"Es stinkt zum Himmel"

TRIER. Nur noch zum Abriss taugt das Gebäude in der Thyrsusstraße mit den Hausnummern 22 bis 24. Doch bis es soweit ist, müssen die Anwohner noch einiges aushalten.

Ein illustres Völkchen steht am Abend regelmäßig vor dem Gebäude in der Thyrsusstraße. Die Flasche kreist, und aufgrund des flüssigen Konsums meldet sich regelmäßig ein menschliches Bedürfnis. Was liegt da näher, mag sich manch ein Zechbruder denken, als mal eben in der Bauruine zu verschwinden. Was für den Betroffenen eine Erleichterung ist, macht den Anwohnern das Leben schwer. Wer das Gebäude passiert oder daneben wohnt, braucht je nach Temperatur schon mal eine Nasenklammer. Es stinkt wie in einer schlecht gepflegten öffentlichen Bedürfnisanstalt. "Widerlich, manchmal lässt es sich kaum aushalten", klagt eine Anwohnerin, die ungenannt bleiben möchte. Ein Blick in das Haus bestätigt den Eindruck des Geruchs: Jede Art menschlicher Hinterlassenschaft ziert das Treppenhaus, überall liegt Müll. Die Fensterscheiben sind zerschlagen, die Scherben verteilen sich teilweise über den Bürgersteig. Die Türen des Gebäudes waren wohl mal vernagelt, sind aber längst wieder aufgebrochen, ebenso die Fenster auf der Rückseite, wo sich der Müll teilweise kniehoch stapelt. Besitzerin der Ruine und damit für das Gebäude verantwortlich ist die Wohnungsgenossenschaft Am Beutelweg. Die würde sich lieber heute als morgen von der unangenehmen Last befreien. "Für uns ist jeder Tag, an dem dieses Haus noch steht, ein schlechter Tag", sagt Claudia Schmeling, Mitarbeiterin der Genossenschaft. Das Haus werde so schnell wie möglich abgerissen, geplant sei der Abriss noch in diesem Jahr. Schmeling: "Für den Abriss haben wir schon Angebote eingeholt. Uns steht dafür Geld von der Stadt zu, die aber noch nicht ausgezahlt wurden." Das werde aber wohl noch im Oktober oder November klappen, hofft sie. Der Zustand des Gebäudes und die Belästigung der Anwohner sind der Genossenschaft bekannt. Ein Hausmeister sei beauftragt, regelmäßig nach dem Haus zu schauen, die Beschwerden der Nachbarn nehme man ernst."Abriss noch in diesem Jahr geplant"

Dennoch, erklärt Claudia Schmeling weiter, könne man nicht alle Unannehmlichkeiten verhindern. "Wir müssten alle Eingänge und Fenster zumauern lassen. Das kostet eine Menge Geld und macht kurz vor dem Abriss wenig Sinn." Herbert Müller, im Trierer Stadtplanungsamt für Landschaftsplanung und Landespflege zuständig, bestätigt die Angaben der Wohnungsgenossenschaft. Aus dem Städtebau-Förderungsprogramm "Soziale Stadt" für benachteiligte Gebiete stünden Sanierungsmittel bereit. 85 Prozent davon kämen vom Land, ein Bewilligungsbescheid liege allerdings noch nicht vor. "Voraussetzung ist, dass die Wohnungsgenossenschaft ein Konzept vorlegt, was nach dem Abriss mit dem Gelände passieren soll", erläutert Müller. "Dieses Konzept muss im Sinne des Projektes Soziale Stadt sein. Ein solches Konzept liegt uns aber noch nicht vor." Mit der Vorschrift wolle man verhindern, dass ein Eigentümer nach dem öffentlich finanzierten Abriss sein Gelände mit gutem Gewinn verkaufe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort