Erstmals fahren Elektroautos bei der Rallye-WM

Trier · Tollkühne Piloten in lautlosen Kisten: Wenn die ADAC Rallye Deutschland vom 18. bis zum 21. August in die Region Trier kommt, will sie alternative und umweltfreundliche Antriebsarten thematisieren. Zur Streckenerkundungsfahrt in Trier wird die Rallye-Weltelite in Elektrofahrzeuge umsteigen.

Trier. Ein Rallyewagen ist normalerweise unüberhörbar. Schon von Weitem verkündet das Dröhnen der hochwertigen Rennmotoren, dass die Straßen der Region zur Bühne der Wertungsprüfungen und damit zu realen Rennstrecken geworden sind. Doch in Trier wird in diesem Rallye-Jahr einiges anders laufen als gewohnt. Zum ersten Mal muss sich Manfred Kronenburg, der Rallye-Abschnittsleiter für Trier, Gedanken darüber machen, ob andere Verkehrsteilnehmer eben nicht rechtzeitig mitbekommen, dass ein Rallye-Pilot naht - weil sie ihn nicht hören, denn er sitzt in einem Elektroauto.
Bevor alle Motorsportfans vor Schreck erstarren: Die Rallye- WM läuft natürlich weiterhin mit Verbrennungsmotoren auf abgesperrten und bewachten Strecken ab. Weltmeister Sébastien Loeb wird mit dem neuen Citroën DS3 WRC und 300 PS antreten. Dennoch soll die ADAC Rallye Deutschland in diesem Jahr Zeichen setzen für die Umwelt, für die Nutzung regenerativer Energien und alternativer Antriebsarten. Deshalb werden die zwölf antretenden Rallye-Teams die sogenannte Recce - das Abfahren der Strecke, um vor dem offiziellen Start Verlauf und Eigenarten des Kurses kennenzulernen - am Dienstag, 16. August, komplett in Elektrofahrzeugen absolvieren.
Das stellt den Veranstalter vor besondere Herausforderungen. Der Rundkurs Circus Maximus (siehe Extra) ist zwar zwischen 19.45 und 23.15 Uhr für den normalen Autoverkehr komplett gesperrt, so dass keine Rangeleien zwischen den sensiblen Elektrofahrzeugen und den stresserfahrenen Trierer Autofahrern zu befürchten sind. Aber der Fußgängerverkehr im Umfeld der Porta Nigra wird - im Gegensatz zum darauffolgenden Sonntag, dem offiziellen Renntag - nicht eingeschränkt. Und damit kein Fußgänger die leise heransurrenden Elektrofahrzeuge überhört, werden das Sicherheitspersonal und die Polizei die Streckenerkundung genau überwachen, die Fußgänger um Rücksicht bitten - und Trillerpfeifen einsetzen, wenn die Situation es erfordert.
Ein prominentes Trierer Team wäre beinahe bei dieser Elektro-Streckenerkundung dabei gewesen. Das Team Protron der Fachhochschule Trier hat das weltweit sparsamste Stadtfahrzeug gebaut und mit diesem im Mai den Shell-Ecomarathon gewonnen. Neben dem Pokal für die größte Reichweite bekam das Team zudem den begehrten CO-Award. Der innovative Zweisitzer Aeris fährt 2071 Kilometer mit einem Liter Benzin.
Doch beim Rallye-Anfahren am 16. August ist Protron nicht dabei. "Unser Fahrzeug ist ein Prototyp und noch nicht für den realen Straßenbetrieb gerüstet", erklärt ein Teammitglied dem TV. "Wir haben die Anfrage der Rallye, am Anfahren teilzunehmen, ablehnen müssen, weil wir das Fahrzeug nicht gefährden wollten."
Das Anfahren mit Elektrofahrzeugen soll nicht die einzige Geste der Rallye-WM in Richtung alternativer Antriebsarten sein. Unter der Regie der Stadt Trier wird am Dienstag, 16. August, eine öffentliche Podiumsdiskussion in der Innenstadt stattfinden. "Wir feilen noch an den letzten Details", sagt Ralf Frühauf vom Presseamt. "Es soll eine Diskussion mit Experten werden, die sich den Themenkomplexen Umwelt und regenerative Energien verpflichtet fühlen." Die Uhrzeit stehe noch nicht fest.
Wirtschaftsdezernent Thomas Egger (FDP) wird wohl mit auf dem Podium sitzen. Karl-Friedrich Ziegahn wird den Motorsport vertreten. Ziegahn ist der Vorsitzende des Umweltausschusses des Deutschen Motorsportbundes und Autor des Papiers "Clean Racing - Motorsport und Umweltschutz befruchten sich".Rennen um die Porta Nigra: Zum vierten Mal wird die Circus Maximus genannte Innenstadt-Wertungsprüfung am Sonntag, 21. August, um 14.11 Uhr vor der Porta Nigra beginnen. Start und Ziel ist die Simeonstraße. Die Rennstrecke ist 1,5 Kilometer lang und verläuft über die Christophstraße in die Kochstraße und über Sichel- und Deworastraße zurück zur Theodor-Heuss-Allee. Die Piloten fahren in Richtung Porta zurück und biegen nach einem kurzen Stück über die Nordallee zum Simeonstiftplatz ab. Über das Margaretengässchen geht es dann zurück zur Porta Nigra. Der ADAC rechnet mit mehr als 200 000 Zuschauern an allen Rallye-Tagen, davon 70 000 in Trier. 2010 haben 12 000 Zuschauer den Circus Maximus miterlebt, je 10 000 am Start und Ziel an der Porta. Sehr gefragt war der Service-Park in den Moselauen mit 12 000 täglichen Besuchern, den Parc fermé am Viehmarkt sahen 1000 Zuschauer pro Tag.

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