Es soll nach Weltkulturerbe aussehen

TRIER. Auf wenig Gegenliebe in der Öffentlichkeit stößt bislang das Bauprojekt an den Kaiserthermen. Doch das neue Eingangsgebäude, das derzeit entsteht, ist nur Teil eines umfassenden Konzepts, das die römische Gesamtanlage aufwerten und als Ganzes erlebbar machen soll. Dazu wird auch die Palästra eingefriedet und nur noch über offizielle Kaiserthermen-Eingänge zu erreichen sein.

"Wir haben die Öffentlichkeit unterschätzt", gibt Thomas Metz zu. Der Chef der Landes-einrichtung Burgen, Schlösser, Altertümer (BSA) hält es heute für klüger, "wenn wir das Kaiserthermen-Projekt offensiver vermarktet hätten. Dann wären wohl viele Missverständnisse gar nicht erst entstanden und die Trierer würden sehen, dass das Weltkulturerbe Kaiserthermen künftig erstmals angemessen präsentiert wird". Was die Trierer bislang sehen, ist ein Betongebäude, von dem sie vermuten, das es die Kaiserthermen vom Palastgarten abriegelt und die Sicht blockiert. Diese Befürchtung äußerten auch einige Leserbrief-Verfasser im TV. "Keine Bange", beruhigt Projektleiter Otmar Gilz vom Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB). "Die Sichtverbindung vom Palais zur Thermen-Ruine bleibt erhalten. Die Rohbauten stehen, mehr kommt nicht mehr hinzu."Palästra kein Hundeklo mehr

Wie Thomas Metz spricht Gilz von einem "stimmigen Architektur-Konzept". Das stammt von Oswald Matthias Ungers (79), der den 2003 vom Land ausgelobten Wettbewerb zur Verbesserung der Rahmenbedingungen und des Entrees der Kaiserthermen gewann. Der Kölner Stararchitekt konzipierte eine Gebäudezeile genau auf der Nordkante des antiken Thermen-Berings auf einer 170 Meter langen Achse von der Weberbach bis zur gegenüberliegenden Mittelalter- Stadtmauer. Sie beginnt mit einem weitgehend geschlossenen Lager-Gebäude, an das sich eine offene Pergola anschließt. Dann folgt das eigentliche Eingangsgebäude mit einer Ausstellungshalle, gefolgt von gemauerten Stelen und zum Abschluss einem Aussichtsturm. Dessen erstes Geschoss ist vom Palastgarten aus öffentlich zugänglich; Thermen-Besucher erreichen über eine Treppe die Aussichtsplattform auf dem Dach. Die Wettbewerbs-Jury lobte 2003 "die schöne Analogie zum ursprünglichen Bauwerk", die "alles neu messbar und ablesbar macht". Dieses Ablesbar-Machen beinhaltet auch die Einbeziehung der Palästra (6500 Quadratmeter) in den Thermen-Bering. Das heißt konkret: Hundeklo und Bolzplatz ade! In den kommenden Tagen wird die rund einen halben Meter dicke Erdschicht ausgehoben, um die darunterliegende Betondecke, die die römische Kelleranlagen sichert, zu isolieren und dann stufenweise mit neuen Erdschichten zu sichern. Bis zum "Brot & Spiele"-Festival im August sollen zwei Drittel der Palästra-Fläche wieder benutzbar und ausschließlich über offizielle Thermen-Zugänge erreichbar sein. Die Treppen an der Kaiserstraße verschwinden, zur Weberbach hin werden dichte Hecken gepflanzt. Für die Grünarchitektur des "neuen" Thermenberings und die Anlage der barrierefreien Wege in den "neuen" Kaiserthermen zeichnet Landschaftsarchitekt Bernhard Korte (Grevenbroich) verantwortlich. Im September soll der mit Handstrichziegeln verkleidete Eingangs-Komplex in Betrieb gehen und die Gesamtanlage zum Jahresende fertig sein. "Spätestens dann wird sich zeigen, dass alles zum Besten für die Kaiserthermen ist", kündigt BSA-Chef Metz an. OB Helmut Schröer hat seine Meinung bereits gefasst: "Ich kann die merkwürdige Diskussion nicht nachvollziehen. Trier erhält ein Geschenk vom Land, für das wir dankbar sein sollten."Wie ist Ihre Meinung zum Thema? Schreiben Sie uns. Ihre Zuschrift sollte maximal 30 Zeilen à 30 Anschläge lang sein und bis heute, 14 Uhr, vorliegen. Fax: 7199439; E-Mail: echo@volksfreund.de

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