Es läuft auf ein Zementwerk hinaus

Es kommt Bewegung in das Steinbruch-Vorhaben der Firma Stolz. Grundstückseigentümern werden Kaufangebote gemacht; unterdessen läuft die Rohstoffverwertung auf eine Zementproduktion hinaus.

Ralingen/Welschbillig. Ein Beauftragter der Unternehmensgruppe Stolz (Hillesheim) macht zurzeit Grundstücksbesitzern im Raum Ralingen-Olk Kaufangebote für Flächen, die für einen Kalkstein-Abbau in Frage kommen. In dem notariellen Vorvertrag, der dem TV vorliegt und der im Falle einer erteilten Abbaugenehmigung rechtswirksam werden soll, ist von einem Quadratmeterpreis von vier Euro die Rede.

Nach Mitteilung der Firma "Lava Stolz" hat sich bei den Probebohrungen herausgestellt, dass das Material "überwiegend nur die Verwertung in der Zementproduktion erlaubt". Ein reiner Steinbruchbetrieb wie im benachbarten Kersch sei wirtschaftlich nicht möglich.

Firmenchef Dieter Stolz gibt den Flächenbedarf mit "Minimum 80 Hektar" an; ursprünglich waren bis zu 220 Hektar angestrebt. Das genaue Ergebnis der chemischen Analyse der Bohrproben stehe noch aus, ebenso wie das Okay des Investors (Baukonzern "Strabag"). Bei den Kalkstein-Vorkommen ist nach Auskunft von Dieter Stolz eine "größere Mächtigkeit" nachgewiesen worden. Eine große Anzahl von Grundstücksbesitzern sei bereit, zu verkaufen. Stolz ist zufrieden: "Das sieht gut aus."

Unterdessen will die Bürgerinitiative (BI) weiterhin alles unternehmen, um das Projekt zu verhindern. Wie Sprecher Klaus Ritter mitteilt, sucht die BI Gespräche mit Politikern und bereitet einen Brief an die Eigentümer vor. Diese sollen noch einmal eindringlich "über die Dimensionen dieses Projekts informiert werden, bevor sie unterschreiben". Er wisse von einigen, die nicht verkaufen wollen, so Ritter.

Die Firma verlange von den Verkäufern eine einseitige Willenserklärung, ohne dafür irgendetwas zu bieten, warnen Projektgegner auf ihrer Internet-Seite. Ohne dass ein Euro geflossen sei, gebe der Eigentümer zumindest für eine befristete Zeit fast alle Rechte an seinem Grundstück auf.

Die Entwicklung in Richtung Zementwerk ist für BI-Sprecher Klaus Ritter nicht schlüssig: "Im Gesamtpaket mit einem Steinbruch hätte ich das verstanden, aber der Zementverbrauch ist in Deutschland rückläufig." Aus dem geringeren Flächenbedarf folgert er, dass die Ausbeutung umso mehr in die Tiefe geht: "Das Loch wird also noch größer."

Meinung

Hauptproblem Verkehr

Auch wenn der Flächenbedarf mit 80 Hektar "nur" noch ein Drittel so groß ist, wird das die Steinbruch-Gegner nicht beruhigen. Im Gegenteil: Die Investoren werden es jetzt einfacher haben, die benötigten Flächen aufzukaufen. Darüber hinaus könnte sich ein Zementwerk gegenüber einem reinen Steinbruch als das größere Übel erweisen. Dank moderner Filtertechnik setzen die Anlagen heute zwar keine großen Mengen Staub und Abgase mehr frei, aber sie verursachen jede Menge Verkehr. Aus Kostengründen werden die Öfen mit sogenannten Sekundärbrennstoffen bestückt, also Müll, Autoreifen, sogar Altöl. Das muss alles herangekarrt werden, ebenso müssen die erzeugten Produkte abtransportiert werden. Wie soll die stark befahrene "Bitburger" das alles verkraften? Das ist nur eine von vielen Fragen, die im Genehmigungsverfahren aufs Tapet kommen. Denn der Abbau-Antrag wird kommen; daran dürfte jetzt niemand mehr zweifeln. a.follmann@volksfreund.de

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