Es war einmal...

OLEWIG. (cofi) Die Märchenoma kommt. Die Kinder im Kindergarten St. Anna freuen sich schon lange vorher auf den Besuch von Margret Millen. Alle zwei Wochen erzählt die Rentnerin den Kleinen Geschichten und Märchen. Ihren ehrenamtlichen Posten bekleidet sie nun bereits im siebten Jahr.

"Ich wollte meine Zeit mit etwas verbringen, was mir Freude macht", sagt Margret Millen. 1997 hatte sie in einem Zeitungsartikel davon gelesen, dass das Seniorenbüro an Kindergärten Märchenerzähler vermittelte. Unter der Regie von Werner Adrian war das damals eine Gruppe von fünf Märchenomas und -opas.Bei ihrer Einstandsprüfung, wie Margret Millen ihren ersten Vorlesetermin nennt, gab ihr Adrian den Text vor, das Grimmsche Märchen Frau Holle. Nachdem Adrian verstarb, löste sich der Märchenerzählerkreis auf. Margret Millen blieb aber ihrer Aufgabe treu. Denn für sie sind die Besuche im Kindergarten nicht bloßer Zeitvertreib, liegen ihr doch besonders die Kinder am Herzen. Ihr Lohn ist die Begeisterung und die Freude ihrer kleinen Zuhörer.Je nach Jahreszeit oder einem besonderen Thema, das im Kindergarten im Mittelpunkt steht, wählt Margret Millen die Geschichten aus. Oberstes Prinzip aber ist, dass die Märchen nicht zu grausam sind. Nicht nur die klassischen Volksmärchen der Gebrüder Grimm, sondern auch Märchen aus anderen Ländern und moderne Kinderliteratur und Tiergeschichten liest die 66-Jährige vor. "Mittlerweile habe ich ein sehr gut gefülltes Regal, suche in der Stadtbibliothek nach neuen Texten oder finde einige Bücher auf Flohmärkten", erzählt Margret Millen. Während der nachmittäglichen Märchenstunde sind die Kinder meist konzentriert, vor allem aber begeistert. Die Sitzplätze neben der Märchenoma sind heiß begehrt. "Ich bereite mich immer auf das Vorlesen vor, damit ich zum Teil auch frei sprechen kann", erklärt Millen. Außerdem hat sie ein offenes Ohr für die Kinder, die ihre Erlebnisse mitteilen wollen. Nach dem Vorlesen nimmt sich Margret Millen dann noch Zeit, für ein kleines Spiel, ein gemeinsames Lied oder zum Reden. "Es ist wichtig, dass Kinder früh mit Sprache vertraut werden", erklärt Leiterin Marion Lieser.Das Spiel mit der Fantasie

Gerade durch das Vorlesen können Eltern ihrem Nachwuchs das Erlernen von Lesen und Schreiben in der Schule erleichtern.Oft setzen Kinder das Gehörte in selbst ausgedachte Spiele um, so wird für sie "Fantasie erlebbar", so Lieser. Aber auch das gemeinsame Erleben und der persönliche Kontakt mit der Märchenoma können den Kindern ein Sozialgefüge nahe bringen, wie es früher in Großfamilien mit mehreren Generationen gelebt wurde.Das den Kindern zu vermitteln, ist für Margret Millen neben ihren anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten in der Pfarrei St. Simon und Juda und ihren Hobbies eine Aufgabe, die sie und die Kinder glücklich macht.

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