992 in Rio gefordert wurde, gab es erst 1998 als Weihnachtsgeschenk. Er bestimmte, ein Lenkungsausschuss solle die grundsätzlichen Ziele der LA 21 entwickeln und realisieren - besetzt mit Vertretern der Parteien, Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften, Kirchen, Hochschulen und aus der Verwaltung. Auch ein Mitglied des Agenda-Vorläufers Initiativkreis zukunftsfähiges Trier (IZT) war mit an Bord, außerdem die städtische Frauenbeauftragte und die damalige Vorsitzende des Ausländerbeirats.
1999 wurde eine grundlegende Wegmarke gesetzt: durch eine Vereinsgründung. "Eine durchaus ungewöhnliche Maßnahme, da der Großteil der lokalen Agenden in den Verwaltungen integriert ist", sagt der heutige Vereinsvorsitzende Bernd Hamm. Die gewählte Lösung erlaube aber eher "eine kritisch-loyale Distanz" zur Stadt, erklärt der Soziologe, der bis 2008 eine Professur für Siedlungs-, Umwelt- und Planungssoziologie an der Universität Trier innehatte - und der die Agenda 21 lokal auf einem besseren Weg sieht als global: "Rio 1992 war eine einzige große Absichtserklärung mit geringer Durchsetzungskraft", meint Hamm. Damals habe man noch auf die Friedensdividende gehofft.
Doch die Idee, dass die aberwitzigen Ressourcen, die bis dahin für den Rüstungswettlauf zwischen den Supermächten aufgewandt wurden, nun für zivile Zwecken bereitstünden, entpuppte sich als naiv: "Heute sieht eine geschwächte Uno den Rohstoffkriegen zu, die um den Globus toben, und die globalen Umweltfaktoren sind eher schlechter geworden." Von den Millenniumszielen spreche sowieso niemand mehr.
Viele lokale Möglichkeiten


Wenigstens gebe es lokal viele Möglichkeiten zum nachhaltigeren Leben: "Unendlich viele Menschen sehen, dass etwas falsch läuft, und sind bereit, etwas zu tun", ist Hamm überzeugt. Genau hier setze der Verein mit seinen vielfältigen Tätigkeiten an - etwa über die Bildung für nachhaltige Entwicklung, die Betreuung des Bürgerhaushaltes oder die Mitwirkung an den Stadtteilrahmenplänen. Ganz allgemein wolle man die Region mehr für ihre eigenen Qualitäten sensibilisieren.
Einen ersten Schritt dahin möchte der Verein über die kürzlich gegründete Energiegenossenschaft Treneg machen, die sich heute um 17.30 Uhr im Warsberger Hof vorstellt (Dietrichstraße 42, Anmeldung per E-Mail an brkic@la21-trier.de).
"Und dort, wo es nicht ums Lokale geht, möchten wir das Bewusstsein fürs Überregionale stärken", fügt Geografin Charlotte Kleinwächter hinzu, die seit 2000 in der Palaststraße die Vereinsgeschäfte führt: So habe etwa Oberbürgermeister Klaus Jensen bei dem von der Lokalen Agenda 21 organisierten Weltbürgerfrühstück 2010 das Fair-Trade-Siegel entgegengenommen: Mit ihm werden Städte ausgezeichnet, die ein großes Angebot an fair gehandelten Waren bereithalten.
Im Rio-Jubiläumsjahr möchte der Verein seinen Mitgliederbestand noch mal auffrischen und sich auch mehr und öfter bei lokalen Themen zu Wort melden: Dem Jahresprogramm "Trier auf dem Weg zur Nachhaltigkeit" ist eine Beitrittserklärung angefügt. fgg
Weitere Informationen im Internet unter www.la21-trier.de

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