"Es schadet ja nicht"

Trier · Vor acht Jahren hat sich Heiko Steinbach (32) aus Trier typisieren lassen. Das war bei einem Benefizkonzert der Band Stargate in Trittenheim, bei dem die Stefan-Morsch-Stiftung nach potenziellen Stammzellenspender gesucht hat. Nun benötigt ein Leukämiepatient neue Stammzellen - Steinbach hat gespendet.

 Ein Piekser und die lebensrettende Flüssigkeit läuft: Heiko Steinbach bei der Stammzellenentnahme. In der Maschine, die dafür nötig ist, steckt hydraulische Technik. Damit hat der 32-jährige Trierer auch beruflich zu tun.Foto: privat

Ein Piekser und die lebensrettende Flüssigkeit läuft: Heiko Steinbach bei der Stammzellenentnahme. In der Maschine, die dafür nötig ist, steckt hydraulische Technik. Damit hat der 32-jährige Trierer auch beruflich zu tun.Foto: privat

Trier. Mit Hydraulik kann man schwere Arbeit in leichte umwandeln. Das gehört zur täglichen Arbeit von Heiko Steinbach aus Trier, der bei Volvo in Konz an der Konstruktion von Baggern arbeitet. Dass Hydraulik ihm dabei helfen würde, vielleicht das Leben eines Leukämiekranken zu retten, hatte der 32-Jährige nicht vermutet, als er sich vor fast acht Jahren bei einem Benefizkonzert als Stammzellspender bei der Stefan-Morsch-Stiftung registrieren ließ. Aber die Hydraulik ist nun Nebensache: Heiko Steinbach hat mit einer Stammzellspende einem an Leukämie erkrankten Menschen die Chance gegeben, geheilt zu werden: "Ich konnte mit relativ wenig Aufwand sehr helfen. Das ist wichtig dabei."
100 Besucher geben Daten ab


Stargate hieß damals die Band, die der Trierer kurz vor Weihnachten in Trittenheim live hören wollte. Seine Frau war damals Mitglied der Band. "Es war Zufall. Die Stefan-Morsch-Stiftung bot damals an, dass man sich typisieren lassen konnte. Eine gute Gelegenheit, dachte ich, und es schadet ja nicht." Mehr als 100 Konzertbesucher haben es damals genauso gemacht. Sie haben sich als Stammzellspender in die Datei der Stefan-Morsch-Stiftung aufnehmen lassen. Leukämie ist eine der bösartigen Erkrankungen, die eine Übertragung gesunder Blutstammzellen erfordern können. Mit einer solchen Transplantation bekommt der Patient ein neues blutbildendes System - seine einzige Hoffnung auf Leben, wenn Chemotherapie oder Bestrahlungen nicht ausreichen. Als die Stefan-Morsch-Stiftung Heiko Steinbach jetzt benachrichtigte, dass er als Spender helfen kann, hat der Hydraulikexperte keine großen Bedenken: "Ich wurde umfassend informiert und aufgeklärt. Da ist wirklich keine Frage offen geblieben." Kollegen, Freunde und seine Familie unterstützten ihn bei seinem Entschluss. Der Patient wird parallel zum Spender auf die Stammzellen-Übertragung vorbereitet. Das Immunsystem des Erkrankten wird komplett ausgeschaltet - durch Bestrahlung oder Chemotherapie. Eine Therapiephase, die sehr belastend ist. Wenn der Patient sich jetzt mit einem Virus infiziert oder es aus irgendeinem Grund mit der Stammzell-Spende nicht klappt, ist sein Leben massiv gefährdet. Steinbach und seine Frau Carina erzählen von dieser Vorbereitungsphase, in der ihnen bewusst wurde, dass es da einen ihnen völlig unbekannten Menschen gibt, der auf Heiko Steinbachs Hilfe angewiesen ist: "Mir war klar, dass wenn ich jetzt durch Leichtsinn eine Erkältung oder Grippe bekomme, es beim Empfänger um Leben oder Tod geht."
Um die Stammzellen gibt es zwei Varianten: Mediziner entnehmen bis zu 1,5 Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen des Spenders. Dieser Eingriff dauert etwa eine Stunde. Die zweite Methode ist die Entnahme von Blutstammzellen aus dem Blut - ähnlich wie bei einer Dialyse. In der Maschine, die dazu benötigt wird, steckt übrigens die Hydraulik, die hier dazu beiträgt, Leben zu retten. Heiko Steinbach sagt: "Man muss betonen, wie wenig Aufwand es ist, damit sich andere Menschen auch typisieren lassen und im Ernstfall auch Stammzellen spenden." red
Die nächste Gelegenheit, sich typisieren zu lassen ist am Mittwoch, 29. Mai und an Fronleichnam, 30. Mai, bei der Leistungsschau in Birkenfeld sowie am 9. Juni beim Familientag in Idar-Oberstein. Die aktuellen Termine für die Typisierungsaktionen der Stefan-Morsch-Stiftung findet man im Internet auf www.stefan-morsch-Stiftung.de

Extra

Bei der ersten deutschen Spenderdatei wurde im vergangenen Jahr eine Rekordzahl an potenziellen Lebensrettern registriert: Fast 23 000 Menschen haben sich 2012 von den Mitarbeitern der Stefan-Morsch-Stiftung typisieren lassen. Das bedeutet, sie haben sich dazu bereiterklärt, im Ernstfall einem an Leukämie erkrankten Menschen mit einer Stammzellspende eine Chance auf Heilung zu geben. Gleichzeitig wurde auch eine neue Höchstmarke bei der Zahl der Menschen erreicht, die tatsächlich für ihren "genetischen Zwilling" spenden konnten. Fast 600 Spender wurden so zu Lebensrettern. Die Stefan-Morsch-Stiftung mit Sitz in Birkenfeld (Rheinland-Pfalz) ist die älteste Stammzellspenderdatei Deutschlands. Unter dem Leitmotiv "Hoffen - Helfen - Heilen" bietet die Stiftung seit mehr als 25 Jahren Hilfe für Leukämie- und Tumorkranke. Hauptziel der Stiftung ist es, Menschen zu werben, sich als Stammzellspender registrieren lassen. Daher sind nahezu täglich Teams der Stiftung in ganz Deutschland unterwegs, um bei sogenannten Typisierungsaktionen über das Thema zu informieren. 270 Typisierungsaktionen wurden so bundesweit organisiert. Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stiftung, sagt: "Bei uns stehen die Menschen im Mittelpunkt, die Hilfe benötigen." red

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