Erste Hilfe für die Seelen der Angehörigen

Schweich · Ihr Ehrenamt zählt zu den schwierigsten: Die Notfall-Nachsorger des Roten Kreuzes betreuen Menschen nach einem persönlichen Unglück, etwa dem Tod eines Angehörigen. Im Landkreis Trier-Saarburg gibt es bereits zehn eigens geschulte Nachsorger, die in diesen schwierigen Stunden Erste Hilfe für die Seele der Betroffenen leisten.

 Einmal im Monat kommen die Notfall-Nachsorger zusammen, um die Einsätze der vergangenen Wochen im Team aufzuarbeiten. TV-Foto: Michael Merten

Einmal im Monat kommen die Notfall-Nachsorger zusammen, um die Einsätze der vergangenen Wochen im Team aufzuarbeiten. TV-Foto: Michael Merten

Marie-Luise Jakobs könnte auch ein angenehmeres Ehrenamt ausüben. Sie könnte beispielsweise eine Kindersportmannschaft betreuen oder sich im Musikverein engagieren. Doch die Frau aus Kordel hat sich für eine weitaus belastendere Aufgabe entschieden: Wie neun weitere Notfall-Nachsorger im Landkreis Trier-Saarburg begegnet sie in ihrem Ehrenamt Menschen in extremen Situationen. Menschen, die gerade erfahren haben, dass ihr Ehemann, ihre Tochter, ihr Freund nicht mehr lebt - weil sie sich das Leben genommen, einen tödlichen Unfall oder ein anderes schreckliches Schicksal erlitten haben.

Die Einsätze der Notfall-Nachsorger, die immer in Zweierteams ausrücken, werden über die Trierer Rettungsleitstelle (112) koordiniert. Wenn die Polizei Todesnachrichten an Angehörige überbringt, wird sie von den Nachsorgern begleitet, die so lange die Betreuung übernehmen, bis das soziale Netz der Betroffenen greift. Ein Vorteil der Rotkreuzler ist, dass sie neutrale Personen sind: "Polizisten und Seelsorger werden manchmal als Amtspersonen wahrgenommen", erklärt Lotte Stüttgen, die beim Roten Kreuz das Nachsorge-Programm betreut. Doch sie stellt klar: "Wir sehen uns nicht als Konkurrenz, sondern als Ergänzung zu dem Angebot der Seelsorger." Die Rotkreuzler stehen auch für weitere kostenlose Gespräche in der Nachbetreuung zur Verfügung. Auch für Polizisten und Rettungskräfte sind sie Ansprechpartner. Alle Notfall-Nachsorger müssen eine ausführliche Ausbildung durchlaufen, die neben einer psychologischen Schulung auch die Verabschiedung und Bestattungsregelungen, Erste Hilfe, Zusammenarbeit mit Polizei und Kripo, vernetzte Fachdienste, Eigenschutz, Suchdienst und Kindstod umfasst.

Einmal im Monat kommen die Notfall-Nachsorger im Team zusammen, um über ihre Erfahrungen der zurückliegenden Tage und Wochen zu sprechen und diese auch selbst zu reflektieren. Beim Februar-Treffen in Schweich liegt für Marie-Louise Jakobs ihr letzter Einsatz erst kurze Zeit zurück - es ging um einen Suizidfall. "Das war sehr emotional: Ich habe sehr lange mit den Angehörigen gesprochen, die das einfach nicht verstehen konnten", erinnert sie sich. Für sie ist der Austausch mit den Kollegen wichtig, denn "jeder hat ein offenes Ohr, und wir können in der Gruppe all das aufarbeiten, was wir vor Ort nicht verarbeiten konnten". Ihr Ehrenamt ist für die DRK-Mitarbeiter sehr wichtig. Das bestätigt auch Agnes Hösch: "Das ist auf jeden Fall eine Bereicherung - es kommt viel zurück, und es gibt einen ganz anderen Sinn als manch andere Freizeitbeschäftigung."

Mehr Informationen beim Deutschen Roten Kreuz, Kreisverband Trier-Saarburg, Konstantinstraße 50-52, Konz, Telefon 06501-9292-0, Fax: 06501/9292-92, E-Mail: info@kv-trier-saarburg.drk.de

ExtraDie ehrenamtlichen DRK-Notfallnachsorger kommen von verschiedenen Ortsvereinen der Kreise Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich. Für die schwere Aufgabe stehen bereit: Roland Mayer (Newel), Karl Lex (Detzem), Iris Sauer (Konz), Louisa Koppelkamm (Trier), Monika Jakobs-Heisel (Trier-Ehrang), Gabi Frick (Mehring), Bernd Kleinmann (Hetzerath), Agnes Hösch (Saarburg), Marie-Louise Jakobs (Kordel) sowie Kerstin Thomy (Trier). (mer)

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