Erst schnuppern, dann planen: Warum Architekten an Treverer-Schule in Trier und Grundschule in Schweich hospitieren

Schweich/Trier. · Dass gestandene Architekten an einer Grundschule und einer Förderschule hospitieren, findet man nicht alle Tage. Sie wollten den Alltag in der Schule hautnah miterleben, damit sie ihre Eindrücke in die Planung des Neubaus von Treverer-Schule und Grundschule Schweich einfließen lassen können.

Bei einem gewöhnlichen Hausbau gibt es für den Bauherrn und den Architekten schon jede Menge Abstimmungsbedarf. Wie hoch muss der erst sein, wenn es um den Bau zweier Schulen geht? Auf einem Gelände an der Bahnhofstraße im Schweicher Norden soll das Mammutprojekt realisiert werden: der Neubau der derzeit noch in Trier-Heiligkreuz ansässigen Treverer-Schule und der Grundschule Schweich. Die Schulen, deren räumliche und technische Ausstattung an den jetzigen Standorten nicht mehr zeitgemäß ist, sollen als Partnerschulen fungieren und stark miteinander kooperieren (siehe Extra).

Derzeit laufe die Feinabstimmung zwischen den Schulen und den Architekten, sagt Christiane Horsch, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Schweich und Vorsitzende des Zweckverbands "Integratives Schulprojekt Schweich", der die Schulen plant, baut und später betreiben wird. Die Wünsche der Schulen sollen so weit wie möglich berücksichtigt werden. Am groben Raumprogramm ist zwar nicht mehr zu rütteln, aber Details können und sollen noch gerändert werden. In den vergangenen Wochen fanden mehrere Workshops statt. Teilgenommen haben Vertreter der Schulen, der Bauherren (Kreis und VG Schweich) und der Architektengruppe aus Berlin, die den Zuschlag für die Planung erhalten hat (der TV berichtete). Um sich ein Bild vom Schulalltag machen zu können, haben Architekten einen Vormittag an den Schulen in Trier und Schweich hospitiert. "Wir wollten uns ein Bild von den inneren Abläufen machen", sagt Rudolf Kaufmann vom Berliner Planungsbüro Kubus Freiraumplanung. Die Zusammenarbeit mit den Schulen und den Behörden sei sehr konstruktiv.

Platz für offenen Unterricht

Auch Grundschulleiterin Christina Steinmetz hält die "Schnupperstunden" für sinnvoll. So hätten die Planer mitbekommen, dass offene Unterrichtsformen mehr Platz benötigen - etwa für Spiel- und Lernmaterial, das sich die Kinder selbst aussuchen können, für einen Sitzkreis oder andere Sitzordnungen. "Alle Beteiligte, auch wir Schulen, müssen Kompromisse eingehen, anders funktioniert es nicht", sagt Steinmetz. Der Planentwurf, der in einem Architektenwettbewerb den ersten Preis gewonnen hatte und der jetzt umgesetzt werden soll, war nicht ihr Favorit gewesen. Statt der kompakten Planung mit teilweise zweistöckiger Bauweise hätte sie eine raumgreifendere, eingeschossige Variante mit größeren Klassen und Fluren sowie einer größeren Spiel- und Aufenthaltsfläche draußen bevorzugt.

Ob diese allerdings im jetzigen Kostenrahmen von 35 Millionen Euro geblieben wäre, ist fraglich. Nach Auskunft der Kreisverwaltung stimmen sich derzeit Architekten, Haustechniker, Tragwerksplaner sowie Fachingenieure für den Brandschutz und die innere Verkehrserschließung mit den Bauherren ab. Im Juli soll die schulbautechnische Prüfung durch das Land stattfinden. Danach könnten die Ausführungsplanungen und die europaweiten Ausschreibungen erfolgen. Baubeginn könnte laut Kreis im Herbst/Winter 2017 sein. Die Inbetriebnahme der Schulen ist zum Schuljahrsbeginn 2020/21 vorgesehen.Extra Schulneubauten

Der Bau von Treverer-Schule (Trägerschaft Kreis) und Grundschule Schweich (Trägerschaft Verbandsgemeinde Schweich) soll rund 35 Millionen Euro kosten. Die Förderschule ist mittelfristig auf 80 Schüler ausgelegt (derzeit 100), die Schüler kommen aus den Kreisen Trier-Saarburg, Bernkastel-Wittlich, Bitburg-Prüm und der Stadt Trier. An der Grundschule Schweich werden 300 Jungen und Mädchen unterrichtet. Der Integrationsgedanke soll an den Partnerschulen im Vordergrund stehen. Sowohl baulich (gemeinsame Sporthalle, Mensa, Blockheizkraftwerk) als auch im pädagogischen Bereich. alf

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