Es ist ihnen nicht gelungen - wir sind da!

Trier · Im Broadway-Kino haben die Filmemacher Peter Haas und Silvia Holzinger einen Dokumentarfilm gezeigt. Darin geht es um die Suche nach der Vergangenheit von Eduard Haas, dem letzten Juden der Familie.

 Wecken mit ihrem Werk emotionale Erinnerungen bei den Zuschauern: die Dokumentarfilmer Peter Haas und Silvia Holzinger. TV-Foto: Karin Pütz

Wecken mit ihrem Werk emotionale Erinnerungen bei den Zuschauern: die Dokumentarfilmer Peter Haas und Silvia Holzinger. TV-Foto: Karin Pütz

Trier. Peter Haas und seine Lebensgefährtin sind am Ende des Films sichtlich bewegt. Zum ersten Mal sahen sie auf einer großen Leinwand das Ergebnis von fast fünf Jahren Recherche zu ihrem Film (der TV berichtete). Die Premiere verfolgten fast 170 Besucher im ausverkauften Saal 4 des Broadway-Kinos das bewegende Dokument einer Spurensuche, darunter auch viele Nachfahren von Eduard Haas, die von weither angereist waren.
"Ich weiß sehr wenig über meinen Großvater, und das wenige, was ich weiß, hat mich immer schon beunruhigt", sagt Peter Haas in der Einleitung des Dokumentarfilms. Er lässt seine Verwandten zu Wort kommen, die nun über Eduard Haas sprechen, der Jude war, im KZ Buchenwald ermordet und über den früher geschwiegen wurde. Das Ende der Dokumentation zeigt die Verlegung des Stolpersteins für Eduard Haas.
Im Kino ist es still. Nur zaghaft wird applaudiert, der Film wirkt noch nach. Als einer der Söhne von Eduard Haas zum Mikrofon greift und sagt: "Sie haben es nicht geschafft - wir sind da!" kommt heftiger und lang anhaltender Applaus auf.
In der anschließenden Diskussion beantworten Peter Haas und Lebensgefährtin Silvia Holzinger, die oftmals um Fassung ringt, die interessierten Fragen der Zuschauer. Als eine Besucherin unter Tränen gesteht, sie sei die Tochter eines Täters und schäme sich deswegen noch heute, herrscht allgemeine Betroffenheit im Saal.
Dass der Film Emotionen auslöst, die im Anschluss besprochen werden sollen, ist den Filmemachern klar. Daher werden sie ihr Werk, für das sie bereits 70 Anfragen vorliegen haben, nicht verleihen, ohne bei den Aufführungen dabei zu sein und zur Diskussion zur Verfügung zu stehen.
Auch Schirmherr Klaus Jensen meldet sich zu Wort und spricht unter anderem die wichtige Aufgabe des Stadtarchivs bei der Recherche zum Film an: "Sie als Filmemacher haben uns als Stadt ermutigt, dass das, was wir tun, einen Sinn macht."
Peter Haas ermutigt die Anwesenden: "Wer als Kind gelernt hat, dass man seine Herkunft besser verschweigt, schweigt auch als Erwachsener. Es gibt viele deutsche Familien, die einen jüdischen Großvater haben. Hinsehen!"
Der Trierer Historiker Thomas Schnitzler findet das Gesehene "wunderbar bewegend" und hofft, "dass ein Impuls gesetzt wird. Der Film ermuntert Angehörige, über das zu sprechen, was sie an Leid erfahren haben und was bisher verschwiegen wurde".
Auch bei Zuschauer Michael Witzel aus Trier werden die Erinnerungen an die Erzählungen seiner Mutter wach, die miterleben musste, wie in der Paulinstraße eine Jüdin aus ihrem Haus vertrieben wurde. Nachdenklich verlassen die Zuschauer das Haus in der Paulinstraße, das einst Eduard Haas gehörte und in dem sich heute das Broadway befindet.

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