"Es kribbelt schon wieder"

"Ich komme wieder", kündigt Gilbert Felten an. Eine schwere Erkrankung hat den 71-jährigen CDU-Multifunktionär im vergangenen Herbst außer Gefecht gesetzt. Nun sieht er sich "langsam aber sicher wieder auf dem aufsteigenden Ast".

Trier-Süd. Drumherum-Reden ist nicht seine Sache, ebenso wenig heischt er um Mitleid: "Ich weiß, was ich habe. Ich muss damit leben, und ich komme damit klar", stellt Gilbert Felten in entwaffnender Ehrlichkeit klar.Bauchspeicheldrüsenkrebs lautete die Diagnose, nachdem Felten Ende Oktober "von jetzt auf gleich" ins Krankenhaus musste. Der Tumor wurde nicht entfernt, er ist auch nicht gewachsen. "Jetzt steht die dritte Runde Chemotherapie an. Toi, toi, toi, ich bin schmerzfrei", sagt der 71-Jährige, der inzwischen spürt, dass es wieder aufwärts geht und die alte Kampfeslust zurückkehrt: "Es kribbelt schon wieder."Devise: Fit für Skat, fit für den Rat

Ein Leben ohne Kommunalpolitik war für den gesunden Gilbert Felten auch im Rentenalter nicht vorstellbar. Als er nach 42-jähriger Tätigkeit bei der Rechtsanwaltskanzlei Gerhard König aufhörte, an deren in der Region beispielloser Entwicklung er als Bürovorsteher maßgeblich Anteil hatte, wollte er in der Kommunalpolitik richtig durchstarten und endlich sein "Traum-Ehrenamt" erhalten - das des Ortsvorstehers von Trier-Süd. In dem rot-grün-dominierten 9500-Einwohner-Stadtteil hatten die Ambitionen des CDU-Manns zuvor nicht fruchten können. Den Ortschef-Posten verpasste er bei den Kommunalwahlen stets denkbar knapp, einmal fehlten ihm lediglich 18 Stimmen. Feltens große Stunde hätte bei der außerplanmäßigen Trier-Süder Ortsvorsteher-Wahl im Januar schlagen können, aber da musste er passen: "Ich war viel zu geschwächt." Auch jetzt noch winkt er ab, wenn ihn Fraktionskollegen zur Teilnahme an der wöchentlichen Sitzung animieren wollen: "Es ist doch witzlos, mich dahin zu setzen, zu zittern und mich nicht lange konzentrieren zu können. Sobald ich mich fit genug fühle, gehe ich hin. Vielleicht nach der Sommerpause." Dass die CDU ihren Fraktions-Vize braucht, dass der ihr Impulse geben und gute Arbeit leisten kann, davon ist Felten überzeugt. Seit 1984 gehört er dem Stadtrat an, vertritt seine Partei in wichtigen Ausschüssen und Aufsichtsgremien. Rechtsanwalt Gerhard König war sein politischer Ziehvater. Der lotste seinen als "Saar-Franzosen" aus Mettlach-Weiten nach Trier gekommenen Mitarbeiter 1969 in die CDU. Nach und nach trat Felten in Königs Fußstapfen. Als König 1989 nicht mehr für den Stadtrat kandidierte, rückte Felten in den Fraktionsvorstand nach. Seine Leib- und Magen-Themen: Bauen, Stadtplanung, Verkehr und das zur Heimat gewordene Trier-Süd. Seit 1962 wohnen er und seine aus Trier-Nord stammenden Frau Ingrid (69) im Eigenheim in der Gallstraße. Die Nachbarn sehen die Feltens heute öfter als früher auf der Straße. Bei gutem Wetter gehen sie "um die vier Ecken" - viel frische Luft tut dem einstigen Büro-Arbeiter gut. Ebenfalls viel Zeit widmet Felten dem Trierischen Volksfreund: "Ich lese jede Ausgabe komplett. Dazu brauche ich zwei Stunden." Felten stand selbst mal in TV-Diensten: Sein erstes Geld als Jugendlicher verdiente er als Zeitungsbote. Mitte der 50er-Jahre schrieb er Artikel für die TV-Saar-Ausgabe.Heute hofft er auf ein baldiges Ende der Politik-Zwangspause und schließt sogar ein Comeback auf längere Sicht nicht aus. "Ich kann mir durchaus vorstellen, 2009 noch einmal für den Stadtrat zu kandidieren. Vorausgesetzt, meine körperliche Verfassung lässt das zu und - genauso wichtig - man braucht und will mich. Ich werde mich nicht aufdrängen." Die Voraussetzung für den Wiedereinstieg in der laufenden Legislaturperiode kann Felten aber schon benennen: "Sobald ich fit bin für die montäglichen Skatabende mit Freunden in der Gaststätte ,Rhenania' traue ich mir auch die Rats-Arbeit wieder zu."

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