Kommt ihr bekannt vor Idee geklaut? Trierer Musikerin haut Statement zu Böhmermanns ESC-Song raus

Trier · “Allemagne Zero Points“ heißt die neueste musikalische Provokation von Jan Böhmermann. Darüber wundert sich eine Musikerin, der die Idee bekannt vorkommt – von ihrem eigenen Song aus diesem Jahr.

Jan Böhmermann hat vor dem ESC 2023 den Song „Allemagne Zero Points“ veröffentlicht.

Jan Böhmermann hat vor dem ESC 2023 den Song „Allemagne Zero Points“ veröffentlicht.

Foto: dpa/Henning Kaiser

Der Countdown für die heiße Phase des Eurovision Song Contest hatte gerade begonnen. Da kam Jan Böhmermann um die Ecke und zog die Aufmerksamkeit vom Wettbewerb voll auf sich selbst. Denn sein neuester Song legt den Finger in die offene Wunde der deutschen ESC-Fans. „Allemagne Zero Points“ (Deutschland Null Punkte) heißt das Werk, das sich über das wiederkehrende Scheitern der deutschen Teilnehmer lustig macht.

Das sorgt einerseits für Erheiterung, andererseits aber auch für Verwunderung. Letzteres ist auch bei der Trierer Musikerin Coremy der Fall. Denn die Grundidee für den Böhmermann-Song kommt ihr verdächtig bekannt vor. Schließlich hat sie in diesem Jahr versucht, mit ähnlicher Comedy in den deutschen Vorentscheid für den ESC zu kommen.

 Der Musikerin Coremy aus Trier kommt Böhmermanns Idee für den Song bekannt vor.

Der Musikerin Coremy aus Trier kommt Böhmermanns Idee für den Song bekannt vor.

Foto: Coremy

Musikerin aus Trier wendet sich an Jan Böhmermann

Kurz nachdem Jan Böhmermann die Veröffentlichung seines Songs angekündigt hatte, reagierte sie bereits auf Instagram. „Bitte nimm mir nicht die einzige Idee, die mein Kanal seit 6 Monaten zu bieten hat“, ist dort zu lesen. Dazu gibt es ein Video, in dem Coremy erklärt, was aus ihrer Sicht passiert ist. Die Vorgeschichte ist schnell erzählt: Der deutsche Startplatz für den ESC 2023 wurde in einem Vorentscheid vergeben. Eine Möglichkeit, sich für diesen Vorentscheid beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) zu qualifizieren, war ein Voting auf der Video-Plattform TikTok. Dort konnten Musiker einen Song speziell für den Wettbewerb hochladen und auf den Erfolg bei der Abstimmung hoffen.

Der Beitrag, der aus Trier ins Rennen ging, nennt sich „Wir werden Letzter“. Die Verbindung zu Böhmermanns ESC-Provokation ist also durchaus erkennbar. Letztlich sei Coremy dann aber ausgeschieden, „weil der NDR keinen Humor hat“.

Dabei ist ihr Song durchaus erfolgreich. 50.000 Mal wurde er auf Spotify abgespielt und eine halbe Million Mal auf TikTok aufgerufen, fasst die Musikerin aus Trier zusammen. Und genau deshalb erscheint es ihr ein bisschen seltsam, dass er von Jan Böhmermann offenbar unbemerkt blieb – auch wenn man ihn doch bei Google leicht hätte finden müssen. Ihr Fazit im Video: „Ich finde den Song ‚Allemagne Zero Points‘ sehr witzig. Ich hätte ihn auch geschrieben, wenn ich ihn nicht schon geschrieben hätte.“

Böse gemeint ist ihr Video aber nicht, das wird ziemlich schnell klar. Immerhin haben sie und Jan Böhmermann den gleichen Humor, stellt Coremy fest. Deshalb wendet sie sich noch einmal direkt an den Satiriker: „Lass mich den Song bitte in deiner Show performen!“ Da sie sehr viel Arbeit in „Wir werden Letzter“ gesteckt hat, würde sie sehr freuen, wenn sie weiterhin „die Person sein dürfte, die man mit dieser Grundidee assoziiert.“

Idee zum ESC-Song geklaut? Das sehen nicht alle auf Instagram so

Weit über 100 Kommentare haben sich schnell unter dem Instagram-Beitrag angesammelt. Viele von ihnen zeigen sich aber etwas skeptisch, was Coremys Argumentation angeht. Exemplarisch kann man dafür den folgenden Kommentar betrachten: „Die gleiche Thematik bedeutet nicht, dass du ein Patent darauf hast. Du hast es auf Deutsch gemacht und Böhmi auf Englisch. Die Texte und die Musik sind nicht mal identisch.“ Ähnliche Beiträge finden sich immer wieder. „Gestern habe ich Deinen Song zum ersten Mal gehört und fand ihn lustig“, erklärt ein anderer Kommentator. „Aber mit Verlaub, er hat nichts mit dem Song von Jan B. gemein, außer vielleicht der Grundidee, und die ist nicht neu.“

Was für die Trierer Künstlerin aber ermutigend sein dürfte: Es gibt trotzdem viel Unterstützung für die Bitte, beim ZDF Magazin Royale auftreten zu dürfen. Ein Statement von Jan Böhmermann steht noch aus. Ob er ein paar Sendeminuten für eine musikalische Darbietung einräumen will, bleibt abzuwarten.

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