"Es ist Zeit zu sprechen"

TRIER. (red) Gewalt gegen Frauen in Kriegszeiten: Diesem Thema widmet sich eine Veranstaltung des Notrufs für vergewaltigte Frauen, der Trierer Ortsgruppen von Terre des Femmes und Amnesty International, FrauenzenTRIERt und des Zonta-Clubs Trier.

Dabei arbeiten die Initiativen mit Medica Mondiale zusammen, einer Frauenrechtsorganisation, die sich nach den Massenvergewaltigungen im Bosnienkrieg gegründet hat und zum Ziel hat, insbesondere vergewaltigte Frauen in Kriegs- und Krisengebieten zu unterstützen. Die Trierer Frauengruppen knüpfen mit ihrem Vorhaben an die zahlreichen Gedenkfeiern zum Kriegsende vor 60 Jahren an. Durch diese Veranstaltungen wurden die Gräueltaten der Nationalsozialisten ins Gedächtnis gerufen, die Berichte in den Medien waren zahlreich und vielfältig. Auch der TV hatte über Monate Berichte von Zeitzeugen aus der Region publiziert. Doch auch 60 Jahre nach Kriegsende ist sexualisierte Gewalt gegen Frauen und Mädchen in der deutschen Kriegs- und Nachkriegszeit immer noch ein Thema, über das geschwiegen wird. Sehr viele Frauen sind im zweiten Weltkrieg Opfer sexualisierter Gewalt geworden: Frauen und Mädchen in den von den Nationalsozialisten besetzten Ländern, jüdische und Roma-Frauen während ihrer Verfolgung und in Konzentrationslagern, Frauen im Widerstand und deutsche Frauen, die von alliierten Soldaten vergewaltigt wurden. Die betroffenen Frauen haben jahrzehntelang geschwiegen. "Wir machen häufig die Erfahrung, dass Frauen es als entlastend erleben, wenn sie über das, was sie erlitten haben, berichten", sagt Bettina Mann, Diplom-Psychologin beim Frauen-Notruf. Dabei sei es nicht wichtig, unbedingt alles zu erzählen, manchmal tue es schon gut, endlich jemandem mitzuteilen, Opfer einer Vergewaltigung geworden zu sein. Die Frauenorganisationen rufen direkt oder indirekt betroffene Frauen auf, ihre Geschichten aufzuschreiben und an den Notruf zu schicken. Gerne können Frauen auch zu einem persönlichen Gespräch vorbei kommen. Adresse: Notruf für Frauen, Deutschherrenstraße 38, 54290 Trier, E-mail: notruf.trier@t-online.de. Mit Zustimmung der Frauen könnten die Erfahrungsberichte einem größeren Kreis von Interessierten zugänglich gemacht werden. Außerdem wollen die Trierer Fraueninitiativen anlässlich des internationalen Frauenwiderstandstages "Nein zu Gewalt an Frauen" am 25. November an Verbrechen gegen Frauen vor rund 60 Jahren erinnern. Es soll eine Brücke geschlagen werden zur Situation von Frauen, die heute in Kriegs- gebieten sexualisierte Gewalt erleiden. Als Gastreferentin zu dieser Veranstaltung haben die Organisatorinnen eine Referentin von Medica Mondiale eingeladen.

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