Es passt - aber noch nicht ganz

Schweich/Trittenheim · Fast "geräuschlos" verläuft der Anschluss der Gemeinde Trittenheim an die Verbandsgemeinde (VG) Schweich, obwohl der bekannte Weinort dabei eine Kreisgrenze überschreiten musste. Für die VG-Werke Schweich wird der Neuzugang aber zum technischen und finanziellen Kraftakt.

Schweich/Trittenheim. Der Übertritt der rund 1100 Einwohner zählenden Gemeinde Trittenheim vom Kreis Bernkastel-Wittlich in den Kreis Trier-Saarburg stellte landesweit einen Sonderfall dar. Er zeigte aber, dass die heutigen Kreisgrenzen nicht in Stein gemeißelt sein müssen, wenn sich kleine Verbandsgemeinden im Rahmen der Kommunalreform auflösen und einzelne Orte neuen Anschluss im Nachbarkreis suchen.
Computersoftware passt nicht


Ein Jahr nach dem Übergang ist Trittenheim komplett in die VG Schweich integriert. Die aufgelöste VG Neumagen-Dhron ist nur noch Geschichte - sechs ihrer VG-Mitarbeiter wechselten auf eigenen Wunsch zur Verwaltung in Schweich. Bürgermeisterin Christiane Horsch, Ex-Verwaltungschefin in Neumagen-Dhron und heute in Schweich an der Spitze, denkt aber noch mit Schrecken an die technischen Probleme mit der elektronischen Datenverarbeitung (EDV). Horsch: "Es ist einfach ein Unding, dass jede Verwaltung des Landes mit eigenen Computerprogrammen arbeitet, die mit denen der Nachbargemeinden nicht kompatibel sind. So mussten gewaltige Datensätze von Hand übertragen werden."
Ortsbürgermeister Franz-Josef Bollig freut sich derweil über den netten Empfang, den die VG Schweich und der Kreis Trier-Saarburg seiner Ortsgemeinde bereiteten. Bollig: "Als zweiter Ort im Kreis Trier-Saarburg wurden wir Schwerpunktgemeinde der Dorferneuerung, was der Gemeinde und allen Bürgern bei Um- und Ausbaumaßnahmen enorme finanzielle Vorteile bringt."
Zunächst will Trittenheim bis September 2013 die Sanierung und den Ausbau des Kindergartens angehen, den es dazu von der Kirchengemeinde gekauft hat. Auch der geplante Ausbau der B-53-Ortsdurchfahrt wird das Jahr 2013 prägen.
Dieser Straßenausbau soll auch ein Startsignal für die VG-Werke Schweich sein, die das Trittenheimer Wasser- und Abwassernetz sowie die alte örtliche Kläranlage übernommen haben. Die Trinkwasserversorgung läuft nach wie vor über den Zweckverband Eifel-Mosel, dem die VG Schweich mit der Übernahme Trittenheims beigetreten ist. Werkleiter Harald Guggenmos sagt: "Wir haben das Netz und die Anlage schon 2011 gutachterlich prüfen lassen. Nun wissen wir, dass in Trittenheim viel zu tun ist - da hat man in den letzten 30 Jahren einiges schleifen lassen." Als erste Maßnahme wird der Umbau der veralteten Kläranlage in ein Pumpwerk genannt. Über eine neue Druckleitung soll das Abwasser an der B 53 entlang und unter der Mosel hindurch zum Gruppenklärwerk Leiwen geleitet werden.
Die Arbeiten sollen 2013 mit dem B-53-Ausbau beginnen und sind mit 2,5 Millionen Euro kalkuliert - zwei Millionen Euro gibt es als zinsloses Darlehen aus Mainz.
Eine weitere Maßnahme ist der Bau einer Trinkwasserleitung von Leiwen nach Trittenheim. Das Ergebnis ist eine Vernetzung des Kylltalwasserwerkes der Stadtwerke Trier, der VG-Werke Schweich und des Verbandes Eifel-Mosel. Durch die Umstellung sanken übrigens für die Trittenheimer die Wasser- und Abwassergebühren.
Billiger wurde auch die Trittenheimer Abfallentsorgung, die der Zweckverband Abfallwirtschaft im Raum Trier (ART) am 1. Januar 2012 übernahm. Nach frühzeitiger Information der Bevölkerung über Flugblätter und Internet wurden noch im Dezember 2011 die Behälter getauscht. Außerdem erhielt jeder Haushalt einen Altpapierbehälter. ART-Sprecherin Elisabeth Hill: "Im ersten Jahr hat der Aufwand für die Entsorgung von Restabfall, Papier und gelben Säcken in Trittenheim rund 440 Arbeitsstunden und 220 Fahrzeugstunden betragen."
Ein Schmankerl für den Kreis Trier-Saarburg sind die 72 000 Euro, die ihm der Kreis Bernkastel-Kues bei der Übergabe der Kreisstraßen auf der Gemarkung Trittenheim zahlte. Die Summe gilt als "Ablöse" für den teilweise schlechten Zustand der Straße - konkrete Ausbaupläne sind damit nicht verbunden.Extra

Für die Bewohner der kleinen Verbandsgemeinde (VG) Neumagen-Dhron wäre nach Angaben von Bürgermeisterin Christiane Horsch von der VG Schweich der Preis für eine weitere Selbstständigkeit hoch gewesen. Schon zu ihrer Amtszeit als Bürgermeisterin der VG Neumagen-Dhron habe das überalterte und relativ große Kanalnetz dieser VG Sorgen bereitet, erklärt sie. Wegen der notwendigen Rundumsanierung in den vier Orten der ehemaligen VG Neumagen-Dhron drohten enorme Kosten - und das bei sinkenden Einwohnerzahlen. Horsch: "Um diesen Kostendruck aufzufangen, hätten wir die Gebühren innerhalb von zehn Jahren um das Doppelte anheben müssen." f.k.

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