Etwas anderes, als sich zu prügeln

TRIER. Zum ersten Mal veranstaltete das rheinland-pfälzische Landeskriminalamt das Präventionsprojekt "easi" in Trier. Fast 1200 Schülerinnen und Schüler aus der Orientierungsstufe beteiligten sich am Freitag an den hauptsächlich sportlich ausgerichteten Angeboten.

Erlebnis, Aktion, Spaß und Information - dafür steht kurz "easi". Bei "easi" erfahren an einem schulfreien Vormittag Fünft- und Sechstklässler das breite Spektrum an Freizeitmöglichkeiten, indem sie sie aktiv ausprobieren - und für ihre Teilnahme an einer Verlosung teilnehmen. Mit der Aktion soll ein Beitrag zur Sucht- und Gewaltprävention geleistet werden. Am Freitag fand "easi" in der Arena statt. "Zum 45. Mal in Rheinland-Pfalz, aber als Großveranstaltung wie hier eher selten", meinte Ulrich Roeder vom Landeskriminalamt. Dank einer Kooperation mit den Stadtwerken wurden die meisten der 1143 Kinder direkt zur Arena befördert. Dort erwarteten sie mehr als 50 Vereine, Institutionen und Jugendhilfeeinrichtungen aus Trier und den Verbandsgemeinden Schweich, Trier-Land und Ruwer, die verschiedene Sport- und Freizeitmöglichkeiten boten. Mit Laufzetteln eilten die Schüler von Station zu Station durch Aufwärmhalle, Spielstätte und Galerie - sofern sie nicht an heiß begehrten Aktionen Schlange stehen mussten. Wie bei der Kletterwand des Alpenvereins. Selbsterfahrung und Selbstbewusstsein könnten beim Klettern trainiert werden, sagte eine Helferin. "Das ist nicht mein Ding", meinte allerdings ein Mädchen beim Ablassen aus luftiger Höhe. Auch das gehört bei "easi" dazu: Neues ausprobieren, sich selbst erkennen, Neigungen entdecken. Kooperation war beim "Spinnennetz" des Ex-Hauses gefragt. "Hier geht es nur im Team", erklärte ein Betreuer den gewaltpräventiven Aspekt. Sein Eindruck von "easi": Viele Schülergruppen durchliefen leider ohne ihre Lehrer die Stationen, denen somit Informationen entgingen. Das war allerdings bei Thorsten Scherer anders. "Wahnsinn, das finde ich ganz toll hier", sagte der MPG-Lehrer begeistert und lobte die "klasse" Organisation. "Wenn es so was gegeben hätte, als ich klein war, wäre ich erst mit 18 wieder rausgegangen." Ein paar hätten schon nach Trainingszeiten gefragt, meinte ein Judo-Lehrer. Auch beim SV Ehrang begeisterten sich die Schülerinnen für den Mädchen-Fußball, den der Verein anbietet. Ganz andere Erfahrungen machten die Kinder bei dem Stand der Beratungsstelle Lichtblick. Ausgestattet mit simultierenden "Rauschbrillen" erlebten sie die Einschränkungen von Motorik und Sehvermögen, die normalerweise durch Alkoholkonsum eintreten. Betreuerin Ute Isselhard-Thinnes und ihre Kollegen sprachen die Kinder gezielt auf das Beratungsangebot von Lichtblick an und gaben den Kindern Flyer mit. "Hier sehen wir, dass man auch was anderes machen kann, als sich nur zu prügeln", brachte ein Elfjähriger drastisch, aber treffend seine Begeisterung für "easi" auf den Punkt. Und eine Mädchen-Clique hatte nur einen einzigen Kritikpunkt: "Zu viel Schlange gestanden." Das Präventionsprojekt wird mit einer Lehrerfortbildung fortgesetzt.

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