Es lebe die Vielfalt!

TRIER. "Ich könnte nie 25 Jahre lang an Fruchtfliegen forschen", sagt Barbara Ullmann und lacht. Dann erzählt die quirlige Frau von ihrem persönlichen Privileg, sich als gelernte Schauspielerin sowohl "auf den Brettern, die die Welt bedeuten", als auch mit literarisch-musikalischen Soloprogrammen und Lesungen künstlerisch zu verwirklichen.

Zehn Soloprogramme hat sie seit 1993 auf die Beine gestellt und sich etwa mit ihrer 50er-Jahre-Revue "Nitribitt und Nierentisch" sogar in Berlin einen Namen gemacht. "In Trier bin ich ja mittlerweile bekannt, aber im Berliner Hansa-Theater zwei Wochen volles Haus zu haben, war schon was anderes", sagt Barbara Ullmann nicht ohne Stolz. Auch in Luxemburg kennen Kulturliebhaber die 41-Jährige mittlerweile. Erst im vergangenen Herbst hat sie dort Arthur Schnitzlers "Reigen" und dessen modernisierte Fassung "Blue Room" vom britischen Autor David Hare erfolgreich zum Besten gegeben. "Das war eine wunderbare Arbeit und es wird dort auch weitergehen." Im April geht es erst einmal in Trier weiter, denn dann wird Ullmann, die nach der Schauspielschule in Graz an der Mosel ihr allererstes Engagement bekam, noch einmal den literarisch-musikalischen Zyklus von Friedrich Hollaender zum Leben erwecken und ihr Publikum mit den "Liedern eines armen Mädchens" wohl erneut zum Lachen bringen und zu Tränen rühren. Auch mit dem Theater in Trier führt die vielseitige Künstlerin für die nächste Spielzeit derzeit wieder Gespräche, schließlich ist sie daran interessiert, neben ihren Chanson- und Revueprogrammen "den Kontakt zu den Theaterbrettern nicht zu verlieren" .Seit 1987 an der Mosel

Seit 1987 lebt die Göttingerin nun mittlerweile an der Mosel und nimmt sich als freischaffende Künstlerin zwischendurch auch Auszeiten. "Dann genieße ich es, auch mit meinen Freunden Kontakt zu haben, die nichts mit Theater zu tun haben, und auch mal ganz andere Dinge zu machen. Was ich am Leben so toll finde, ist diese Vielfalt." Viel fürs Leben nimmt die zierliche, wandelbare Frau auch immer noch aus ihrem Engagement beim "Theatersport" mit, einer Art Improvisationstheater, mit dem sie zwei- bis dreimal im Monat in Tübingen gastiert. In diesen improvisierten Rollen ist sie ab dem 26. Januar auch in der Trierer Tuchfabrik (Tufa) zu sehen.Positive Energie

Bereits am kommenden Sonntag wird die zweifache Mutter aber erst einmal wieder zur Solistin und liest im Museumscafé des Karl-Marx-Hauses zum Holocaust-Gedenktag aus dem "Tagebuch der Anne Frank". Eine Stunde wird sie dann dem jüdischen Mädchen ihre Stimme leihen und dessen Schicksal anhand der Tagebucheinträge Revue passieren lassen. "Ich finde es enorm, wie Anne Frank sich in ihrer Lage entwickelt hat und wie sie mit ihrer Situation umgegangen ist." Ullmann-Fans und alle Interessierten dürfen sich auf "ein unglaublich großes Spektrum an Gefühlen aus Angst, Beengung, Langeweile und doch so viel unglaublich positiver Energie" freuen.

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