Erster Schritt Richtung Berlin

Trier · Corinna Rüffer, grünes Stadtratsmitglied aus Trier, will in den Bundestag. Die erste Hürde dazu hat sie beim Kreisparteitag am Donnerstag im Warsberger Hof genommen. Sie setzte sich gegen Anja Reinermann-Matatko durch.

Trier. Zwei Wege führen in den Bundestag. Einer als direkt gewählter Kandidat in einem Wahlkreis, der andere über die Listen der Parteien. Bei den Grünen ist die Hoffnung, ein Direktmandat zu erringen, eher gering. Über die grüne Landesliste aber sind bei der letzten Bundestagswahl drei Grüne aus Rheinland-Pfalz in den Reichstag eingezogen; für die Wahl 2013 hofft die Partei gar auf vier bis sechs Vertreter in Berlin.
Die vorderen Listenplätze sind also begehrt. Vergeben werden sie am kommenden Wochenende in Lahnstein beim Landesdelegiertentag der Grünen. Wer vorne landen will, braucht bei den Grünen dazu nicht nur die nötigen Stimmen der Landesdelegierten, sondern vor allem auch das Votum seines eigenen Kreisverbandes, für einen vorderen Listenplatz kandidieren zu dürfen.
Darum ging es beim Parteitag am Donnerstagabend im Warsberger Hof. Zwei aus dem Trierer Stadtrat bekannte Politikerinnen traten an: Corinna Rüffer (38) und Anja Reinermann-Matatko (31). Beide warben bei knapp 30 Parteimitgliedern mit unterschiedlichen Schwerpunkten um Stimmen.
Rüffer kritisierte als Spezialistin für Sozial- und Migrationspolitik heftig die schwarz-gelbe Bundesregierung und sprach von "sozialer Verelendung im öffentlichen Bereich", die auch Trier betreffe. ."Wir brauchen mehr Geld in den öffentlichen Kassen", schlussfolgerte sie und forderte eine Vermögenssteuer und eine kommunale Gewerbesteuer.
Anja Reinermann-Matatko bewarb sich mit ihrem Expertenwissen in Sachen Mobilität und Umwelt. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster kämpfe in Berlin für den Moselaufstieg. "Wer kämpft für unseren Anschluss an den Schienenverkehr?", fragte sie. Die Region sei auf Almosen aus Luxemburg angewiesen. Es dürfe kein weiteres Geld für Autobahnen ausgegeben werden, sondern es müsse umgeschichtet werden in den ÖPNV.
Bei der anschließenden Fragerunde zeigte sich, dass Rüffer offenbar größere Sympathien genoss; vor allem jüngere Grüne lobten ihre Parteiarbeit. Letztere war Anlass zu Nachfragen an Reinermann-Matatko, denn die Diplom-Geografin sitzt zwar für die Grünen im Stadtrat - sie ist aber nicht in der Partei. Ihre Ankündigung, eine "Unterschrift unter dieses kleine Zettelchen" sei für die Zukunft "nicht ausgeschlossen", überzeugte offenbar nicht. Rüffer gewann die geheime Abstimmung mit 21 zu sieben Stimmen.
Gewählt wurde Reinermann-Matatko anschließend für ihre Bewerbung um einen weniger aussichtsreichen Listenplatz mit 14 Stimmen, ebenso wie Rainer Landele (21) und Christiane Wendler (20).Extra

Mit einem katholischen Wortwechsel leiteten führende Grüne die Kandidatenkür beim Parteitag ein. "Ich gebe den Kandidaten mit auf den Weg: Bedenke Mensch, von der Basis kommst du und zur Basis kehrst du auch zurück", sagte Grünen Parteichef Thorsten Kretzer, woraufhin Versammlungsleiter Reiner Marz erwiderte: "Ich bin dankbar, dass du uns nicht auch noch gesegnet hast. Aber vielleicht hätten wir\\'s ja auch brauchen können."

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